Blutprinz (German Edition)
Gärtner und Haushälter. Ein Halbblutvampir, der sich seit mehr als einem Jahrhundert um das Schloss kümmerte. Und Maria war Bartolomeos Schwester, eine Vampirlady, die nach dem Tod ihres Gefährten ihr Zimmer im Schloss seit über zweihundert Jahren nur noch verlassen hatte, um zu trinken.
„Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass du eines Tages hierher zurückkehrst.“
Bartolomeos’ Augen starrten ins Leere und sein Gesicht wirkte noch zerfurchter. André konnte sehen, wie sehr sein Vater die alten Zeiten vermisste, als es in den Gemäuern des Schlosses noch so hektisch zuging, wie am Hof des Kaisers von Österreich.
Seufzend sank der alte Mann auf den Stuhl und goss André Kaffee in die Tasse. Seine Hände zitterten, als sie die schwere Porzellankanne hoben, doch Bartolomeos ließ es sich nicht nehmen, den Kaffee selbst einzuschenken.
„Das Feuer mag meine Haut und mein Fleisch verbrannt haben, aber nicht meinen Stolz“, sagte er und seine Worte weckten Andrés Erinnerungen an jenen Tag im Jahr 1953, als sein Vater Opfer eines hinterlistigen Vampirjägerangriffs wurde. Ein Flammenwerfer hatte Bartolomeos’ Körper in eine lebendige Fackel verwandelt. Unter lodernden Flammen begraben, die gierig nach seinem Fleisch züngelten, war Bartolomeos vor den Augen seines Sohnes durch die Straßen Bratislavas gestolpert und schließlich als Feuerball in die Donau gesprungen. Doch sein Äußeres war von jenem Tag an gezeichnet, denn kein Vampir verfügte über die Fähigkeit, Brandwunden zu regenerieren. Noch in derselben Nacht hatte Bartolomeos die Führung des Barov-Clans an André übergeben.
„Ich bin hergekommen, weil ich etwas Ruhe suche.“
„Welche Probleme quälen dich?“, fragte Bartolomeos.
André schilderte seinem Vater in allen Einzelheiten, was in den letzten Wochen vorgefallen war und sparte sich seine Begegnung mit Natalie für den Schluss auf.
„Das klingt nach schlimmen Neuigkeiten, mein Sohn. Ein offenbar größenwahnsinniger Halbblüter plant einen Aufstand gegen den Rat, während das Ebenbild Alessandras dir den Kopf verdreht“, resümierte sein Vater. „Sieht sie ihr wirklich so ähnlich?“
„Auf den ersten Blick ja, aber wenn man sie näher kennen lernt …“
„Du hast dich in sie verliebt“, sprach Bartolomeos jene Worte aus, die André die ganze Zeit über verdrängte und leugnete. Der Blick seines Vaters ruhte auf der Kaffeetasse. „Unter anderen Umständen wäre ich erfreut, aber sie ist ein Mensch und du hast eine Verantwortung gegenüber deiner Familie und deiner Rasse zu tragen.“
André atmete tief durch. „Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst. Sag mir was ich tun kann, um sie zu vergessen.“
„Das kann ich nicht, mein Sohn.“ Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Ich kann dir nur raten, an deine Aufgabe zu denken, auch wenn es nicht einfach erscheint, diese Frau zu vergessen. Du musst für dein Lebenswerkkämpfen, André. Der Rat war deine Idee und diese Idee hat den Krieg mit den Jägern beendet und die Vampire vor dem sicheren Untergang bewahrt.“
Später spazierten sie gemeinsam durch den Park und sprachen über die neuen Gesetze des Rates, die schärfere Strafen für all jene vorsahen, die sich den Regeln widersetzten.
André bemerkte, wie sein Vater versuchte, seine Gedanken von Natalie fort in eine andere Richtung zu leiten. Ansonsten begnügte sich Bartolomeos mit einfachen Schilderungen. Dieses Mal ließ er sich jede Idee erklären, nickte zustimmend oder schüttelte unschlüssig den Kopf. Eine Weile sprachen sie über das Jahrhundert der Wende. In der Zeit, als Andrés Vater noch die Barovs geführt hatte, lebte jede Familie für sich und hegte nur selten freundschaftliche Beziehungen zu anderen Clans. Der Fortschritt der Menschen auf den Gebieten der Medizin und Waffentechnik im zwanzigsten Jahrhundert hatte jedoch dazu geführt, dass die mentalen und körperlichen Fähigkeiten eines Vampirs allein nicht mehr ausreichten, um gegen die Jägerorden zu bestehen. Kämpften die Jäger in der Vergangenheit noch mit Pistolen und Degen, griffen sie mit den Jahrhunderten zu neuartigeren Waffen.
Erst als Bartolomeos vor einem Gedenkstein anhielt, wusste André wozu der Spaziergang und die belanglosen Gespräche über die Vergangenheit gedient hatten. Der schmale, rechteckige Stein war zur Hälfte im Erdreich versunken und wurde von einem Netz aus grünen Ranken umschlossen, als wollten sie den weißen Block in den Boden ziehen. Abgesehen
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