Blutprinz (German Edition)
zwischen den Gesetzen und seinen Gefühlen, die alles, an das er bisher geglaubt und wofür er gearbeitet hatte, erschütterten. Äußerlich war er immer noch der athletische Mann, elegant und mächtig. Doch sein Inneres war ein zerklüfteter Canyon, voller tiefer Abgründe. Wie lange konnte sie ihn so leiden sehen? Es lag nun an ihr eine Entscheidung zu treffen und auch wenn sie schreckliche Angst davor hatte dieses unbekannte neue Leben zu betreten. Aber es war der einzige Weg zum Glück.
„Was geschieht bei der Metamorphose?“ Sein Blick gefror bei diesen Worten. „Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dann möchte ich diesen Weg gehen.“
Er schüttelte bedächtig seinen Kopf. „Ich kann nicht“, sagte er. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn du sterben würdest.“
„Was genau geschieht dabei?“
„Es ist ein Ritual, bei dem ein Teil von mir in dich übergeht und deinen Körper verändert. Doch diese Veränderung …“
Natalie sah, wie er mit sich kämpfte. Was war in seiner Vergangenheit geschehen, das ihn so sehr betrübte? In diesem Augenblick fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie wusste was geschehen war. Er hatte es ihr die ganze Zeit zu sagen versucht, doch sie wollte es einfach nicht verstehen, aus verletztem Stolz.
„Alessandra ist bei diesem Ritual gestorben, nicht wahr?“
Er nickte. „Während sich die DNS des menschlichen Körpers verändert, kämpft der Organismus dagegen an und kurz bevor die Verwandlung abgeschlossen ist, hört das Herz für einen Moment auf zu schlagen. Alessandra war nicht stark genug. Ihr Wille zu einer Vampirin zu werden entsprang ihrer Liebe zu mir, doch ihr Körper hatte nicht die Kraft, die Verwandlung zu überleben. Ihr Herz …“
„Hörte für immer auf zu schlagen“, beendete Natalie den Satz.
Sie legte den Schwamm beiseite, nahm sein Gesicht in beide Hände und versuchte, den Schmerz über den Verlust der anderen Frau wegzuküssen. Eigentlich hätten sie Andrés Erklärungen noch mehr beängstigen müssen. Doch sie bestärkten sie in ihrem Entschluss, diesen Weg zu gehen.
„Ich möchte es dennoch und ich denke, dass meine Gefühle und mein Wille stark genug sind.“
„Ich zweifle nicht an deiner Stärke und deinem Willen.“
„Manchmal muss man seiner größten Angst gegenübertreten.“
Ihre Lippen wanderten zu seinem Hals. Sie fühlte seinen Pulsschlag, der mit jeder ihrer Berührungen schneller wurde.
„Ich fürchte mich nicht vor dem Ritual, sondern nur davor, dich zu verlieren. Okay, der Gedanke Blut zu trinken ist auch nicht wirklich prickelnd.“
Ihre Finger wanderten weiter über seine Brust, berührten die nasse, warme Haut, die lebendiger war, als in jeder Legende über Vampire. André mochte ein geheimnisvolles Wesen sein, aber er war kein seelenloser Untoter.
„Ich brauche dich so sehr, wie du mich brauchst und ich sehne mich danach, an deiner Seite zu leben. Doch ich will meine Liebe nicht verstecken und ich möchte nicht unerwünscht sein, unter den deinen. Ich wähle die Metamorphose.“
Natalie liebkoste seinen Hals, lauschte seinem leisen Aufseufzen und spürte, wie sich seine Männlichkeit ihre Schenkel entlang streichend zu voller Größe erhob. Er wandte seinen Kopf in ihre Richtung, wollte sie küssen, doch sie wich dem Kuss aus.
„Nicht so schnell, großer, mächtiger Blutprinz. Es verstößt gegen deine Gesetze mich zu küssen“, sagte sie. „Und du wirst meine Lippen erst wieder schmecken, wenn du dich entschieden hast.“
Damit ließ sie von ihm ab. Es kostete sie Überwindungskraft, der eigenen Erregung zu widerstehen. Natalie bemerkte Andrés verlangenden Blick und sah, wie sich seine Fänge weit aus dem Oberkiefer schoben. Dennoch lehnte sie sich André gegenüber an den Wannenrand und griff erneut nach dem Schwamm.
Wie sehr würde sich ihr Leben an der Seite eines Vampirs verändern? Ein kleiner Teil in ihr schien alles noch immer für einen ziemlich realistischen Traum zu halten, doch vielleicht war das ganze Leben nur eine Art Traum.
„Ich kann ohne dich nicht mehr sein“, sagte André. „Dieses unsichtbare Band ist etwas, dem ich nicht widerstehen kann. Das Schicksal hat uns füreinander bestimmt und wenn die Metamorphose der einzige Weg ist, dann soll es so sein.“
Nachdenklich betrachtete er Natalie. Dann sah er aus, als lausche er einer Stimme, die nur er hören konnte.
„Was ist?“
André schloss die Augen. „Es ist Gerald. Er spricht mit mir.“
„Ah, das
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