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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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noch aufs Klo.
    – In Ordnung.
    Vor lauter Erleichterung hätte er beinahe geseufzt. Ich lege eine Hand auf seine Schulter.
    – Ich komme mit. Dort können wir in Ruhe reden. Ist lange her, dass wir uns mal in Ruhe unterhalten haben.
    Mit der freien Hand bedeckt er die verbogene Nase und die Narbe auf der Wange. Erinnerungen an das letzte Mal, als wir uns in Ruhe auf dem Klo unterhalten haben.
    – Nein, nein. Ist schon okay. Ich kann’s mir verkneifen.
    Das Pärchen am Tisch greift nach den Jacken.
    – Hier, setzen wir uns, Joe. Wir können uns doch auch hier unterhalten.
    – Klar.
    Wir setzen uns an den kleinen Tisch. Ich blicke Phil an, der in seinen sündhaft teuren Scotch starrt und das Glas zwischen den Fingerspitzen hin und her dreht.
    – Wie lange bist du schon so unterwegs?
    Er zuckt zusammen.
    – Äh, was? Oh, ähm...
    Er versucht, die Tage an den Fingern abzuzählen, findet jedoch bald heraus, dass er nicht genug Finger hat.
    – Paar Wochen vielleicht.
    – Das ist nicht gerade gesund.
    Vorsichtig fährt er mit den Fingern seiner rechten Hand in seine Tolle und kratzt sich den Kopf.
    – Na ja, gesund? Ich weiß nicht. Gesund ist nicht so mein Ding.
    Ich grinse.
    – Scheint mir auch so.
    Er zieht die Finger wieder aus seiner Frisur und wischt sich die fettige Pomade an seiner engen schwarzen Jeans ab.
    – Also?
    – Also, Phil?
    – Hast du ’ne Frage an mich, Joe? Weil, wenn du nur hier bist, um mir die Fresse zu polieren oder mich wieder gegen ’ne Wand zu donnern, nicht, dass ich besonders scharf drauf wäre, aber wenn du das tun willst, dann lieber gleich. Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit und muss unbedingt noch was auftreiben. Ich halt nicht mehr lange durch.
    – Willst du ins Guinness-Buch oder was?
    – Nein, nein, nur, weißt du, ich hab ein Päckchen Speed-Pillen aufgetrieben und, na ja, ich kann mich schlecht beherrschen. Also hab ich eine nach der anderen eingeworfen. Und ich bin jetzt schon so lange drauf und hab Party gemacht, wenn ich jetzt runterkomme, werd ich wirklich ganz hart aufschlagen. Und das will ich nach Möglichkeit vermeiden.
    – Klingt vernünftig.
    – Ja, find ich auch.
    – Apropos Drogen, Phil. Gibt’s da was Neues in der Richtung?
    – Was Neues?
    – Ja. Ist eine neue Substanz im Umlauf?
    Man kann förmlich sehen, wie er die Ohren spitzt.
    – Neu? Was Neues im Umlauf? Hast du was? Gibt’s einen neuen Stoff, Joe?
    – Beruhig dich, Phil. Das Zeug ist nur für Leute wie mich.
    Er versucht verzweifelt, die Augen offen und mich im Blickfeld zu behalten.
    – Für Leute wie dich? Also, du meinst, gelegentliche Konsumenten oder was? Scheiße, mit dem soften Zeug hab ich nichts zu tun. Du kennst mich doch.
    Ich beuge mich über den Tisch.
    – Jetzt bleib mal für einen Moment bei der Sache, Phil. Ich will wissen, ob eine neue Droge im Umlauf ist.
    Ich deute mit dem Finger auf meine Brust.
    – Für Leute wie mich .
    Dann deute ich auf Phil.
    – Im Gegensatz zu Leuten wie dir .
    Er konzentriert sich, glotzt erst auf meinen Finger, dann auf seine Brust, dann wieder zu mir.
    – Oh! Scheiße! Klar, Mann! Jetzt kapier ich’s! Er deutet mit dem Finger auf mich.
    – Für Leute wie dich .
    Er deutet auf sich selbst.
    – Im Gegensatz zu Leuten wie mir .
    Er grinst.
    – Kapiert.
    Er nippt an seinem Scotch. Sein Blick wandert wieder in die Ferne.
    Ich lasse meine Faust auf den Tisch krachen.
    – Also?
    – Was? Ach so. Ja. Ja, davon hab ich gehört. Neues Zeug. Klar, die Kids nehmen das. Klar hab ich gehört davon. Scheiße, wer nicht? Wo bist du gewesen, Joe? Auf dem Mond?
     
    – Das Zeug würde ich selbst gerne mal probieren. Was auch immer es ist.
    – Das bringt dich um.
    – Mich? Nö. Niemals.
    – Phil, es ist stärker als das Vyrus. Es wird dich umbringen.
    – Na ja, wenn man’s so sieht, vielleicht. Aber wenn’s irgendjemand packt, dann ja wohl ich.
    – Wenn du meinst.
    Phil braucht dringend Stoff, und da sind seine Aussichten im Niagara ziemlich mau. Also schlendern wir die Avenue A hinunter.
    Ich könnte es einfach aus ihm herausprügeln. Ihm jedes Mal, wenn seine Gedanken abschweifen, ordentlich eine verpassen. Was bei den Unmengen an Speed, die er die letzten zwei Wochen eingeworfen hat, richtig in Arbeit ausarten könnte. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, Phil herumzuschubsen. Oder ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Ein Wurm wie Phil ist praktisch dazu geboren, ständig eins auf die Fresse zu kriegen. Himmel, es fehlt nicht mehr

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