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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Tequila vor die Nase.
    – Trink.
    Er kippt ihn hinunter.
    – Also für die gesetztere Klientel ist das Zeug nichts. Es ist geheim, skandalös, exotisch und alles. Richtig tabu. Um ehrlich zu sein, verdirbt mir der Scheiß mächtig das Geschäft.
    – Wie nimmt man das Zeug?
    – Keine Ahnung. Passiert alles hinter verschlossenen Türen. Geheim, geheim. Aber da gibt’s wilde Geschichten. So ein angesagter Geheimzirkel, der sich das Zeug reinpfeift und dann völlig ausflippt und Wölfe und Fledermäuse und so Sachen vögelt. Du weißt schon.
    Genau. Fledermäuse vögeln. Solche Sachen eben.
    – Wo schnappst du solche Storys auf? Es gibt doch gar nicht genug Frischlinge, um so eine Szene zu bilden.
    Die Tussi mit der Cordhose kommt von der Toilette zurück. Die Kugel ist merklich geschrumpft. Phil rollt mit den Augen.
    – Ach Scheiße. Ich wusste es.
    – Phil, woher weißt du das?
    – Keine Ahnung, hab ich aufgeschnappt. Gerüchte.
    – Gerüchte, von denen ich nichts gehört habe? Von denen Terry Bird nichts gehört hat?
    Er leert sein Bier so schnell, dass es ihm aus dem Mund und übers Kinn läuft. Er wischt sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
    – Gerüchte aus meiner Szene. Aus der Drogenszene. Hör mal, Joe. Du hast da so eine Art Tunnelblick. Du bist ein richtiges Arbeitstier, also, du hast ein Ziel, und das verfolgst du dann. Hast immer einen Job. Könntest genauso gut acht Stunden in irgendeiner bekackten Bank arbeiten. Und Bird gehört hier unten schon zum Establishment. Klar, er kämpft immer noch für die gerechte Sache und gegen die Koalition, aber für die Frischlinge ist er so eine Art Fossil. Die haben keine Lust, gegen die Machtverhältnisse anzustinken. Sie wollen Spaß, keine Revolution. Das Leben genießen, solange sie, na ja, noch jung sind. Glaubst du wirklich, dass die einem alten Sack wie dir was anvertrauen würden?
    Jetzt sieht er mir in die Augen und scheint jedes Interesse an seiner Umgebung verloren zu haben. Ich starre zurück. Schließlich packt er eine Bierflasche, trinkt und legt dabei den Kopf in den Nacken, um meinem Blick auszuweichen.
    – Das ist alles, Joe. Na ja, zumindest alles, was ich weiß.
    – Aha.
    – Genau. Das war’s schon.
    Er nimmt einen weiteren Schluck.
    – Tolle Rede.
    Noch einen Schluck.
    – Wer hat sie für dich geschrieben, Phil? Woher hast du den ganzen Scheiß?
    Er leert das Bier.
    – Keine Ahnung.
    Er deutet irgendwo hin.
    – Hey, sieht aus, als...
    Ich lege meine Hand auf seine.
    – Woher stammt dein Text, hab ich gefragt.
    Er versucht, seine Hand zu befreien. Ich drücke sie unbarmherzig auf die Tischplatte.
    – Rede? Joe, das war keine Rede. Da hat das Speed aus mir gesprochen. Verbale Diarrhö. Ich laber einfach nur so vor mich hin. Wirklich, liegt am Speed. Weißt du doch.
    Ich verstärke den Druck auf seine Hand.
    – Phil, mit wem hast du geredet?
    Er beißt die Zähne zusammen.
    – Geredet?
    – Phil, ich zerquetsch dir die Hand. Du wirst nie wieder in der Lage sein, eine gerade Line auszulegen. Mit wem hast du gesprochen?
    Inzwischen hat er mit seiner freien Hand mein Handgelenk gepackt und versucht verzweifelt, sich zu befreien.
    – Na ja, also, kann schon sein, dass es da einen Typen gibt...
    – Was für einen Typen?
    – Sie nennen ihn den Grafen.
    Ich lasse seine Hand los. Er reißt sie an sich und beginnt sie zu massieren.
    – Himmel, Joe. Das hätt’s jetzt nicht gebraucht. Hättest mir fast das Scheißhandgelenk gebrochen. Reicht’s dir immer noch nicht? Macht es dir wirklich so viel Spaß, mich dauernd zu drangsalieren?
    – Wo finde ich diesen Grafen?
    – Keine Ahnung. Wirklich, keine Ahnung. Ich kenn den Typen nicht näher. Bin ihm nur ein paarmal über den Weg gelaufen, mehr nicht.
    – Bring mich mit ihm zusammen.
    – Ach, hör auf. Das könnte die ganze Nacht dauern. Ich muss mich um meinen eigenen Scheiß kümmern. Ich komm langsam runter, und du bringst mir hier meinen ganzen Zeitplan durcheinander. Im Moment hab ich keine einzige Connection, muss mich auf die Barmherzigkeit von irgendwelchen Arschlöchern verlassen, und jetzt verlangst du von mir, dass ich den Rest meiner kostbaren Energie darauf verschwende, deine Sachen zu regeln. Das ist nicht fair, Joe. Das ist wirklich nicht fair.
    Ich stehe auf und krame den letzten Rest Bargeld aus meinen Taschen. Abzüglich der Drinks im Niagara und dem Zwanziger für den Türsteher bleiben mir noch etwa vierzig Mäuse, die ich Phil präsentiere.
    – Besorg dir

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