Blutrausch
hilft, würde ich mir sofort reinziehen. Terry ist in dieser Hinsicht auch nicht gerade ein Waisenknabe. Man muss sich den alten Hippie nur ansehen und kann sich vorstellen, dass er zu seiner Zeit alles ausprobiert hat. Jetzt hat er andere Sorgen.
Terry versucht, die Welt zu verändern. Das dauert und braucht Raffinesse. Behauptet er zumindest. Typen, die in aller Öffentlichkeit austicken, gefährden nicht nur sein Vorhaben, sie machen ihn auch mächtig nervös. Es sind gottverdammte Frischlinge. Wie also kommen sie an das Zeug? Wenn eine neue Abart von DMT oder irgendein anderer chemischer Cocktail aufgetaucht wäre, hätte Terry eigentlich als Erster davon erfahren müssen. Lange vor den Frischlingen.
– Du willst also wissen, was es ist und wer es aufgebracht hat.
– Genau. Ich muss wissen, wo die Frischlinge das Zeug herkriegen.
– Das ist alles? Nur diese Information?
– Klar. Was denn sonst?
Ich spiele mit meinem Zippo. Öffne es. Lasse es wieder zuschnappen.
– Denk ja nicht, dass ich mich mit den Herstellern von dem Zeug anlegen werde.
Er reibt sich über das Kinn.
– Ich kann dir nicht ganz folgen. Was meinst du?
– Terry, ich werde nicht mehr für dich töten.
Er kratzt sich im Genick.
– Wow. Darauf wäre ich nie gekommen. Wie gesagt, Joe, das ist ein gesellschaftliches Problem. Deshalb wende ich mich guten Gewissens an einen vertrauenswürdigen Partner wie dich. Ich weiß, dass wir viele unserer Sorgen miteinander teilen.
Er hört auf, sich zu kratzen.
– Sollte sich das Ganze unerwartet zu einem Sicherheitsrisiko auswachsen, werden wir uns natürlich selbst darum kümmern.
– Einverstanden.
Ich erhebe mich.
– Dann mach’ ich mich mal an die Arbeit.
Er erhebt sich ebenfalls.
– Hervorragend, Joe. Freut mich echt. Schön, dass du wieder mal mit uns zusammenarbeitest.
– Ja, klar.
Er begleitet mich zur Tür.
– Und vergiss nicht, die Sache ist ein allgemeines gesellschaftliches Problem. Dabei wollen wir es fürs Erste belassen, bis wir genau wissen, womit wir es hier zu tun haben.
– Wie du meinst, Terry. Du bist der Chef.
– Großartig. Toll.
Er führt mich zur Eingangstür und öffnet sie für mich.
– Dann höre ich die Tage wieder von dir?
– Klar.
– Gut.
Er klopft mir auf die Schulter.
– Hat mich gefreut, Joe.
– Mich auch, Terry.
Ich gehe die Stufen hinunter und überquere die Straße. Als ich mich umdrehe, steht Terry noch immer in der offenen Tür. Er grinst breit und winkt mir zu.
– Ich glaube an dich, Joe.
Ich hebe fast unmerklich die Hand, und er verschwindet wieder im Haus.
Als ich am Ende des Blocks um die Ecke biege, sehe ich Tom und Hurley die Straße herunterkommen. Wir marschieren direkt aufeinander zu, und Tom tut so, als hätte er mich nicht bemerkt. Hurley nimmt ungefähr drei Viertel des Gehwegs ein, und ich weiß, dass mir Tom das letzte Viertel nicht kampflos überlassen wird. Also steige ich in den Rinnstein, um ihnen Platz zu machen.
Ein höhnisches Grinsen umspielt Toms Mundwinkel.
– So ist’s recht, du Arsch. Mach uns Platz.
Ich lasse sie vorbei.
– Was macht der Sicherheitsbereich, Tom?
Sie gehen weiter.
– Alles sicher?
Und weiter.
– Hast du auch nicht vergessen, Terrys Sachen aus der Reinigung abzuholen?
Er geht weiter und zeigt mir über die Schulter hinweg den Finger.
Tom hasst mich fast so sehr wie Predo. Würde ich kurz vorm Abkratzen auf der Straße liegen, würden sich die beiden um die Ehre prügeln, mir den Rest geben zu dürfen. Wie dem auch sei, Tom ist ein Arschloch erster Güte. Und ungefähr so reizbar wie der Schwanz eines Dreizehnjährigen. Trotzdem kann ich es nicht lassen, ihn zu provozieren. Jeder braucht schließlich ein Hobby.
Terrys gesamtgesellschaftliches und sicherheitstechnisches Geschwafel geht mir am Arsch vorbei. Was er sagen wollte, war schlicht und ergreifend, dass außer uns beiden niemand wissen darf, womit er mich beauftragt hat. Nicht mal seine eigenen Leute. Ganz besonders nicht seine eigenen Leute. Aber gut, wenn Terry will, dass ich die Sache auf die heimliche Tour durchziehe, wird ihn das einiges kosten. Er weiß, dass ich ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Ratsversammlung nicht auf dem Territorium der Society herumschnüffeln kann, ohne Ärger zu bekommen. Das kostet ebenfalls extra. Aber auch wenn Terry immer alles in große Worte verpackt, seine Rechnungen zahlt er pünktlich.
Und schon geht’s mir besser. Kein Wunder. Ich habe einen Job, kann
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