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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Türen und schafft Verbindungen. Und die Koalition ist mit den Jahren ziemlich erfindungsreich geworden, wenn es darum geht, diese Verbindungen auszubauen und zu nutzen. Behauptet zumindest Terry. Aber, wie es aussieht, muss man ihm wohl Glauben schenken. Und hier wären wir gleich beim zweiten Grund, warum die Vampyre nicht wie Pilze aus dem Boden schießen: Die Koalition hat kein Interesse daran.
    Die Grundsätze, nach denen die Koalition sich ausrichtet, sind denjenigen der Society genau entgegengesetzt. Sie will das Vyrus möglichst geheim halten. Wenn man schon so lange dabei ist wie sie, entwickelt man zwangsläufig eine Art historischer Perspektive. Die Koalition hat schon vor langer Zeit entschieden, dass ein normales Zusammenleben mit dem Rest der Bevölkerung niemals möglich sein wird. Das ist der einzige Punkt, in dem ich ihr recht gebe. Obwohl ihr Einfluss auf Manhattan seit den Sechzigern abgenommen hat, ist sie noch immer mächtig genug, um bestimmte Grenzen zu setzen. Zum Beispiel, dass es nie zu viele Vampyre geben darf. Nicht, dass sie irgendjemand davon überzeugen müssten. Das liegt schließlich in unser aller Interesse. In so einem empfindlichen Ökosystem wie dem unsrigen wird gnadenlos ausgesiebt. Manhattan ist nach wie vor eine verdammte Insel, also reicht das Nahrungsangebot nur für eine bestimmte Anzahl von Jägern aus. In diesem Fall besteht die Gefahr zwar nicht darin, dass die Beute früher oder später ausgerottet wird. Das Problem ist eher, dass wir nicht wirklich die Jäger und Herren unseres Reviers sind, sondern vielmehr Parasiten. Und wir sind den normalen Menschen zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Es liegt also in unserem Interesse, keine Aufmerksamkeit zu erregen und unsere Zahl möglichst klein zu halten.
    Und deswegen ist Phil auch so ein Arschloch.
     
    Während ich nach Hause gehe, denke ich darüber nach, was für ein großes Arschloch Phil doch ist. So muss ich wenigstens nicht über Evie nachgrübeln und die Tatsache, dass sich ihr Zustand verschlechtert. Möglicherweise dramatisch verschlechtert. Und darüber, dass sie hofft, ich würde ihr Blut spenden, wenn es schließlich hart auf hart kommt.
    Philip. Ich denke an Philip.
    Zu Hause angekommen hole ich den Notvorrat an Geld aus dem Kellerapartment. Im Hodown habe ich es nicht gebraucht, aber das Blackie’s wird zwangsläufig teuer werden. Für einen Augenblick stehe ich da und starre auf das ungemachte Bett. Evie wollte heute Nacht nicht zu mir kommen. Nicht, nachdem sie erfahren hat, dass ich noch einen Job zu erledigen habe und nicht weiß, wie lange ich dafür brauchen werde. Das ist nicht gerade das, was ein Mädchen von ihrem Freund hören will, wenn sie gerade erfahren hat, dass ihre tödliche Krankheit einen schlechten Verlauf nimmt. Ich hab’s nicht gern getan, aber ich muss den Job für Terry durchziehen, um an Blut zu kommen. Sonst bin ich ihr keine große Hilfe. Und die will ich sein. Wirklich.
    Ich krame wieder im Schrank. Diesmal nicht nach Blut, sondern nach einer Kanone. Ich öffne den Safe, in dem ich meine Waffen aufbewahre, und entscheide mich für die kurzläufige .32er. Nachdem ich überprüft habe, ob sie geladen ist, stecke ich sie mir hinten in den Hosenbund. Eigentlich habe ich keinen Grund zur Annahme, dass ich sie wirklich brauchen werde, aber es ist schon spät, ich bin ziemlich reizbar, und vielleicht will ich Phil damit eins über den Schädel ziehen. Ihm oder diesem Clown von Grafen.
    Ich sperre alles wieder ab und mache mich auf den Weg ins Blackie’s.
     
    In der 13th angekommen drücke ich an einer Haustür auf den Klingelknopf ohne Namensschild. Ich warte, während mich jemand durch ein Guckloch überprüft. Dann öffnet sich die Tür. Es ist Dominick.
    – Hey, Dom.
    – Hey, Kumpel.
    Er wirft einen Blick auf die Straße, um sicherzugehen, dass keine Cops in der Nähe sind, dann hält er mir die Tür auf.
    – Komm rein.
    Das Blackie’s ist ein echtes Loch. Früher war es wahrscheinlich mal die Hausmeisterwohnung, jetzt ist es eine dreckige Kaschemme der übelsten Sorte. Es ist vier Uhr morgens, und sie haben gerade aufgemacht. Ich bin also einer der ersten Gäste. Blackie hat es geschafft, die Theke, ein paar Tische und Sofas, einen Billardtisch und eine altmodische Jukebox, die noch echte 7-inch-Platten spielt, in einen winzigen Raum zu quetschen. Ich brauche etwa zwei Sekunden, um herauszufinden, dass Phil nicht unter den vier oder fünf Idioten ist, die hier herumlungern.

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