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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Hemds ab. Er und die Rhinos kommen auf mich zu.
    Digga hebt die Hand.
    – Keine Zeit für den Scheiß. Die Sonne geht auf. Der Mann muss los.
    Die Rhinos steigen in den Hummer. Timberlands geht zur Fahrerseite hinüber.
    – Das regeln wir später, Motherfucker.
    – Schon recht. Einfach hinten anstellen.
    Digga steigt in den Hummer, ohne die Tür zu schließen.
    – Die Jacke muss dir jemand Besonderes geschenkt haben.
    Ich ziehe sie an, nehme mein Zippo aus der Tasche und zünde eine von Percys Pall Malls an.
    – Ja. Jemand ganz Besonderes.
     
    Die Lichtkegel der Straßenlaternen beleuchten den Pfad in regelmäßigen Abständen. Hier unten sind es noch hässliche Industrielampen, weiter oben dann schon dieselben verzierten Laternen, wie man sie auch im Central Park findet.
    Unter einem bedrohlich fahlen Himmel gehe ich auf die vor mir aufragende Mauer zu. In den kahlen Ästen der Bäume hängen Plastiktüten wie tote Hautfetzen. Die Laternen im Park verlöschen. Das Tageslicht wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Zwar werden die düsteren Sturmwolken die Sonnenstrahlen abhalten und mir ein bisschen mehr Zeit verschaffen, trotzdem brauche ich einen Unterschlupf, und zwar schnell. Ich blicke zur Straße zurück. Diggas Hummer bleibt immer auf gleicher Höhe mit mir. Sie wollen sichergehen, dass ich keinen Fluchtversuch unternehme. Aber wo zur Hölle sollte ich denn hinrennen?
    Vermutlich hat Digga recht, und sie haben hier irgendwo Wachen postiert. Vielleicht hocken sie in dem hohen Gebäude des Studentenwohnheims. Von den obersten Stockwerken aus kann man meilenweit in jede Richtung sehen. Und sie haben mich hundertprozentig in ihrer Kartei. Wenn sie da oben sitzen, wovon ich mal ausgehe, dann kennen sie auch mein Gesicht. Und vermutlich wird Digga auch insofern recht behalten, als sie mich einfangen und verhören wollen. Die Frage ist nur, ob ich da mitspielen werde. Der Pfad macht eine weitere Biegung und endet vor der südlichen Treppe. Es sind breite Stufen mit der Felswand auf der einen Seite und einem Ausblick auf den Hood auf der anderen. Oben enden sie vor einem Tor.
    Ich steige langsam die Treppe hinauf.
    Wenn sie mich wirklich reinschleifen und verhören, muss ich mir wenigstens keine Gedanken über die Sonne machen. Zumindest fürs Erste. Über kurz oder lang werde ich dann allerdings von Predo hören. Digga hat keine Ahnung, wie abgrundtief Predo mich hasst. Und das könnte mir bei meiner Suche nach Informationen über den neuen Stoff durchaus hinderlich werden. Sie unter Umständen sogar völlig unterbinden. Ich könnte jetzt losrennen und es eventuell bis zur U-Bahn-Station schaffen. Aber selbst dann ist nicht garantiert, dass ich auch unversehrt und in einem Stück wieder aus dem Scheißzug steige. Und in einem weiteren Punkt hat Digga recht. Sogar wenn mir das gelingen sollte, stecke ich ganz tief in der Scheiße. Ein Unabhängiger, der sich sowohl mit der Koalition als auch dem Hood angelegt hat? Da kann ich meine verbleibenden Tage an einer Hand abzählen und habe immer noch ein paar Finger übrig. Ich erreiche einen Absatz in der Mitte der Treppe. Ich bleibe stehen, betrachte die Aussicht und zünde mir eine Zigarette an.
    Eine richtige Scheißsituation.
    Ich wende mich der Wand zu. Sie befindet sich unmittelbar vor meiner Nase, so dass ich den Kopf in den Nacken legen muss, um das obere Ende zu erkennen. Sie besteht aus großen Felsen mit tiefen Zwischenräumen. Dieses Fleckchen hätte ich auch nicht hergegeben. Sollte zwischen der Koalition und dem Hood jemals ein Krieg ausbrechen, ist diese Felswand eine echtes Bollwerk. Ich wittere etwas in der Brise. Ich spähe hinauf zu dem Tor am Ende der Treppe. Sie sind zu zweit, und sie warten auf mich.
    Ich werfe wieder einen Blick auf den Park. Der Hummer steht immer noch da unten. Ich denke an den Schläger, vollgepumpt mit der Scheißdroge und irren Hunden zum Fraß vorgeworfen. Ich berühre meine linke Schulter an der Stelle, an der mich mal ein Hund gebissen hat. Hat mir nicht gefallen. Dann sehe ich wieder zu den Gestalten auf, die sich dunkel gegen den fahlen Himmel abzeichnen. Ich werfe meine Zigarette auf den Boden, trete sie mit der Stiefelsohle aus und nehme die restlichen Stufen in Angriff.
     
    Sie sind blutjung und bis an die Zähne bewaffnet. Die Typen am Ende der Treppe richten die kleinen, schwarzen, an Schultergurten hängenden Maschinenpistolen auf mich. Einer von ihnen packt mich am Arm und rammt mir seine Waffe in den

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