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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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mir den kaputten Kragen und erinnere mich an den Tag, an dem mir Evie die Jacke schenkte. Es war mein Geburtstag. Oder zumindest der Tag, den sie für meinen Geburtstag hält.
    – Könnte ich den Pokerchip zurückhaben? Vielleicht gilt er ja noch.
    Sie hebt die beiden Hälften des Pokerchips auf und reicht sie einem der Burschen.
    – Er soll ihn aufessen.
    Sie zwingen mich nicht wirklich, ihn zu essen. Allerdings zerren sie mich auf die Knie und rammen mir den Lauf einer Maschinenpistole ins Genick. Ich öffne den Mund, sie stopfen die scharfkantigen Plastikstücke hinein, pressen meine Lippen zusammen und schlagen mir ein paarmal ins Gesicht. Der zerbrochene Chip zerschneidet meine Zunge, das Zahnfleisch und die weichen Innenseiten meiner Wangen. Aber wirklich essen muss ich den Chip nicht. Als sie fertig sind, werfe ich einen Blick auf die alte Frau, die immer noch auf der Couch sitzt. Sie trägt eine praktische Kombination aus Pullover und Freizeithose, dazu ebenso praktische Laufschuhe. Ihr graues Haar ist zu einem Dutt zurückgebunden, und eine Lesebrille baumelt an einem Band um ihren Hals. Sie ist umringt von maschinenpistolenbewehrten Burschen. Ich öffne den Mund, und der zerbrochene Chip fällt im Verein mit ein paar Hautfetzen und einem Schwall Blut auf den Parkettboden.
    – Sie heißen nicht zufällig Predo mit Nachnamen?
    Sie setzt die Brille auf und sieht mich an. Mustert mich. Durchleuchtet mich. Das gefällt mir gar nicht.
    Dann nimmt sie die Brille wieder ab.
    – Wenn Dexter Predo mein Sohn wäre, würde ich mir höchstpersönlich die Gebärmutter herausschneiden und ins Feuer werfen.
    Ich wische mir das Blut von den Lippen.
    – Tja, da haben wir ja was gemeinsam. Bis auf die Gebärmutter natürlich.
     
    – Ein Stück oder zwei?
    Ich kratze mir die Wange.
    – Wenn ich jetzt drei sage, holen Sie dann einen Hammer raus und ziehen ihn mir über den Schädel?
    Sie runzelt die Stirn. Die winzige Silberzange schwebt über der Zuckerdose.
    – Wie bitte?
    – Nichts. Verzeihung. Kein Zucker.
    – Milch?
    – Gar nichts, bitte.
    Sie nimmt die zarte Porzellantasse in die Hand und reicht sie mir. Ich nehme sie, schnuppere daran, rieche jedoch nichts außer dem aromatischen Duft von Earl Grey.
    Sie beobachtet mich durch den Dampf, der von ihrem gezuckerten Tee mit Milch aufsteigt.
    – Sagen Sie, Mr. Pitt.
    – Ja?
    – Was an der Art, wie wir Sie empfangen haben, lässt Sie glauben, wir würden so subtile Methoden anwenden, wie etwa Ihren Tee zu vergiften?
    Ich nehme einen Schluck.
    – Nichts. Reine Gewohnheit.
    Sie nickt.
    – Vermutlich trinken Sie nicht oft mit Freunden Tee?
    Ich werfe einen Blick über die Schulter zum Fenster.
    – Macht Sie das nervös?
    Ich wende mich wieder der Frau zu.
    – Ein großes Panoramafenster in Richtung Osten und nur eine Gardine vorgehängt? Ja, das macht mich ein klein wenig kribbelig.
    – Es ist ein Vorhang aus sehr dichtem Stoff.
    – Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen.
    – Außerdem werden wir den Vorhang sicher nicht aufreißen, solange wir hier zusammen unseren Tee genießen.
    Ich betrachte die vier Burschen, die im Raum verteilt sind. Sie nehmen ihren Tee in Schichten. Zwei von ihnen schlürfen, die anderen halten ihre Waffen auf mich gerichtet.
    – Klar. Aber man weiß ja nie, vielleicht fällt es jemand auf der Straße ein, das Glas zu zerschießen und den Lappen da in Stücke zu reißen. Sie sollten zumindest ein paar Spanplatten anbringen.
    Ihre Mundwinkel fallen nach unten.
    – Spanplatten. Die würden den Raum ruinieren.
    Sie steht auf und geht zum Fenster.
    – Außerdem würde ich die schöne Aussicht vermissen.
    Sie streicht eine Falte in dem burgunderroten Vorhang glatt.
    – Auch wenn ich sie tagsüber nicht genießen kann, nachts ist der Ausblick spektakulär.
    Sie starrt durch einen Spalt im Vorhang auf den Hood unterhalb des Morningside Parks.
    – Obwohl die Aussicht mich schmerzlich daran erinnert, was sich da draußen befindet.
    Sie dreht sich wieder zu mir um.
    – Was jetzt in den Häusern haust, die einst unser waren. Auf dem Grund, der von Rechts wegen uns gehört.
    Sie breitet die Arme weit aus.
    – Nein, Mr. Pitt. Dieses Fenster ist aus einem guten Grund nur leicht verdunkelt. Denn wenn die Zeit gekommen ist, kann ich es umso leichter öffnen und zusehen, wie diese Bestien dort unten mit Feuer aus ihren Nestern geräuchert werden.
    Sie kehrt zur Couch zurück.
    – Und dieser Tag wird kommen. Auch wenn ich noch etwas Geduld

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