Blutrausch
sind. Und dass Predo dahintersteckt. Wenn er das schafft, wird sein Thron nicht wackeln. Und Papa wird sich warm anziehen müssen.
Ich zünde mir noch eine Zigarette an.
– Woher weißt du so viel über Luther?
Er seufzt.
– Na, immerhin hab ich dem Mann die Haare geschnitten. Und jetzt mach das Licht aus.
Ich schalte es aus, und wir sitzen im Dunkeln. Das einzige Licht stammt von dem Zifferblatt einer alten Uhr auf dem Fernseher und von der Glut meiner Zigarette.
– Du kannst aufbleiben und weiterrauchen, wenn du willst. Ich schlaf jetzt ’ne Runde.
Er rutscht noch tiefer in seinen Sessel.
– Percy?
– Hm?
– Was spielst du in der ganzen Sache für eine Rolle?
Er wendet mir sein Gesicht zu.
– Scheiße, Junge. Ich gehöre zur Enklave. Ich tu Daniel einen Gefallen.
Im Schein der Glut studiere ich seine schwarze Haut.
– Du siehst nicht nach Enklave aus.
– Tja, in der Enklave gibt es solche und solche. Genau, wie einer Baptist sein kann, ohne dabei gleich religiöser Fanatiker zu werden.
Er schließt die Augen und wendet sich ab.
– Das Klo ist den Gang runter, wenn du mal pinkeln musst.
– Pitt.
– Hmmmm?
– Aufstehen. Es wird Zeit.
– Hm?
Ich fühle mich, als hätte ich gerade erst die Augen geschlossen. Aber ich mache sie trotzdem wieder auf.
Percy sitzt am Rand der Couch. Ich richte mich auf.
– Was?
– Es ist Zeit. Hier.
Er reicht mir eine frische Schachtel Pall Mall und ein Streichholzbriefchen.
– Und vergiss nicht, worüber wir geredet haben.
– Okay.
– Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen.
– Ich weiß.
– Wenn dir der Mann einen Vorschlag macht, geh drauf ein. Verstanden?
– Was?
– Nimm den Vorschlag an.
– Was?
Er blickt zur Tür.
Ich kann sie kommen hören.
Schon bin ich runter von der Couch und renne den Flur entlang. Hinter mir wird die Tür aufgetreten. Jage vorbei an einem Schlafzimmer, dann am Badezimmer. Vor mir ist noch eine weitere Tür. Ich reiße sie auf, und ein Staubsauger fällt mir entgegen. Hinter mir ertönen Schritte. Ich drehe mich um.
Timberlands kommt durch den Gang auf mich zu, gefolgt von den beiden Rhinos von gestern Nacht. Ich greife nach dem Klappmesser in meiner Tasche.
Percy schreit aus dem Salon.
– Vorsicht, er hat ein Messer.
Timberlands bleibt stehen, als ich das Messer ziehe und aufschnappen lasse. Er steckt seine Hand in meine beschissene Jacke, zieht meine beschissene .32er und richtet sie auf mich.
– Lass fallen, sonst stanz ich dir ein zweites Loch in den Arsch.
Ich lasse das Messer fallen.
Er tritt beiseite und macht den Rhinos Platz. Ich will kämpfen, aber sie lassen mich nicht. Sie zerren mich durch den Gang in den Salon zurück.
Percy redet mit ihnen.
– Hat ja lange genug gedauert. Was glaubt ihr, wie lange ich so ein Weißbrot bei Laune halten kann?
Digga steht in der Tür.
– So lange, wie es eben dauert, Percy.
– Ich glaub, die können dich nicht leiden, Pitt.
Ich sitze auf der Rückbank, eingequetscht zwischen den beiden Rhinos. Timberlands fährt. Digga hat den Beifahrersitz in Beschlag genommen.
– Wie kommt’s?
– Könnte sein, weil sie eins über den Schädel bekommen haben. Ein Einarmiger hat ihnen eins übergebraten. Es gefällt ihnen nicht, wenn das die Runde macht. Was natürlich nicht passieren wird.
– Nicht?
– Scheiße, nein. Das Gerücht wird besagen, dass du die beiden Penner dazu gekriegt hast, die Tür zu öffnen, und sie dann beide k. o. geschlagen hast. Das wird die Runde machen. Und das ist auch der Grund, warum sie dich nicht leiden können.
– Schade.
– Schade für dich. Die beiden werden nämlich noch die Gelegenheit bekommen, ein Tänzchen mit dir zu wagen.
Ich blicke von einem Rhino zum anderen.
– Ich tanze für mein Leben gern.
Digga dreht sich um und sieht mir ins Gesicht. Dann deutet er darauf.
– Gefällt mir irgendwie noch nicht. Er muss noch mitgenommener aussehen.
Die Rhinos landen ein paar schnelle Stöße mit den Ellenbogen in meinem Gesicht. Meine Lippen platzen auf. Über meinem rechten Auge wächst eine Beule. Meine Nase bricht zum ungefähr zwanzigsten Mal in meinem Leben. Aber das ist schon in Ordnung. Schmerzen sind relativ. Klar, man spürt sie immer, aber wenn man genug davon gehabt hat, gewöhnt man sich irgendwie daran. Das wird alles verheilen. Vorausgesetzt, sie bringen mich nicht vorher um.
– Das reicht.
Sie hören auf.
– Verstehst du, was ich sagen will, Pitt? Sie können dich nicht
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