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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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haben muss. Jetzt aber zu Ihnen. Was sollen wir nur mit Ihnen anstellen?
    Ich schwenke den Rest Tee am Boden meiner Tasse.
    Sie deutet auf die Tasse.
    – Finden Sie etwas Nützliches darin?
    Ich betrachte die Teeblätter. Sie verraten mir nichts über meine Zukunft. Sie wollen mir überhaupt nichts verraten. Aber das ist auch nicht nötig. Inzwischen habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was mit mir passieren wird.
    – Bis jetzt nicht.
    Sie streckt die Hand aus.
    – Darf ich?
    Ich reiche ihr die Tasse.
    Sie späht hinein.
    – Hmm.
    – Werde ich im Lotto gewinnen?
    Sie stellt die Tasse auf das Serviertablett.
    – Nein. Genau, wie sie gesagt haben, nichts. Aber ich kann Ihre Zukunft auch so vorhersagen.
    – Das würde mir meine Situation erheblich erleichtern.
    Sie hebt eine Augenbraue.
    – Erleichtern? Nun denn, dann erlauben Sie mir, Ihnen Erleichterung zu verschaffen. Ich werde demnächst Dexter Predo anrufen und ihn darüber informieren, dass wir Sie in unserer Gewalt haben. Er wird seinen Urteilsspruch sofort nach Sonnenuntergang fällen. Sie werden auf ordentliches Koalitionsterritorium überstellt und von Predo ausführlichst verhört werden. Sobald er auch noch das letzte Quäntchen brauchbarer Information aus Ihnen herausgequetscht hat, werden Sie hingerichtet. Auf traditionelle Art und Weise. Ich selbst habe die Sonne seit vielen Jahren nicht gesehen. Ich könnte fast neidisch auf den Anblick werden, der sich Ihnen bieten wird.
    Ich überkreuze die Beine.
    – Aber nur fast.
    Sie schüttelt den Kopf.
    – Nein, eigentlich überhaupt nicht.
    Ich zupfe am ausgefransten Saum meiner Jeans.
    – Und was hält Sie noch davon ab, diesen Anruf zu tätigen?
    Sie setzt die Brille auf und unterzieht mich erneut einer genauen Betrachtung.
    – Dexter Predo wird das tun, was für die Gesamtheit der Koalition und seinen Aufstieg in ihrer Hierarchie am besten ist. Mir dagegen liegt das Wohlergehen unserer kleinen Siedlung hier am Herzen. Dies kleine Bollwerk, das letzte Fleckchen unseres einst so ausgedehnten nördlichen Besitztums. Es ist alles, was wir von Predo erhalten haben, als er diese widerliche Abmachung mit den Tieren getroffen hat, die nun unsere Straßen bevölkern.
    Sie schweigt für einen Moment.
    Ich habe nichts dazu zu sagen. Also schweige ich.
    Sie greift den Faden wieder auf.
    – Sie kommen ja gerade aus dem besetzten Gebiet. Es würde mich sehr interessieren, was Sie dort gesehen haben.
    Schweigen.
    Ich habe noch immer nichts beizutragen.
    – Predo knausert mit Informationen darüber und behält die wichtigsten Details für sich.
    Ich sehe auf die große Schüssel auf dem Tisch. Die Schüssel, in der sich die Überreste meiner Zigaretten befinden.
    – Ich beabsichtige, selbst so viele Details wie möglich in Erfahrung zu bringen, bevor ich ihn verständigen und Ihre Gefangennahme melden werde. Dazu muss ich leider auf dieselbe Taktik zurückgreifen, die auch er anzuwenden pflegt.
    Ich huste.
    – Gute Frau, wenn Sie mir sagen wollen, dass ich eventuell vermeiden kann, zweimal gefoltert zu werden, dann sagen Sie mir das. Fragen Sie, was Sie wissen wollen, und ich werde es Ihnen erzählen. Könnte mir in der Zwischenzeit einer Ihrer Jungs Papierchen besorgen, damit ich meine Zigaretten wieder reparieren und eine rauchen kann, während ich berichte?
    Sie sieht zu einem der Burschen. Er kommt zu mir rüber und legt eine Schachtel Marlboro Lights und ein gelbes Plastikfeuerzeug auf den Tisch.
    Ich zünde mir eine an.
    Sie nimmt meine leere Tasse von der Untertasse.
    – Sie dürfen mich Mrs. Vandewater nennen. Das gefällt mir besser als gute Frau .
    Ich stoße eine Rauchwolke aus.
    Sie schiebt mir die Untertasse hin.
    – Leider habe ich keinen vernünftigen Aschenbecher.
    Noch eine Rauchwolke.
    – Jetzt, da Sie Ihre Zigarette bekommen haben, würde ich gerne wissen, was Sie da unten gesehen haben. Wie viele Soldaten, welche Bewaffnung, eventuelle Verteidigungsmaßnehmen. Solche Details interessieren mich ganz besonders.
    Ich atme noch einmal tief aus und schnippe Asche auf den ziemlich kostspielig aussehenden Perserteppich, auf dem der kleine Tisch mit dem Teeservice steht.
    – Lecken Sie mich am Arsch, Mrs. Vandewater.
     
    Eigentlich hätte ich erwartet, ein paar saftige Schläge auf den Hinterkopf zu kassieren und dann in ein Kellerloch oder so geworfen zu werden, wo die Teppiche nicht ganz so schön sind und Blutflecken nicht weiter auffallen. Aber außer, dass die Vandewater ihre

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