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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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deine Szene, oder? Und das Medizinstudium war auch nicht so dein Ding, was? Erzähl’s mir. Erzähl mir von der Columbia. Hat die alte Vandewater einen Platz für dich an ihrer Wand freigehalten? Darfst du auch dein Diplom neben die anderen hängen?
    – Nicht...
    Ich stecke ihm den Lauf der Waffe in den Mund. Das Reden fällt ihm jetzt schwerer.
    – Kommst hier runter und schaust mal, wie das wahre Leben so läuft. Siehst dir die Leute an, die hart um ihr Überleben kämpfen. Die versuchen, dieses Scheißleben irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Und du machst hier unten einen auf dicke Hose, ziehst deine miesen Spielchen ab und machst uns das Leben noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Du Arschloch.
    Blut tropft aus seinem Mund.
    – Nihmpft!
    Ich ziehe die Waffe aus seinem Mund.
    – Was?
    – Nicht. O Scheiße. Bring mich nicht um. Bitte nicht.
    Ich lasse ihn los.
    – Keine Angst, Arschloch. Das wäre ein viel zu harmloses Ende für dich.
    – Tu’s bitte nicht.
    Er hustet und spuckt Blut.
    Ich werfe ihm ein Geschirrtuch zu.
    – Krieg dich wieder ein. Und dann erzähl mir von Tom. Ich will noch mal hören, wie er dich unter die Fittiche genommen hat. Los, erzähl mir von dir und Tom.
    Die Tür wird eingetreten.
    Ich zögere einen Sekundenbruchteil. Und das ist mein Untergang. Ich hatte Zeit für genau einen Schuss. Aber die Überlegung, ob ich lieber den Grafen ins Jenseits schicken oder Hurley aufs Korn nehmen soll, dauert zu lange. Ich bringe es fertig, einen Schlag in seine Magengrube zu landen. Wirkungslos. Gegen Hurley kommt man nicht an. Er schickt mich ohne viel Federlesens auf die Bretter. Tom folgt direkt hinter ihm.
    Sie gehen mit chirurgischer Präzision vor. Fast so wie Vandewaters Burschen. Sie beruhigen die Mädchen, fesseln mich und den Grafen und zerren uns aus dem Haus und in einen Lieferwagen, ohne dass irgendjemand auch nur das Geringste mitkriegt.
     
    Ich nehme an, wir werden in einem von Toms Geheimverstecken landen. In einem Unterschlupf, in dem er den Grafen kaltmachen kann, sobald er alles Wissenswerte aus ihm herausgequetscht hat. Bei mir wird er es nicht beim einfachen Kaltmachen belassen. Ich kann schon von Glück reden, wenn sie mir den Sack überhaupt noch mal vom Kopf nehmen. Nein, falsch. Wahrscheinlich kann ich froh sein, wenn sie ihn dort lassen, wo er ist, mir ein paar Kugeln in den Leib pumpen und mich dann in den Fluss werfen. Vielleicht habe ich Glück, und Tom ist so wütend, dass er kein Risiko eingehen und mich so schnell wie möglich loswerden will. Aber das ist wohl eher Wunschdenken. Er hat mich schon zu lange auf dem Kieker, als dass er mich so billig davonkommen lässt. So ein Arschgesicht wie er wird der Versuchung, mich noch ein letztes Mal tüchtig zu foltern, nicht widerstehen können. Tja, darauf wird’s wohl hinauslaufen. Und ich hab nicht mal das Recht, mich zu beschweren. Schließlich habe ich lange genug selbst bei diesem miesen Spiel mitgemischt. Und wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus. Jetzt bin eben ich an der Reihe.
    Man stelle sich meine Überraschung vor, als sie mir den Sack herunterziehen und ich in Terrys Gesicht blicke.
     
    Er ist nicht allein. Im Gegenteil.
    Sie fesseln mich an einen Stuhl. Eigentlich hätte ich erwartet, als Erstes Toms Faust auf mein Gesicht zusegeln zu sehen. Falsch. Stattdessen hockt Terry vor mir am Küchentisch im Hauptquartier der Society und liest in Notizen und anderem Kram, den er vor sich ausgebreitet hat. Tom marschiert hinter ihm auf und ab. Ein paar seiner Partisanen stehen herum. Neben mir haben sie den Grafen ebenfalls an einen Stuhl gefesselt. Sieht so aus, als hätte ihm Hurley ordentlich eine verpasst. Getrocknetes Blut klebt an seinen Lippen, seinen Wangen und seinem Kinn. Röchelnd versucht er, durch seine verstopfte Nase zu atmen. Er ist bewusstlos. Der Glückliche. Hurley steht hinter mir, falls ich eine falsche Bewegung machen sollte. Neben Terry sitzt Lydia, die anscheinend überhaupt nicht erfreut ist, mich zu sehen. Terry, Tom und Lydia vereint in einem Raum, und alle drei starren mich finster an. So was erlebe ich zwar nicht zum ersten Mal, aber wenn einen der gesamte Ältestenrat der Society ansieht, als wäre deine Hinrichtung bereits beschlossene Sache und es ginge nur noch darum, wer die Axt schwingen darf, ist das nie ein gutes Zeichen.
    – Hey, Leute. Wie läuft’s so?
    Terry nimmt die Brille ab und reibt sich die Augen, um jedem zu zeigen, wie fertig er mit den Nerven

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