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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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seine Präsentation beschleunigen musste, stimmte Phiri ungehalten. »Darum habe ich mich auch an Sie gewandt. Eine der Unterklauseln – Punkt 6.6 der Vereinbarung, falls Sie es nachlesen möchten – behandelt ungewöhnlich gewalttätige Verbrechen. Der gängige Oberbegriff für räuberische Sexualdelikte, Serienvergewaltigungen oder -morde sowie ungewöhnliche Verbrechen an Kindern.«
    »Womit die gewöhnlichen Morde oder Verbrechen an Kindern ausgeschlossen wären«, ergänzte Riedwaan, »begangen von den eigenen liebenden Eltern, Lehrern, Verwandten und …«
    Phiri räusperte sich. »Danke, Faizal. Mehr war in der Kürze der Zeit nicht zu erreichen. Wenigstens haben wir etwas, mit dem wir arbeiten können.«

    »Entschuldigen Sie bitte, Sir«, sagte Riedwaan gerade aufrichtig genug, um seinen Chef zu besänftigen.
    »Wie ich gerade erklärte, Dr. Hart«, wandte sich Phiri wieder an Clare, »werden unter Absatz 6.6 ungewöhnliche Gewaltverbrechen zusammengefasst. Wie Sie wissen, verfügen die wenigsten unserer Nachbarländer über die nötigen Kräfte und die wissenschaftliche Erfahrung, um derartige Verbrechen aufzuklären. Nun wurden wir erstmals um Hilfe bei der Aufklärung eines derartigen Falles gebeten. Ich lege größten Wert darauf, dass wir diesen speziellen Fall lösen helfen. Auf diese Weise lässt sich zeigen, dass die Vereinbarung fruchtbar ist und dass unsere Dienste auch jenseits der Grenzen von Nutzen sein können.«
    »Also, was ist wo passiert?«, fragte Clare. »Und warum ausgerechnet ich?«
    »Wir haben eine Bitte der namibischen Polizei erhalten, und zwar von Captain Tamar Damases aus dem Dezernat für Sexualstraftaten und Mord. Faizal meinte, sie hätte größten Wert darauf gelegt, dass wir Sie bitten.«
    »Worum genau bitten?«, fragte Clare.
    »Bei den Ermittlungen zu helfen. Captain Damases glaubt, dass sie einen Profiler brauchen.« Phiri griff nach seiner rosa getupften Tasse, nahm einen Schluck und stellte die Tasse auf die Untertasse zurück. Das Klappern durchschnitt die Stille. Außer ihm kannte Clare keinen einzigen Polizisten, der seinen Kaffee aus einer Tasse mit Untertasse trank. Seine Mutter hatte ihm das Set geschenkt, als er zum Senior Superintendent befördert worden war. Sie hatte es für unpassend gehalten, dass ihr Sohn aus demselben Sortiment angeschlagener Porzellanbecher trank wie der Rest der Truppe.
    »Es schmeichelt mir, dass Sie mich gefragt haben«, sagte Clare in das Schweigen hinein, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. »Aber es wäre bestimmt einfacher, wenn Sie jemanden hinschicken würden, der zur Polizei gehört. Captain
Faizal zum Beispiel.« Sie sah Riedwaan an. Er war ganz damit beschäftigt, seinen Kaffee zu trinken, und wich ihrem Blick aus.
    »Dr. Hart, das Abkommen wurde eben erst unterzeichnet, die Verfahrensweise wurde noch nicht abgeklärt, und die Namibier sind in solchen Dingen sehr eigen. Captain Faizal hat selbst vorgeschlagen, dass Sie hinfahren und bei den Ermittlungen helfen sollen. Wir schicken ihn nächste Woche nach, sobald alle Formalitäten geklärt sind.«
    »Wohin müsste ich fahren?«, fragte Clare.
    »Nach Walvis Bay«, kam Faizal Phiris Antwort zuvor. Er klang ein wenig verlegen. Und zu Recht. Clare hatte zwei gottverfluchte Monate dort oben verbracht, in denen sie an einer Dokumentation gearbeitet hatte. Der heiße Wüstenwind hatte den roten Sand von den Dünen gepeitscht und ihre Kamera ruiniert.
    »Faizal meinte, dass Sie den Ort kennen«, sagte Phiri.
    Clare fragte sich, was Riedwaan dem Superintendent sonst noch erzählt hatte. »Ein wenig«, antwortete sie.
    »Würden Sie es erwägen?«
    Clare rutschte auf ihrem Stuhl herum und versuchte einen ungebetenen Erinnerungsfetzen zu verdrängen: die Sterne, die tief wie Laternen im Himmel hingen, die Rufe der Nachttiere in der Wüste, ihr Nachgeben gegenüber einem Mann, der ihre Einsamkeit und ihre Begierde ausgelotet und ausgenutzt hatte. Sie hatte sich ihm eine Woche lang hingegeben, dann war sie heimgeflogen, hatte ihren Film geschnitten und seine Anrufe so lange ignoriert, bis sie irgendwann aufgehört hatten.
    »Erzählen Sie mir mehr über den Fall«, sagte sie.
    »Ein totes Kind. Ein bizarres Tötungsritual. Der Leichnam im Schulhof zur Schau gestellt. Kugel im Kopf, aber auch rituelle Narben und andere Eigentümlichkeiten an dem Leichnam. Parallelen zu mindestens einem anderen Fall. Vielleicht noch mehreren. Interessiert?«

    Clare hatte Blut geleckt, das konnte

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