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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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ist?«
    Antonio betrachtete eines der Fotos. »Der da hat ein lustiges Gesicht«, sagte er. »Ein richtiges Froschgesicht.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Er war Fußballfan. Wie heißt er?«
    »Fritz Woestyn«, sagte Clare.
    »Ein Brasilien-Fan.« Antonio grinste und öffnete seine weiße Kochjacke, unter der ein gelb-grünes T-Shirt zum Vorschein kam. »Genau wie ich.«
    »Woher kannten Sie ihn?«, fragte Clare.

    »Er hat manchmal da draußen geschlafen.« Antonio deutete auf eine Glastür mit Vorhängeschloss hinter seinem Rücken. Sie war so mit Salz und Fett verkrustet, dass sie Clare bis dahin gar nicht aufgefallen war. Der Ventilator für die Küche war genau darüber angebracht. Nachts war es ein warmer Zufluchtsort für ein ausgekühltes Kind. »Manchmal habe ich ihm etwas zu essen gegeben.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Vor einem Monat vielleicht. Der Besitzer hat draußen Stacheln anbringen lassen, um sie zu vertreiben. Danach kam er nicht mehr zum Schlafen her. Vielleicht finden Sie ihn unten an der Müllkippe.«
    »Und diese Jungen?« Clare legte die Bilder der beiden anderen Opfer auf die Theke.
    »Nie gesehen«, antwortete Antonio. »Wer ist das?«
    »Das war Nicanor Jones«, sagte Clare. »Und das hier Kaiser Apollis.«
    »Wieso fragen Sie mich nach denen?« In Antonios Augen stand Furcht.
    »Vielleicht war einer von ihnen hier«, sagte Clare. »Mit jemandem zusammen.«
    Antonio schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Versuchen Sie sich zu erinnern.« Clare schrieb ihren Namen und ihre Handynummer auf eine Serviette. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Der hier liebte portugiesisches Hühnchen.« Sie deutete auf Kaisers Bild. »Es war das Letzte, was er gegessen hat«, sagte sie, schon auf dem Weg zur Tür.
    Antonio nahm die Serviette, faltete sie und beobachtete, wie Clare einem viel zu schnell fahrenden Allradwagen auswich, als sie die Straße überquerte. Antonio legte die Serviette beiseite. Ein anderer Wagen hatte kurz aufgeblendet und war mit dröhnendem Motor weitergerast, während an seinem Fenster ein vertrautes Kindergesicht zu sehen gewesen war.

    Er wischte die Hände an seiner Schürze ab und schubste die Schwingtür auf. »Warten Sie!«, rief er Clare nach. »Lassen Sie mich noch mal sehen. Ich glaube, ich habe doch einen von denen gesehen.«
    Clare machte auf dem Absatz kehrt und kam über die Straße zurück. »Welchen?«, fragte sie, sobald sie die Tür erreicht hatte. Sie holte die Fotos aus ihrer Tasche und hielt sie ihm hin.
    Antonio sah die Fotos noch einmal durch. »Den hier«, sagte er.
    »Kaiser Apollis?«
    Antonio nickte.
    »Wann? Wann haben Sie ihn gesehen?«, drängte Clare.
    Antonio wog ab, ob er ihr trauen konnte oder nicht. »Ich glaube, das war am Freitagabend. Vor einer Woche«, erzählte er. »Er kam ganz spät. Außer mir war keiner mehr da, und ich war schon dabei zuzumachen. Er hatte Geld, neues Geld in seiner Hand, Geld, wie es die Reichen haben. Er wollte Hähnchen mit Pommes frites. Ich machte sie ihm, gab ihm eine Cola, und dann ist er wieder abgezogen.«
    »Wohin?«, fragte Clare.
    »Er ist in Richtung Stadt gegangen; ich habe ihn gesehen. Ja, ich habe ihn gehen gesehen. Dann habe ich abgeschlossen und bin auch nach Hause gegangen.«
    Clare stieß den Atem aus. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie ihn angehalten hatte. In die Stadt zurück, das klang vernünftig. Der Strohhalm, an den sie sich geklammert hatte, rutschte ihr aus den Fingern.
    »Aber dann habe ich das Auto bemerkt. Es wartete auf ihn.«
    »Was für ein Auto? Wo?«
    »Ein Auto, das am Straßenrand wartete.«
    »Kannten Sie den Wagen? Konnten Sie das Nummernschild erkennen?«

    »Er sah aus wie viele Wagen hier. Ein weißer Pickup mit Viersitzer-Kabine.«
    »Konnten Sie den Fahrer sehen?«
    Antonio schüttelte den Kopf. »Mehr habe ich nicht gesehen. Diesen Jungen.« Er tippte auf das Foto von Kaiser. »Er hat mit dem Fahrer geredet, ist dann hinten eingestiegen, und sie sind in Richtung Wüste losgefahren.«
    »Danke.« Clare lächelte ihn an. »Rufen Sie mich bitte an, falls Ihnen noch etwas einfällt, ganz egal was.«
    Er ging wieder hinein und beobachtete, wie Clare zu Fuß zur Lagune hinunterging. Sie setzte sich auf eine Bank und holte einen Notizblock heraus, ohne das Essenspaket an ihrer Seite zu öffnen. Der Junge hatte damals das Gleiche bestellt, aber dann riss die Glocke an der Eingangstür Antonio aus seinen Gedanken.
    »Gretchen.« Die

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