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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Eine Menthol Ultra. Die Einsteigerzigarette für Teenager.
    »Ich bringe sie zum Auto zurück.« Tamar nahm Angela fest an der Hand. »Sehen Sie sich hier weiter um, Clare? Du kommst auch mit, Tupac.«
    Die Zweige schlossen sich hinter Tamar und den Kindern, und Clare blieb allein zurück. Auf der anderen Seite des improvisierten Altars lagen eine Brandyflasche und ein roter Stringtanga. Clare zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Hosentasche und hob den winzigen, fleckigen Unterwäschefetzen hoch. In der Höhle war es dunkel. Doch nachdem sich Clares Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte sie die Inschriften entziffern: Chesney und Minki. Der Mädchenname war durchgestrichen worden, nachdem LaToyah Minkis Platz in Chesneys Herz eingenommen hatte. Viel mehr war nicht zu sehen – ein paar leere Flaschen, ein Flaschenhals mit den Resten eines Zigarettenfilters darin, eine schmutzige alte Matratze. Fantasieloser Kleinstadtsatanismus. Eine schwarze Eidechse stellte sich auf die angespannten Ellbogen, ein schwarzer Tropfen
auf dem sonnengeprügelten Fels, und verfolgte, wie Clare die Lichtung verließ und in dem Tunnel durch das Gebüsch verschwand.
    »Haben Sie hier öfter Probleme mit Satanismus?«, fragte sie Tamar, als sie wieder am Picknickplatz angekommen war.
    Tamar hielt ihre Nichte auf dem Schoß. Tupac saß dicht daneben. Als Clare auftauchte, rückte er ein wenig von ihr ab: ein Elfjähriger, der auf sein Image bedacht war. Clare setzte sich ihnen gegenüber.
    »Es gab ein paar Vorfälle: gelangweilte Teenager, die schwarzen Nagellack tragen und mit Gruppensex experimentieren. Nichts Ernstes.«
    »Katzen kreuzigen ist schon etwas mehr. Die Männer, die ich jage, beginnen ihre Laufbahn oft, indem sie kleine Tiere quälen.«
    »Ich will heim, Tante.« Tamar strich die Haare aus Angelas Augen und steckte ihr ein Stück Brot in den Mund.
    Clare packte das Picknick zusammen. »Kennen Sie ein Mädchen namens Minki?«, fragte sie.
    Tamar schüttelte den Kopf.
    »Und LaToyah?«
    »LaToyahs gibt es bei uns in Narraville wie Sand in der Wüste«, sagte Tamar. »Allein in meiner Straße drei.«
    »Und Chesney?«
    »Den kenne ich«, sagte Tupac. Bis dahin hatte er kein Wort gesprochen. »Chesney ist früher in meine Schule gegangen, aber dann ist er weg, weil er in die Schule in der Stadt gegangen ist, die, wo der tote Junge auf der Schaukel gefunden wurde.«
    Die beiden Frauen sahen sich über die Kinderköpfe hinweg an.
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte Tamar leise und schnallte Angela in ihrem Kindersitz an. In tiefem Schweigen fuhren sie durch die hereinbrechende Dämmerung in die Stadt zurück.

27
    Musik knallte aus dem iPod des Mädchens, das auf dem Beifahrersitz des Motorrads durch die Wüste jagte. Sie schlang die Arme unter der Lederjacke des Fahrers um dessen Körper, und er beschleunigte noch mal. Die hinter dem Motorrad herziehende Staubschleppe schimmerte vor der sinkenden Sonne, als sie an dem verrosteten »Zutritt verboten«-Schild vorbeifuhren. »Danger/Gevaar« stand auf dem nächsten. Das Mädchen sprang vom Soziussitz und öffnete das Tor. Dahinter standen zwischen den Bäumen die Überbleibsel von drei Hütten und ein Autowrack.
    »Wer wohnt hier?«, fragte sie, als sie sich wieder auf das Motorrad schwang.
    »Niemand mehr«, antwortete ihr Begleiter. »Früher ein paar Topnaars, aber die hat die südafrikanische Armee vor gut zwanzig Jahren rausgekickt.«
    Wie lange war der Mann nicht mehr in der Gegend gewesen – zehn, zwölf Jahre? Er hatte an diesen Fleck keinen Gedanken mehr verschwendet, seit seine Einheit abgezogen und in ihren Bedfords nach Süden gerumpelt war, weil Walvis Bay an die Namibier zurückgegeben wurde. Für ihre Sünden, dachte er. Was irgendwer in dieser gottverlassenen Gegend wollte, war ihm ein Rätsel.
    »Wann sind wir endlich da?«, jammerte das Mädchen. Es würde bald dunkel, und sie sehnte sich nach einem Lagerfeuer und einem Joint. Der Mann genoss es, wie sich die Brüste des Mädchens an seinen Rücken pressten. Das gab ihm das Gefühl, wieder der junge Soldat von damals zu sein und nicht der übergewichtige Ehemann, zu dem er geworden war.
    »Wo ist denn die Scheißstraße hin? Hier müsste sie doch sein?« Statt einer Staubstraße, die zu einer Hütte unter einem Eukalyptusbaum führte, lag vor ihm eine Sandbank, gespickt
mit Ästen und anderem vor langer Zeit angespültem Treibgut.
    »Die Flut vor ein paar Jahren hat den Flusslauf verlegt. Und dir damit den Weg

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