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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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berühren.«
    »Militärische?« Riedwaan war perplex.
    »Rooibank, wo eine der Leichen gefunden wurde, befindet sich am Rand eines alten Militärgeländes, um das ein komplizierter Landstreit entbrannt ist. Mit irgendwelchen Wüstennomaden, wenn ich richtig unterrichtet bin. Die Namibier befürchten, dass durch die öffentliche Aufmerksamkeit schlafende Hunde geweckt werden könnten, so wie damals bei den San in Botswana.«
    »Das klingt lächerlich«, sagte Riedwaan. »Haben Sie schon mit Clare darüber gesprochen?«
    »Lächerlich ist das ganz bestimmt nicht, Faizal. Sondern Politik. Aber bis jetzt habe ich noch mit niemandem darüber gesprochen.« Phiri zügelte seinen Zorn mit sichtbarer Mühe. »Wann wollten Sie genau hochfahren?«

    »Clare kommt am Wochenende mit den Beweismitteln nach Kapstadt. Ich hatte vor, am Sonntag abzureisen und mit dem Motorrad hochzufahren.«
    »Gut. Unter diesen Umständen ist das besser als zu fliegen.« Phiri ging zur Tür, öffnete sie aber nicht. »Vielleicht möchten Sie in den nächsten Tagen die Zentrale meiden? Nicht dass Sie ansonsten den Rekord für regelmäßige Anwesenheit gebrochen hätten, Faizal.«
    »Und warum sollte ich das wollen, Sir?«, fragte Riedwaan übertrieben höflich.
    »Wenn Sie nicht hier sind, Faizal, kann ich Ihnen die Reise auch nicht verbieten.« Phiris Blick verriet nichts. »Nur falls es so weit kommen sollte, natürlich.«
    »Clare …?«, setzte Riedwaan an, wusste aber nicht, wie er das Unbehagen, das er empfand, formulieren sollte.
    »Die kommt schon zurecht. Sie kann bestimmt auf sich aufpassen«, sagte Phiri.
    An der Tür blieb Faizal noch einmal stehen. »Diese militärischen Belange … Welche sind das? Geht es um etwas Neues?«
    »Nein, nein«, war Phiris Antwort. »Es ist einfach eine hochexplosive Region, in der Unmengen von neuem Geld und alten Rechnungen aufeinandertreffen.«

25
    Helena Kotze lieferte ihren vorläufigen Bericht persönlich bei Clare in der Polizeizentrale ab. Clare überflog ihn und fand in den meisten von Helenas Befunden das bestätigt, was sie ohnehin wusste. Der Geologenfreund hatte ebenfalls nichts Erhellendes beitragen können, nur dass ein Teil des Sandes an den Schuhen des Jungen überraschend tief aus dem Landesinneren kam. Ein paar offene Fragen blieben, die Clare hoffentlich klären
konnte, nachdem die Ballistiker und forensischen Gutachter in Kapstadt einen Blick darauf geworfen hatten. In der Hoffnung, dort etwas Neues zu erfahren, blätterte sie weiter zum histologischen Gutachten. An den Partikeln, die Helena durch ihr Mikroskop angestarrt hatte, hatten Überreste von frittierter Panade und Cayennepfeffer gehaftet. Fastfood, gewürztes Huhn, demnach wahrscheinlich portugiesisch. Es war nicht viel, aber es war immerhin ein Anfang. Außerdem passte das zu dem Kassenzettel, den Tamar in Kaisers Hosentasche gefunden hatte. Clare drehte den Kassenzettel herum und fragte sich, ob der Junge wohl gewusst hatte, dass dies seine Henkersmahlzeit war. Vierundzwanzig namibische Dollar waren eine Menge Geld für ein bettelarmes Kind.
    Clare breitete eine Touristenkarte von Walvis Bay aus. Die Liste der Gaststätten war wenig beeindruckend. Die eleganten Restaurants sonderte sie ebenso aus wie die Imbissstände und Trinkhallen in den Townships. Die stellten nie Quittungen aus. Damit blieben fünf Restaurants übrig, darunter zwei portugiesische Imbisse.
    Am nächsten lag das Madeira gleich am Eingang zu den Docks. Hier verkehrten die Arbeiter aus dem Hafen und die Arbeiterinnen aus den Fabriken, die mittags ihre Belegschaft ausspien. Als Clare vor der Tür anhielt, saßen ein paar Männer in Overalls davor und aßen Fisch und Pommes frites mit Essig. Drinnen stand eine junge Frau mit geflochtenem Haar und tippte mit einer Hand eine SMS in ihr Handy, während in ihrer anderen eine Zigarette baumelte. Clare bestellte bei der käsigen Bedienung eine Cola. Das Mädchen löste sich von seinem Hocker und brachte Clare das Getränk.
    »Drei fünfzig.«
    »Kann ich einen Kassenzettel bekommen?«, fragte Clare.
    Das Mädchen verdrehte die Augen. »Wer hier isst, hat kein Spesenkonto«, sagte sie und steckte das Geld ein, das Clare ihr gegeben hatte.

    In der Stadtmitte hatten die Erwachsenen die Straßen geräumt und sie Gruppen lärmender Kinder überlassen, die in verschwitzten Hemden nach einem langen Schultag auf dem Heimweg waren. Im Lisboa Inn war es ruhig. Ein alter Mann schaute auf die Speisekarte. Clare trat an die

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