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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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aus der engen Umschnürung des Kittels und streifte ihn ab. »Ich weiß nicht, für wen sie diese Dinger machen, für Kobolde, nehme ich an«, brummelte er. »Dieser namibische Serienmörder also. Hatten Sie ein neues Opfer?«
    »Genau wie bei den anderen«, bestätigte Clare. »Ein einzelner Schuss mitten in die Stirn, der Leichnam so deponiert, dass er garantiert gefunden wird. Wieder im Freien und wieder einige Zeit nach dem Tod. Keine Hinweise auf Aasfresser, also muss er irgendwo aufbewahrt worden sein.«
    Mouton führte sie aus der Leichenhalle hinaus und in sein Büro nebenan. Er öffnete eine Keksdose und bot ihnen beiden ein Stück saftigen Apfelkuchen an. Riedwaan nahm an, Clare lehnte ab.
    »Wir möchten, dass Sie sich die hier ansehen.« Clare überreichte ihm die vier Obduktionsberichte. »In allen Fällen, mit Ausnahme des letzten, gab es eine mehrtägige Verzögerung zwischen dem Tod und dem Fund des Leichnams. Ich möchte herausfinden, wo man sie aufbewahrt hat, bevor sie zur Schau gestellt wurden.«
    »Sie haben es also mit einem Sammler zu tun?« Mouton sah von den Berichten auf.
    »Sieht so aus«, bestätigte Clare. »Es würde mir weiterhelfen, wenn ich herausfinden könnte, wo und warum er diese Jungen aufbewahrt hat. Was er mit ihnen gemacht hat, bevor er sie erschoss. Und warum er danach erst immer abwartet.«
    »Einschusswunden. Wüstenleichen. Verstümmelungen. Wie im alten Namibia, als es noch Südwestafrika hieß und Südafrikas Wilder Westen war«, sagte Mouton. »Ich werde mir die Sachen ansehen.«

    Riedwaan fuhr schnell und reihte sich wieder in die Autos ein, die auf Kapstadt zurasten. Der massige Tafelberg und der Devil’s Peak zeichneten sich in perfekter Klarheit vor dem strahlend roten Himmel ab. Clare spürte einen sehnsüchtigen Stich, weil ihr die Schlichtheit der namibischen Landschaft fehlte, die sich nur aus Horizontalen zusammensetzte: See, Sand, Himmel. Der Sea Point Boulevard erschien ihr zu belebt, die raue Brandung zu großspurig. Bevor sie ihre Arbeit in Walvis Bay beendet hatte, würde sie sich hier nicht mehr wirklich zu Hause fühlen. Dank Riedwaan lag ein Berg von unausgesprochenen und ungelösten Problemen zwischen ihnen, zugedeckt von dem Schweigen, das den Wagen auf der Rückfahrt zu ihrer Wohnung gefüllt hatte.
    »Rita hat mich gebeten, dir die hier zu geben«, sagte Riedwaan. Clare nahm die Schlüssel, die er ihr entgegenstreckte. Sie stieg aus und zog ihre verstreuten Habseligkeiten vom Rücksitz.
    »Gib mir die«, sagte Riedwaan und deutete auf Clares Beweismittelschachtel für die Ballistiker. »Ich gebe sie Shorty de Lange. Er hat sich bereit erklärt, für dich einen Blick daraufzuwerfen.« Riedwaan nahm ihr die Schachtel ab und streifte dabei ihre Hand. »Du siehst erschöpft aus.«
    »Ich bin am Ende«, gestand Clare, bevor sie die Treppe hinauf verschwand. Sie nahm noch an der Tür eine ekstatische Katze auf ihren Arm und gleichzeitig all ihre Kraft zusammen, um sich nicht umzudrehen und zu beobachten, wie Riedwaan wegfuhr.
    In der Wohnung ließ sie sich ein Bad ein und legte sich in die Wanne. Sie lauschte den Wellen, die an den Boulevard brandeten, bis das Meeresrauschen den Lärm des Feierabendverkehrs und den Krach in ihrem Kopf auslöschte. Ihre Gedanken drifteten zu Mouton und seinen plumpen Händen, mit denen er die Geheimnisse der Toten heraufbeschwor. Als »Sammler« hatte er diesen Killer bezeichnet.

    »Die einen sammeln, die anderen enden als Trophäe«, sagte sie zu sich, während sie sich abtrocknete. Das hatte sie bestimmt nicht vor.
    Clare nahm ihr Abendessen mit auf den Balkon und schaute zu, wie der zunehmende Mond hinter dem Devil’s Peak aufging, ohne ihn wirklich zu sehen. Stattdessen sah sie roten Sand, der im Mondschein zu Asche verblutete. Die Lichter eines über die Stadt ziehenden Flugzeuges verwandelten sich vor ihrem inneren Auge in ein Fahrzeug, dessen Scheinwerfer sich nach unten senkten, als es über einen imaginären Dünenkamm kippte. Die Lichter verschwanden, und Clare sah im Geist ferne Türen aufgehen und zuknallen. Eine Hand im dürren Nacken eines Knaben. Tröstend in der Leere. Fester zupackende Finger. Das Essen in seinem Bauch ein Übelkeit erregender Klumpen. Am Ende kein Kampf.
    Sie stellte ihre halb aufgegessene Mahlzeit beiseite und ging durch die Wohnung in ihr Arbeitszimmer. Aus dem obersten Regalfach zog sie ein paar Akten mit Artikeln über Persönlichkeitsprofile heraus. Sie blätterte darin herum und

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