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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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atmete den vertrauten Duft ein: die beißende Mischung von Zigarettenrauch, kalter Nachtluft, Motorradleder. Ein leises Lachen riss sie aus dem Schlaf, sie winkelte abrupt das Knie an und hörte ein Stöhnen, das ihr verriet, dass sie ihr Ziel befriedigend genau getroffen hatte. Clare schlug die Augen auf und sah Riedwaan zusammengekrümmt vor ihr stehen. Sie drückte sich hoch, zupfte ihre Kleider gerade und steckte die Haare wieder hoch. Riedwaan setzte sich neben sie, nicht ohne Fritzi argwöhnisch im Blick zu behalten, denn die hatte einen verspäteten, aber eindrucksvollen Verteidigungsversuch ihrer Herrin gestartet.
    »Das war schon mal ein netter Empfang«, grinste er.
    »Wie bist du hereingekommen?« Schlagartig war Clare hellwach. Sie rutschte an die Couchkante und beschloss, das selbstzufriedene Lächeln zu ignorieren, das in Riedwaans Augenwinkeln aufblinkte.
    »Ersatzschlüssel.« Riedwaan ließ ihn auf den Tisch fallen.
    »Du hast einen nachmachen lassen?« Dort, wo Riedwaans Hand gelegen hatte, stand Clares Haut in Flammen. »Das ist Einbruch.«
    »Man könnte es so sehen, nehme ich an.«
    »Was soll das heißen, man könnte es so sehen?«, fuhr sie ihn an. Aber sie freute sich, ihn zu sehen, und das spürte er.
    »Ich habe dir eine Versöhnungsgabe mitgebracht.«
    »Was denn?«
    »Kaffee und eine Nachricht von Shorty de Lange«, sagte Riedwaan. »Er meint, er hätte Neuigkeiten für dich.«

    »Ich nehme an.« Sie streckte die Hand nach dem dampfenden Espresso aus.
    »Unter einer Bedingung.« Riedwaan hielt den Becher knapp außerhalb ihrer Reichweite.
    »Das ist ja wie im Gazastreifen«, beschwerte sich Clare. »Erst eine Invasion, dann einseitige Bedingungen.«
    »Ich hatte in letzter Zeit tatsächlich das Gefühl, im Gazastreifen zu leben.« Riedwaan fuhr mit dem Finger an der Innenseite ihres Armes entlang. »Aber gegen einen tieferen Einmarsch hätte ich nichts einzuwenden.«
    »Wie lautet die Bedingung?« Clare verschränkte die Arme.
    »Dass du aufhörst, sauer auf mich zu sein«, sagte Riedwaan.
    Clare legte den Kopf zur Seite und sann darüber nach. »Okay«, kapitulierte sie dann. »Es ist spät, und ich bin müde. Gib mir den Kaffee, dann werde ich einen vorübergehenden Waffenstillstand in Betracht ziehen.«
    Riedwaan stellte den Kaffee ab und zog sie in seine Arme. »Kein Feilschen?«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, die Ballistiker hätten was für mich.« Clare entzog sich seinem Griff. »Das war Teil des Deals.«
    »Shorty will dich sehen«, sagte Riedwaan und ließ sie widerstrebend los.
    »Was? Jetzt?« Clare sah auf die Uhr. Es war kurz vor elf.
    »Genau. Er wartet.«

    Die Flagge über dem khakigrünen Schiffscontainer, der der ballistischen Spurensicherung in Kapstadt als Testgelände diente, hing auf halbmast, was anzeigte, dass jemand darin war. Von drinnen hörte man das gedämpfte Hämmern der Kugeln. Das musste de Lange sein. Um elf Uhr abends stand sein Wagen mutterseelenallein auf dem Parkplatz. Riedwaan zündete eine Zigarette an und wartete. Als es kurz still wurde, klopfte er fest gegen die Tür.

    »Versuchen Sie immer noch sich umzubringen, Faizal?« Shorty de Lange sah mit seinen knapp zwei Metern aus wie ein Wikinger. Er stieß die Tür auf und entließ den Korditgeruch in die kalte Nachtluft.
    »Das da drin hörte sich an wie Bagdad«, sagte Riedwaan und zerdrückte die Zigarette unter dem Absatz.
    »Die Taxler«, sagte de Lange, »sind die Schlimmsten, wenn sie richtig loslegen. Und ganz im Ernst, im Moment kocht es. Drei Schießereien heute. Zwei Pendler tot, ein kleines Kind auf dem Schulweg niedergeschossen. Es ist ein beschissener Krieg.« Er klemmte die AK-47, die er getestet hatte, unter den Arm, damit er abschließen konnte.
    Clare stieg aus dem Wagen, während Riedwaan und de Lange zu den niedrigen Gebäuden hinübergingen, in denen de Langes Büro untergebracht war.
    »Hi, Shorty«, sagte sie, als sie zu ihnen stieß.
    »Clare«, begrüßte er sie mit einem glücklichen Lächeln. »Wie immer ein Labsal für meine trüben Augen. Ich freue mich so, Sie zu sehen. Wie wäre es mit einem Irish Coffee?«
    »Nur zu gern.«
    De Lange betrat mit eingezogenem Kopf sein Büro und ging ihnen voran durch zur Bar. Eine Wand war mit Fotos aus seiner Zeit als Rugbyspieler tapeziert. »Kein Wasserkessel«, erkannte er. »Wir müssen mit Whisky vorliebnehmen.«
    »Auch gut«, meinte Riedwaan.
    »Dann schenken Sie uns einen ein, Faizal. Mir auch. Hier bitte, Clare.« De

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