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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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einem anderen Menschen zu verlieren, zu widerstehen.
    »Willst du gar nichts sagen?« Ihr Schweigen machte Riedwaan rasend.
    »Du hast die Abzweigung verpasst.«
    »Fuck!« Riedwaan wendete mitten auf der Straße und rumpelte dabei über die Verkehrsinsel. Er beschleunigte über alle drei Spuren und nahm die Abzweigung nach Bellville.
    »Es ist rot«, sagte Clare. Riedwaan bremste an der Ampel. »Da gibt es noch das winzige Problem mit deiner Frau, Riedwaan.«
    »Warum ist es bloß so kompliziert, dir etwas zu erzählen?«,
fragte er und fuhr sich mit beiden Händen durch sein dichtes Haar.
    »Viel entscheidender ist doch, was du mir nicht erzählt hast. Du hast mir keine Chance gegeben, selbst zu entscheiden. Stattdessen hast du dich hinter dem glücklichen Zufall verschanzt, dass ich nach Namibia flog. Ein höchst praktischer Zufall, vor allem nachdem du selbst dafür gesorgt hast, dass ich hinfahre.«
    Riedwaan parkte auf einem Besucherparkplatz vor dem großen Lehrkrankenhaus in Kapstadts nördlicher Vorstadt. Er drehte sich zu Clare um, doch bevor er zu sprechen beginnen konnte, sagte sie: »Wir müssen bei diesem Fall zusammenarbeiten, Riedwaan. Trotzdem ist es einfacher, wenn du deine familiäre Situation selbst klärst.« Clare brauchte frische Luft. Sie öffnete die Tür.
    Riedwaan stieg ebenfalls aus. »Wovor hast du solche Angst, Clare? Die Beziehungen zu anderen Menschen sind nie einfach und klar. So ist das Leben nun mal.«
    »Mir steht der Sinn nicht nach einer Philosophiestunde, vor allem wenn ich mir den Aufguss der Predigt anhören darf, die dir ein billiger Bullenpsychologe hält, wenn du zu viel trinkst.« Clare griff nach ihrer Schachtel und hielt sie vor ihre Brust wie einen Schild. »Lass uns einfach bei unserem Fall bleiben, okay?« Ein leichteres Terrain, die Mechanismen des Todes.
    »Dann erklär mir deinen Fall. Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß.« Riedwaan nahm ihr die Schachtel ab. Seine Hand kam warm auf ihrer zu liegen.
    Clare riss ihre Hand weg. »Lass mich.« Sie klang pubertär, das hörte sie selbst. »Ich bringe das jetzt zu Mouton.« Sie marschierte zum Eingang der pathologischen Abteilung.
    Der rundliche Wachmann am Eingang strahlte sie an. »Sie brauchen sich nicht einzutragen, schließlich sind Sie mit Captain Faizal da«, sagte er. »Er ist für Sie verantwortlich.«
    »Das wäre mir neu.« Clare konnte nicht anders.

    »Der Doc wartet auf Sie, Captain. In der Pathologie.« Der Wachmann winkte Riedwaan und Clare zum Lift.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, murrte Clare und trat beiseite, um eine Gruppe schnatternder Studenten vorbeizulassen. Sie folgte Riedwaan durch den Korridor. Er öffnete die letzte Tür, und sie konnte einen Blick auf Dr. Piet Mouton erhaschen, der sich über seinen voluminösen Bauch beugte und mit behutsamen Händen den nachgiebigen Körper untersuchte, der vor ihm ausgelegt war.
    »Entschuldigen Sie.« Mouton sah nicht einmal auf. »Ich hab’s gleich. Schieben Sie meinen Recorder ein bisschen näher ran, Faizal.«
    Riedwaan rollte den Wagen mit Moutons Aufzeichnungen und dem kleinen schwarzen Recorder näher an die Rollbahre heran. Clare zwang sich, die nackte Leiche auf der Bahre anzusehen – eine ältere Frau mit aufgespreiztem Brustkorb.
    Mouton hob das Herz heraus und legte es in eine Schale. »Autounfälle. Ich hasse sie«, sagte er. »So wie die Leute fahren, enden wir noch alle als Irish Stew. Ein BMW ist auf der N1 über eine Leitplanke geschossen. Der Tacho zeigte noch beim Aufprall 190 an.«
    Was Mouton da auch tat, es hörte sich grässlich an. Clare blickte leicht benebelt zu den Rundbogenfenstern auf. »Sie hat den BMW gefahren?«, fragte sie.
    »Sie machen wohl Witze. Sie wollte ihre Enkel besuchen. Dem Arschloch im BMW ist nichts passiert, der macht sich nur Sorgen um seine Versicherung und versucht den Alkoholtest rauszuzögern. Sie wissen doch, wofür das steht, Faizal? BMW?«
    Riedwaan schüttelte den Kopf.
    »Bankrot Maar Windgat«, erklärte Mouton abfällig. »Bankrottes Windei. So, Dr. Hart, eine Autopsie ist nichts für Zuschauer. Ich nehme an, Sie möchten etwas von mir?«
    »Riedwaan hat es Ihnen schon erzählt?« Clare stand jetzt
am Fenster. Die hereinfallende Sonne konnte nichts gegen die Klimaanlage ausrichten, aber eigentlich war sie froh über die Kühlung; die Kälte erstickte den Gestank der Chemikalien und körperlichen Sekrete.
    »Hat er.« Mouton ging seine Hände waschen. Dann befreite er seinen Leib

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