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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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ihm den kleinen Ball.
    Myburgh beugte sich angestrengt über die Insektenüberreste.
»Nachtfalterflügel«, sagte er. »Und Grashüpfer mit langen Fühlern. Ein paar Termiten. Wo haben Sie das gefunden?«
    »Der Hausmeister der Schule hat es auf der Schaukel entdeckt, auf der einer der Jungen gefunden wurde.«
    »Unmöglich«, urteilte Myburgh mit einem weiteren prüfenden Blick auf die Insekten. »Die gibt es nicht an der Küste. Im Landesinneren schon. Ich würde sagen, das stammt aus einer Gegend, in der die Ägyptische Fledermaus jagt. Sie braucht keine absolute Dunkelheit und schläft deshalb in großen Bäumen im Delta; ansonsten in Höhlen oder anderen Schlupfwinkeln.«
    »Man findet sie also auch im Kuiseb?«, fragte Clare. Was Myburgh erzählte, war so wichtig, dass sie vergaß, wie erschöpft sie war.
    »Ja«, sagte Myburgh, »aber sie sind selten. Es gibt dort nicht genug Nahrung für mehr als ein paar Kolonien, und das Eigenartige an Fledermäusen ist, dass sie mit ihrer Beute immer wieder an die eingesessenen Nahrungsplätze zurückkehren. Wenn Sie die finden, wissen Sie auch, wo diese kleinen Mumien herkommen.«

31
    Das Flugzeug aus Walvis Bay umkreiste den Tafelberg, der in einsamer Pracht über dem dreckigen Elend der Kapebene thronte. Clare stieg als Erste aus dem Flugzeug. Sie schob den Pass über den Schalter, während ihre Gedanken zwischen dem, was sie in Kapstadt zu erledigen hatte, und den fragmentartigen Bildern der Ereignisse in Walvis Bay hin und her schalteten.
    »Hier entlang, bitte, Frau Doktor.« Der Einwanderungsbeamte hatte das Gitter vor seiner Kabine nach unten gezogen. Clares Pass hielt er fest in der Hand.

    »Was ist denn?« Wenn sie etwas nicht brauchen konnte, dann einen offiziellen Papierkrieg, weil sie angeblich Körperteile über internationale Grenzen geschmuggelt hatte.
    »Kommen Sie bitte mit.« Er öffnete eine Tür mit der Aufschrift »Zoll« und trat zur Seite, sodass sie an ihm vorbeigehen konnte. Riedwaan lehnte an der Wand, und sein Hemd leuchtete weiß unter seinem dunklen Hals.
    »Danke.« Riedwaan meinte den Zollbeamten, aber sein Blick war auf Clare gerichtet.
    »Keine Ursache, Captain.«
    »Darf ich die mal sehen?«, sagte Riedwaan. Clare legte ihr Sortiment von Päckchen auf den verschrammten Tisch und verschränkte die Arme.
    »Brauchen Sie sonst noch etwas, Captain Faizal?«, fragte der Beamte. Riedwaan schüttelte den Kopf, der Mann ging und schloss die Tür hinter sich. Riedwaan griff nach der Schachtel mit den Proben, die Helena Kotze für Piet Mouton zusammengestellt hatte.
    »Was tust du da?«, fragte Clare.
    »Ich bin hier, um dich zu sehen. Wie du gesagt hast. Ganz offiziell.« Riedwaan öffnete die Tür. »Gehen wir?«
    »Wohin?«, fragte Clare sofort. »Ganz offiziell.«
    »Durch den Sicherheitsausgang. Das geht viel schneller.«
    »Riedwaan.« Clare lachte ungläubig. »Du weißt, dass ich verabredet bin.«
    »Ich weiß. Ich fahre dich hin. Ganz offiziell.« Er drehte sich zu ihr um. »Schau mich nicht so an. Eine Anordnung von Phiri.«
    »Na dann«, knurrte sie, »habe ich wohl kaum eine Wahl, oder?«
    »Sieht nicht so aus.« Er war erleichtert, dass sie Phiri nicht anrief, um das zu überprüfen.
    Sie zu überrumpeln, war viel leichter gewesen, als Riedwaan angenommen hatte. Sie stieg in seinen alten Mazda, den
er durch das Chaos vor dem Inlands-Ankunftsterminal steuerte. Er nahm die N2 in Richtung Osten, weg von Kapstadt. So weit, so gut. Er hatte den Verdacht, dass es wesentlich schwieriger würde, sie zum Reden – oder zum Zuhören – zu bewegen.
    »Woher tauchte denn plötzlich dein Freund beim Zoll auf?«, fragte Clare.
    »Das ist ein alter Kollege aus meiner Zeit im Drogendezernat. Er war mir einen Gefallen schuldig.«
    »Ich kann es mir lebhaft ausmalen.«
    »Willst du mich nicht nach meiner Familie fragen?«, fragte Riedwaan.
    »Hat es irgendeine Bedeutung, was ich frage oder nicht frage, nachdem du mich praktisch gekidnappt hast?«
    »Für mich schon«, sagte Riedwaan. »Yasmin ist meine Tochter. Ich liebe sie. Und du … Hör zu, Clare, die ganze Sache tut mir leid.« Er schwenkte die Hand über dem freien Raum zwischen ihnen. »Das alles …« Er gab auf.
    Clare starrte auf die windschiefen Häuser, die an ihrem Fenster vorbeizischten. Ihre Autonomie war hart erkämpft; nachdem sie die Bande zu ihrer tief verletzten Zwillingsschwester Constance gelockert hatte, war sie fest entschlossen gewesen, allen Verlockungen, sich je wieder in

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