Blutrose
glühte hier nur eine einzige Zigarette: Februaries. Er saß in der Ecke hinter einem Castle Lager .
Riedwaan setzte sich auf den Hocker neben seinem. »Frühstück?«, fragte er und deutete auf Februaries Bier.
»Faizal, alter Sack. Was machst du denn hier?«
»Dich besuchen. Du siehst gut aus.« Das stimmte nicht ganz. Aber Riedwaan hatte ihn zu dieser Tageszeit schon in deutlich schlechterer Verfassung erlebt.
»Ich schränke mich ein, Mann. Das ist mein erstes.«
»Warum hörst du nicht einfach auf?«, fragte Riedwaan.
»Nur nichts überstürzen«, wehrte Februarie ab. »Das könnte den Körper umhauen. Das ist bestimmt nicht gesund.«
»Das hier ist Clare Hart.« Riedwaan legte eine Hand an Clares Ellbogen.
»Hallo«, sagte Clare.
Februarie begutachtete sie, registrierte die schlanke Figur und das energisch vorgeschobene Kinn. »Die Irrenärztin. Von Ihnen habe ich schon gehört«, grummelte er. »Ich wusste gar nicht, dass sie dich inzwischen nur noch unter Bewachung rauslassen, Faizal.«
»Charmant wie eh und je«, gab Riedwaan zurück. Er bestellte eine Cola für sich und ein Mineralwasser für Clare und wartete ab, bis der Barkeeper wieder gegangen war. »Deine Kollegin meinte, du würdest an einem Fall arbeiten.«
»Natürlich arbeite ich an einem Fall. Ich arbeite immer an einem Fall. Und bestimmt wird gleich irgendwo ein Fahrrad gestohlen, dann habe ich den nächsten Fall. Und du?«
»Ich arbeite auch.«
»Du kannst dich glücklich schätzen, dass du in der Stadt
bleiben durftest, Mann. Diese Exilkiste ist echt übel. Die bringt dich schneller ins Grab als das Rauchen.«
Riedwaan verstand den Wink und bot ihm eine Zigarette an. Februarie nahm zwei.
»Was willst du von mir, Faizal? Oder ist das bloß ein Höflichkeitsbesuch?«
»Wir wollten mit dir über einen Fall sprechen.«
»Dann sprich.« Februarie inhalierte tief und begann zu husten.
»Du klingst, als würdest du krepieren, Februarie.«
»Ich hab’s dir doch gesagt, das ist dieses verfluchte Landleben. Das bringt mich noch um.«
»Erzählen Sie uns alles über diese Schießerei in McGregor«, sagte Clare.
»Den Armeemajor? Hofmeyr?«, fragte Februarie. Sein Blick wanderte von Riedwaan auf Clare. Scharf. Berechnend. Trotz des Alkohols. »Warum fragen Sie?«
»Ich ermittle in einem Fall in Namibia. Es sieht nach einem Serienmörder aus«, sagte Clare. »Aber die Kugel, die im Kopf eines der Jungen gefunden wurde, passt zu der, die Hofmeyr getötet hat.«
»Hat das Shorty de Lange gesagt?«, mutmaßte Februarie.
»Genau«, bestätigte Riedwaan.
»Ich weiß nur, dass sie mir diesen Fall schneller entzogen haben, als eine Jungfrau die Knie zusammenpressen kann.« Februarie leerte sein Glas.
»Könnte es ein Bandenüberfall gewesen sein?«, fragte Clare.
»Quatsch«, sagte Februarie. »Andrew!«, rief er den Barkeeper herbei. »Mach mir noch ein Bier; du bist nicht so hübsch, als dass du dein Geld mit Rumstehen verdienen könntest.« Er wandte sich wieder Riedwaan zu. »Ich glaube, es war etwas anderes. Erst haben sie ihn gefoltert. Für mich sah das nach einem Profi aus, nicht nach dem Gemetzel, das diese Speedschädel
hinterlassen. Wer das gemacht hat, war auf etwas Bestimmtes aus.«
»Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?«, fragte Riedwaan.
Februarie zuckte mit den Schultern. »Er war in der Armee. Unter dem alten Regime. Sonderkommando. Wahrscheinlich wusste er irgendwas. Wie alle diese Scheißer. Es gibt entschieden mehr Menschen, die diese Kerle tot sehen wollen, als solche, die sie am Leben lassen würden.«
»Und was wusste er?«
»Das ist reine Spekulation. Mir wurde der Fall entzogen. So ein Schreibtischhengst meinte, sie würden ihn nach oben weiterreichen. Ihm Vorrang geben.«
»Und was passierte dann?«
»Versuch mich nicht zu verscheißern, Faizal. Du weißt genau, was passiert, wenn so was passiert. Der Fall ist tot.«
Februarie trank sein Bier. Riedwaan trank seine Cola. Clare sah beiden zu.
»Eines allerdings ist mir aufgefallen«, sagte Februarie nach einer Weile.
»Dachte ich mir doch«, sagte Riedwaan. »Bist du der Sache nachgegangen?«
»Natürlich.« Februarie sah ihn beleidigt an. »Und prompt wurde mir der Fall abgenommen, und ich durfte geklaute Fahrräder suchen.«
»Entschuldige.« Riedwaan legte genug Geld auf die Theke, um alle Getränke zu bezahlen. »Und was war das?«
»Es waren Soldaten«, fuhr Februarie fort. »Die Mörder.«
»Woran erkennen Sie das?«, fragte
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