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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Clare.
    »Daran, wie er gefoltert wurde. Genauso haben sie es früher in Namibia gemacht. Mit den Aufständischen, wenn sie welche erwischten. Mit Zivilisten, wenn ihnen langweilig war.«
    Riedwaan schwieg.

    »Passen Sie in Walvis Bay gut auf sich auf«, murmelte Februarie.
    »Wie rührend«, meinte Riedwaan. »Hast du sonst noch was rausgefunden?«
    »Nachdem ich von dem Fall abgezogen wurde?«
    »Ja.«
    »Um doch noch Gerechtigkeit zu schaffen?«
    »So in etwa.«
    »Seh ich aus, als wollte ich mich umbringen? Mein Leben sieht vielleicht nach einem Haufen Scheiße aus, aber es ist das einzige, das ich habe.«
    Riedwaan wartete. Er und Februarie kannten sich eine Ewigkeit und wussten jeweils, wie ein Schweigen zu deuten war. Der Barkeeper wanderte ans andere Ende der Theke und bediente dort einen neuen Gast.
    »Ich habe eine alte Freundin«, sagte Februarie. »Sie hat für mich nachgeforscht. Kein Hofmeyr. Kein einziger Eintrag in irgendeiner Armee-Akte, alt oder neu.« Er sah zu Riedwaan auf. »Komisch bei einem mehrfach ausgezeichneten Major, meinst du nicht auch?«
    »Zum Totlachen«, kommentierte Riedwaan.
    »Seine Einheit gibt es«, sagte Februarie. »Aber keinen Major Hofmeyr. Genauso wenig wie irgendeinen der anderen Offiziere, die du auf dem Bild in seinem Arbeitszimmer sehen kannst. Allesamt ausradiert.«
    »Also hast du aufgegeben?«
    »Beinahe.« Februarie leerte sein Bier. »Aber dann bin ich auf eine Fußnote in einem der vielen Fälle für die Wahrheits- und Versöhnungskommission gestoßen, die irgendwann im Sand versackt sind. Über ein geheimes Waffentestgelände oben im Norden.«
    »Ja?«, fragte Riedwaan nach.
    »In der Fußnote gab es einen Verweis auf ein Geheimkommando in Walvis Bay. Dort gab es einen Hofmeyr. Einen
Major. Er und ein paar seiner Freunde waren in die Geschichte verwickelt. Aber die ganze Sache starb, und niemand hörte je wieder von Major Hofmeyr.«
    »Bis er erschossen wurde.«
    »Ganz genau«, wiederholte Februarie. »Bis er erschossen wurde.«
    »Ich bin dir was schuldig«, sagte Riedwaan.
    »Möchtest du, dass ich seine Freunde überprüfe?«, fragte Februarie.
    »Kommt drauf an, wie viele Fahrräder geklaut werden.«
    »Du mich auch, Faizal.« Februarie zählte das Geld ab, das Riedwaan auf die Theke gelegt hatte, und bestellte noch ein Bier.

    Als Clare und Riedwaan ins Freie traten, hatten sich die Wolken am Himmel zusammengezogen. Es begann zu nieseln.
    »In ein, zwei Tagen bin ich in Walvis Bay«, sagte Riedwaan. »Dann werde ich sehen, was ich rausfinden kann.«
    Clare sah auf die Uhr. »Hoffentlich schaffe ich es noch zum Flughafen«, sagte sie.
    »Du wirst es schaffen«, versicherte ihr Riedwaan. Auf dem Highway hatte sich ein Unfall ereignet. Die Gaffer hatten den Verkehr praktisch zum Erliegen gebracht. Riedwaan wechselte auf den Randstreifen und fuhr mit gellender Sirene an ihnen vorbei.
    »Ich habe mich immer gefragt, warum du das Ding behalten hast«, meinte Clare lächelnd.
    »Du wirst es schaffen«, wagte Riedwaan den Sprung ins kalte Wasser, »ohne mir eine einzige Frage gestellt zu haben.«
    »Ich muss nachdenken«, sagte Clare. »Es ergibt keinen Sinn. Es wäre möglich, dass die Waffe, mit der man Hofmeyr getötet hat, verkauft oder gestohlen wurde. Durchwegs männliche Opfer, das ist wohl eine Übereinstimmung, andererseits haben sie Hofmeyr aufgeschlitzt, bevor er erschossen wurde.«

    »Ich meinte nicht Hofmeyr.«
    »Ich weiß«, sagte Clare, »aber mir machen diese Jungs zu schaffen.«
    Der Regen machte jetzt Ernst und nahm ihnen die Sicht durch die Windschutzscheibe.
    »Ich meinte uns«, sagte Riedwaan.
    »Fang nicht wieder damit an.« Clare hob abwehrend die Hände. »Das ist allein deine Geschichte, deine Frau kommt hierher, und so weiter. Wieso soll es meine Aufgabe sein, darüber zu reden?«
    Riedwaan nahm die Abfahrt zum Flughafen und hielt vor der Abflughalle für die internationalen Flüge. Er drehte sich zu Clare um. »Sie ist gar nicht gekommen.«
    Clare sah wieder auf ihre Uhr. Ihr blieben noch fünf Minuten, dann schloss der Schalter. »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Ich habe versucht, mit dir darüber zu reden«, sagte Riedwaan. »Ich habe dir gemailt, aber du versteckst dich hinter deiner Arbeit und deinen Theorien und dem Fall.« Verblüfft über diesen uncharakteristischen offenherzigen Ausbruch hielt er inne. Das war ein Fehler. Clare öffnete die Tür, hängte die Tasche über ihre Schulter und klemmte sich die dünne Hofmeyr-Akte

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