Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
Tür.
„Vater?“ Sie erreichte die Tür. Dem Himmel sei Dank, der Knauf ließ sich drehen. Mit zitternder Hand öffnete sie die Tür, aber bevor sie diese mehr als einen Spalt aufschieben konnte, knallte sie wieder zu.
„Vater!“
Ein weiteres Krachen erklang. Althea schob die Tür erneut auf, aber diesmal ließ sie sich nicht öffnen. Sie trat dagegen, drehte den Knauf so heftig, dass sie fürchtete, er könnte abbrechen.
Hinter der Tür herrschte plötzlich Stille. „Vater!“, schrie sie erneut.
Dann hörte sie ein schwaches Sirren, dem ein dumpfer Aufschlag folgte. War es ein Bolzen, abgeschossen von einer Armbrust? Sie hörte kein Geschrei, nur ein irres, körperloses Kichern, das nicht nur aus der Kammer ihres Vaters drang, sondern auch hinter ihr erklang. Sie wirbelte herum, die Hand lag noch immer auf dem Türknauf.
Wo war Mr. O’Leary? Hatte Crenshaw das Krachen nicht gehört? Oder die Diener?
Verzweifelt rüttelte sie an der Tür, drückte Schulter und Hüfte gegen das grobe Holz. Althea legte all ihr Gewicht – und das war leider nicht viel – gegen die Tür. Sie schrie, in der Hoffnung, irgendwen damit anzulocken. Egal wen.
Der Metallknauf wurde unter ihrer Hand glühend heiß. Verzweifelt versuchte sie, ihn erneut zu drehen, obwohl ihre Haut bereits quälend schmerzte. Ein abscheulicher Geruch stieg auf – ihr brennendes Fleisch, erkannte sie. Mit einem Heulen riss sie die Hand zurück. Der Schmerz raste durch ihren Arm, weil sie dennoch unvermindert gegen die Tür hämmerte. Schwindel und Übelkeit erfassten sie, als die verwundete Hand auf das Holz prallte.
Die Tür erbebte unter ihren Schlägen. Durch die Ritzen drang ein merkwürdiges, blaues Licht, das angefüllt war mit winzigen, glitzernden Sternchen. Als dieses Licht im Flur war, flog es auf Altheas Augen zu. Die Brillengläser bewahrten Althea vor Schlimmerem, aber einige der winzigen Partikel streiften ihre Wangen und Lippen. Jedes dieser Sternchen verursachte einen scharfen, unglaublichen Schmerz, wie der Biss von winzigen Zähnen. Hilflos hämmerte sie gegen die Tür, bis sie das Gesicht abwenden musste, um die Stiche abzuwehren.
Ein schwarzer Schatten umfing sie, und sie schrie vor Schreck erneut auf. Eine große Hand umfasste ihr Handgelenk und zog sie von der Tür weg. Erneut spürte Althea eine große, schwarze Wand in ihrem Rücken – die Brust des Earls. „Ihr?“
„Du bist verletzt.“ Kalte Wut schwang in seiner Stimme mit.
„Das ist egal. Mein Vater ist da drin!“
Noch immer hielt er ihr Handgelenk umklammert und trat mit dem Fuß gegen die Tür. Vor ihren Augen bog sich die Tür nach innen und schnellte zurück. Mit einem Knall entstand ein langer Riss in der Mitte der Tür und sie hing schief in den Angeln. Aber noch immer versperrte die Tür ihnen den Weg.
„Verdammt seist du, Zayan“, murmelte der Earl.
Altheas Blick schnellte zu Brookshires Gesicht, das von dem schwachen, blauen Leuchten eingehüllt war. In seinen Augen waren dunkelrote Lichter aufgeflammt und dieser Anblick raubte ihr den Atem. Er war ein Dämon! Und ihn bat sie um Hilfe?
Aber was blieb ihr anderes übrig? Sie hatte sich nie zuvor so hilflos gefühlt. Keine ihrer Waffen konnte gegen eine so große Macht etwas ausrichten.
„Geh aus dem Weg.“
Bei seinem Befehl wich sie zurück.
„Aus dem Weg, verdammt noch mal!“
Sie stolperte rückwärts. Einer ihrer Pantoffeln verfing sich im Saum ihres Nachthemds und sie fiel gegen die Wand in ihrem Rücken. Der Pflock bohrte sich in ihren Bauch und raubte ihr den Atem. Keuchend und verzweifelt nach Luft schnappend beobachtete sie, was nun geschah. Der Earl hob seine behandschuhten Hände und richtete die Handflächen auf die Tür.
Ein Blitz schoss aus seinen Händen und die Tür zersplitterte in tausend Stücke. Der Earl war definitiv kein normaler Vampir.
„Bleib hier“, befahl der Earl und betrat die Kammer, die nur aus einem Mahlstrom aus weißem und blauem Licht zu bestehen schien. Die winzigen Sterne wirbelten, als wären sie in einem Strudel gefangen. Dann ballten sie sich zu einem großen, weiß leuchtenden Ball zusammen, der hinter dem Earl in die Kammer raste.
Althea riss den Pflock unter dem Gürtel fort und kämpfte sich auf die Füße. Sie taumelte zu der Tür.
„Miss Yates, Sie gehen da besser nicht rein, Mädchen.“
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Im selben Moment erkannte sie die Stimme. Mick O’Leary! Endlich!
Althea fuhr herum und rammte Mick
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