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Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust

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Titel: Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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eingemeißelten Lebensdaten und Namen. Anthony Austen – 1612 bis 1705. Francis Smythe – 1512 bis 1705.
    Der dritte war der älteste, aber die Buchstaben waren noch immer deutlich zu erkennen. Stephen of Myrlyn – 1100 bis 1706.
    Das erste Datum zeigte die Geburt eines Vampirs auf. Das zweite zeigte auf, wann er zerstört worden war. All diese Vampire waren bereits zerstört worden.
    Über Zayan sagte man, dass er über zweitausend Jahre alt war, aber als sie jetzt sah, wie alt Stephen of Myrlyn geworden war, versetzte ihr das einen stechenden Schmerz. Wie es wohl war, über sechshundert Jahre lang einsam jagend durch die Nächte zu gehen?
    In sechshundert Jahren würde auch Yannick noch auf dieser Erde weilen, wenn sie schon längst begraben war. Schon längst zu Staub geworden war. Längst vergessen …
    Schuldgefühle übermannten Althea. Es war, als hätte jemand Gift in ihre Adern geträufelt. Sie hatte Yannick angelogen. Sie war seinem beschwörenden, glühenden Blick ausgewichen, um ihre Lüge zu verbergen. Aber sie fürchtete, dass er längst Bescheid wusste. Machte das einen Unterschied? Heute Nacht wusste er ohnehin, dass sie es getan hatten. Und was würde er dann wohl tun?
    Würde er zu ihr kommen und seine Wut an ihr auslassen? Oder würde er – was vielleicht noch schlimmer war – gar nicht zu ihr kommen?
    Der nächste Sarg trieb ihr die Tränen in die Augen. Er trug keine Daten wie die anderen, auf denen das Datum der Verwandlung und das Datum der Zerstörung standen.
    William. 1700 bis 1708. Ruhe sanft .
    Ein achtjähriger Vampir?
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie näher trat und den Deckel des letzten Sargs betrachtete. Er war leer. Ihre Finger strichen über kalten, glatten und weißen Stein. Sie spürte unter ihren Fingerspitzen ein sanftes Summen. Ein leichtes Vibrieren, das sich verstärkte und einen bestimmten Rhythmus annahm. Schwach, aber regelmäßig spürte Althea ein Pochen, das immer wieder für lange Momente aussetzte. Der Herzschlag eines Vampirs.
    „Welchen brauchen wir, Sir?“, fragte O’Leary.
    Sie wusste es, ohne dass ihr Vater es sagte.
    „Der am Ende der Reihe. Dort, wo Althea steht.“
    Sie blickte auf. O’Leary kam zu ihr. Er trug ein Brecheisen und eine zweite Lampe heran. Ihr Vater stand noch immer nahe dem Eingang in der Ecke, zusammen mit den jungen, mutigen Arbeitern. Einer stemmte mit dem Brecheisen die Steinabdeckung eines Sargs auf, die knirschend beiseiterutschte.
    „Zu Asche verbrannt!“, verkündete ihr Vater mit nüchterner Stimme.
    War auch der achtjährige William auf diese Art zerstört worden?
    Als O’Leary sie erreichte, rief ihr Vater: „Sei doch nicht so verdammt ungeduldig, O’Leary. Warte noch einen Moment, bevor du den Sarkophag öffnest.“
    Trotz seines verwundeten Beins war ihr Vater innerhalb weniger Augenblicke bei ihnen. Wieder blickte er sie so merkwürdig an, als wüsste er, dass sie die Gegenwart von Sebastien de Wynter spüren konnte. Ihre Hand ruhte noch immer auf dem Deckel des Sargs. Es war, als strömte eine unglaubliche Energie in ihre Hand bis in ihren Arm. Sie konnte die Hand nicht wegziehen.
    Obwohl sie sicher war, dass Sebastien de Wynter in diesem Sarkophag ruhte, konnte sie es so recht nicht glauben.
    „Wie hat Zayan es geschafft, ihn hierherzubringen? Der Eingang war seit hundert Jahren unberührt, und ebenso war es mit dem Hügel. Ist er wirklich durch Erde und Stein hier eingedrungen und hat Sebastien hier lebendig begraben?“
    Ihr Vater nickte knapp. „Er kann so was tun. Ebenso kann er mit einer Handbewegung den Eingang öffnen und anschließend mit bloßer Gedankenkraft wieder versiegeln.“
    „Wie ist das möglich?“
    „Wie ist es möglich, dass die Toten leben? Nur, weil wir es nicht verstehen, bedeutet das nicht, dass es diese Macht nicht gibt. Und wir müssen erkennen, wie gefährlich diese Macht ist.“
    Ihr Vater wies auf seinen Koffer. „Öffnest du ihn bitte, Liebes?“
    Althea hatte erst einmal in den Koffer blicken dürfen. Als sie ihn jetzt auf den Sarg neben Sebastiens Sarkophag stellte und öffnete, erinnerte sie sich an den flüchtigen Blick, den sie damals auf ein goldenes Halsband geworfen hatte. Jetzt lagen in dem Koffer zwei identische Halsbänder.
    Sie wandte sich zu ihrem Vater um. Er legte gerade sorgfältig kleine Bündel mit getrockneten Kräutern auf dem weißen Sargdeckel aus, in einem rautenförmigen Muster, das wohl nur er genau kannte. Dabei fiel er in einen eintönigen

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