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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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sie das Geld für die Reise habe, und da hat sie mir erzählt …“ Vera schloss die Augen und sackte auf ihrem Stuhl förmlich in sich zusammen.
    â€žDa hat sie Ihnen was erzählt?“, versuchte Nell es aus ihr herauszulocken.
    Vera schlug die Augen wieder auf, doch sie sah müde aus, leer und erschöpft. „Sie wissen bestimmt, dass Fiona Gannon hier im Haus gearbeitet hat.“
    â€žJa.“
    â€žEmily hat ihr die Stelle bei Virginia Kimball beschafft. Das wusste ich zwar, aber ich konnte ja nicht ahnen, weshalb – ich meine, den wahren Grund. Es war nicht nur deswegen, weil Mrs. Kimball nicht so engstirnig und borniert und anspruchsvoll war wie Orville und Winnie, sondern weil Clara … nun, sie war mehr als einfach nur eine Dienerin. Sie hat auch gewisse Briefe zugestellt und das gezahlte Geld entgegengenommen – gegen einen ordentlichen Aufschlag auf ihren regulären Lohn. Als wir an jenem Abend dort waren, haben wir sie es selbst sagen hören.“
    â€žEmily hat Fiona somit davon überzeugt, Mrs. Kimball auch ihre Dienste als Botin anzubieten, da sie dadurch ihren Lohn gehörig erhöhen und dann umso eher ihren Kurzwarenladen aufmachen könnte“, schloss Will.
    â€žJa, darauf lief es hinaus“, meinte Vera. „Fiona hat also für Mrs. Kimball zu arbeiten begonnen und ungefähr … oh, es war gewiss keine zwei Wochen darauf, dass Emily sie überredete … nun ja, sie zu dem überredete, was sie wohl schon die ganze Zeit im Sinn gehabt hatte.“
    â€žIhrem Bruder die Lefaucheux gegen Zahlung von fünftausend Dollar anzubieten“, sagte Nell, „wobei es allerdings so aussehen sollte, als käme das Angebot von Mrs. Kimball.“
    Vera nickte. „Er glaubte ja ohnehin, dass sie den Revolver hätte. Fiona stimmte dem Plan zu – wenngleich laut Emily eher widerwillig, da es doch ein Betrug beträchtlichen Ausmaßes war und sie Mrs. Kimball zwischenzeitig sehr lieb gewonnen hatte. Aber sie wollte auch unbedingt ihren Laden, und da sie und Emily die fünftausend zu gleichen Teilen unter sich aufteilen wollten … nun ja …“
    â€žPratt hat gezahlt“, fasste Will zusammen, „und Emily schmiedete Reisepläne.“
    â€žOhne Sie“, stellte Nell ruhig fest.
    Selbst im Dunkeln konnte sie noch erkennen, wie Vera das Blut in die Wangen stieg. „Emily … sie … sie ist eine sehr unabhängige junge Frau, sehr …“ Sie nahm sich ein Stück kandierten Ingwer, betrachtete es stirnrunzelnd und legte es wieder zurück. „Sie ist noch jung und braucht ihre Freiheit. Das verstehe ich … sie hat es mir erklärt. Und sie … sie war sehr nett und bot mir einen Teil des Geldes an – nicht viel, denn eine gewisse Summe braucht sie ja, um ihre Reise finanzieren zu können, aber soviel sie eben entbehren konnte. Aber das habe ich abgelehnt, denn ich wusste, dass sie jeden Penny würde brauchen können. Und ich habe hier ja Orville und Winnie. Mir wird es nie an etwas mangeln.“
    Außer an Wertschätzung und netter Gesellschaft, dachte Nell.
    â€žWarum hat Emily ihrem Vater den Revolver eigentlich nicht zurückgegeben, nachdem sie das Geld bekommen hatte?“, wunderte sich Will.
    Vera blickte himmelwärts und hob die Hände, als habe sie sich das auch schon unzählige Male gefragt. „Um ihn zu ärgern? Mit mir wollte sie darüber nicht sprechen, aber das ist der einzige Grund, der mir einfallen will. Stellen Sie sich nur vor, Sie hätten eine so schwierige Beziehung zu ihrem Vater …“
    Nell fing kurz Wills Blick auf. Das mussten sie sich gar nicht erst vorstellen – sie wussten beide nur allzu gut, wie das war.
    â€žEr nahm also an, dass Virginia Kimball die Waffe noch immer in ihrem Besitz hatte“, sagte Will, „dass sie sein Geld genommen und ihren Teils der Abmachung schuldig geblieben war.“
    â€žDeshalb habe ich …“ Vera zog unmerklich den Kopf zwischen die Schultern. „Oh je, Emily wäre so wütend auf mich, wenn sie wüsste, was ich getan habe. Aber ich konnte Orville einfach nicht länger etwas so Schlechtes von Mrs. Kimball denken lassen – nicht, nachdem ich sie dort in ihrem Sarg schweben gesehen hatte … so tragisch und schön.“
    â€žSie haben Orville seinen Revolver zurückgegeben?“, fragte Nell.
    Vera nickte beschämt.

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