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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Wirbel um diesen Fall machen willst? Die Sache könnte sich wirklich als äußerst heikel erweisen. Immerhin gibt es wohl einige sehr einflussreiche Männer, die die ganze Angelegenheit schnellstens unter den Teppich kehren wollen.“
    Ganz ruhig und sachlich fragte sie ihn: „Will, warum warst du heute hier?“
    Er runzelte die Stirn und hob etwas ratlos die Schultern, als sei die Antwort doch ganz offensichtlich. „Weil ich Virginia Kimball kannte. Es gab einmal eine Zeit, da war ich sehr … nun ja, sehr vernarrt in sie. Sie war für mich der Inbegriff weiblichen Zaubers und romantischer Liebe. Und sie war tatsächlich eine bemerkenswert talentierte Schauspielerin – dafür habe ich sie bewundert. Für sie war ich allerdings nie mehr als ein kurzweiliges Amüsement. Nicht einmal ihre Wange durfte ich küssen und habe sie dennoch nie vergessen.“
    â€žUnd dennoch stört es dich gar nicht“, meinte Nell, „dass der Mord an ihr wohl nie aufgeklärt werden wird?“
    Will bedachte Nell mit einem recht erbosten Blick, um ihr zu verstehen zu geben, dass er sich nicht so leicht manipulieren ließ. Und doch hörte sie zumindest eine Andeutung ehrlichen Interesses heraus, als er fragte: „Wenn Fiona Gannon sie nicht umgebracht hat, wer soll es dann gewesen sein?“
    â€žIch weiß es nicht“, erwiderte sie. „Aber ich weiß, dass bei den Ermittlungen nachlässig vorgegangen wurde, und dass das Urteil der Geschworenen eine Farce ist. Die offensichtlichen Fragen hat niemand gestellt, weil niemand die Antworten darauf hören wollte. Ich würde diese Fragen aber gern stellen.“
    â€žWem?“
    Nell zuckte die Achseln. „Orville Pratt, Maximilian Thurston … Ich wüsste gern, wie Mrs. Kimball wirklich gewesen ist, mit wem sie Umgang hatte, in welchen Verhältnissen sie lebte. Natürlich möchte ich auch mehr über Fiona Gannon erfahren. Und über die Männer, die Detective Skinner bestochen haben. Ich will wissen, was sie sich zu kaufen glaubten.“
    â€žNell, Nell, Nell“, stöhnte Will und rieb sich den Nacken. „Diese Männer werden deine Nachforschungen nicht gutheißen. Du würdest eine Bedrohung für sie darstellen, und dementsprechend werden sie auch gegen dich vorgehen.“
    â€žMeinst du vielleicht, ich sei nicht zur Diskretion fähig?“
    â€žNatürlich bist du das. Aber derlei Männer haben Mittel und Wege, sehr schnell zu erfahren, wenn jemand seine Nase in ihre Angelegenheiten steckt.“
    Aus der Kirche erklang Orgelmusik und einsetzende Betriebsamkeit. Nell wandte sich zur Tür und sah, wie Mrs. Kimballs eiserner Sarkophag von acht Männern den Mittelgang hinunter getragen wurde. Will erhob sich und half Nell auf.
    Während sie sich den Straßenstaub von ihrem Rock klopfte, sagte sie leise: „Es kursieren bereits die ersten Gerüchte über uns.“
    â€žWunderbar“, befand Will und setzte sich seinen flachen Zylinder wieder auf. „Wie langweilig wäre doch das Leben, wenn es keine Gerüchte mehr gäbe!“
    â€žDu hast gut reden. Für mich als Gouvernante wäre schon der Ruch eines Skandals verhängnisvoll. Du solltest vielleicht nicht …“ Oh, wie sehr ihr das zuwider war! Nell schlug die Augen nieder und rieb mit dem Daumen über den großen silbernen Schlüsselring. „Du solltest dich besser nicht mehr mit mir und Gracie im Park treffen.“
    Will schaute sie an – sah sie eigentlich zum ersten Mal an diesem Morgen wirklich an. Seine Augen, überschattet von seiner mächtigen Stirn, blickten düster, und das Kinn reckte er auf jene unwirsche Weise vor, wie er es manchmal tat, wenn er sehr ungehalten war. Seine scharf geschnittenen Züge, die so ansprechend und vornehm aussahen, wenn er freundlich gestimmt war, konnten jäh einen finster bedrohlichen Ausdruck annehmen. „Du würdest uns ein solches Opfer abverlangen – nur, um dieses dumme Gerede zum Verstummen zu bringen?“
    â€žWill …“
    â€žAber für mich scheint das Opfer auch größer zu sein als für dich. Es bedeutet mir sehr viel, Gracie sehen zu können und …“ Er blickte beiseite und schüttelte den Kopf. Als er wieder in ihre Richtung sah und merkte, dass die Trauerprozession fast bei ihnen angelangt war, senkte er die Stimme und flüsterte eindringlich: „Willst

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