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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Nell und Will sich später im Rathaus dem jungen Gehilfen vor, der vor Detective Skinners Büro saß.
    Der Nachmittag war schon recht weit fortgeschritten, hatte Will Nell und seine Tochter zuvor doch noch zu einem gemütlichen, fast familiär anmutenden Mittagessen ins Revere House ausgeführt – sehr zur Freude von Gracie, die ansonsten an einem Samstag recht wenig von ihrer geliebten Miss Sweeney zu sehen bekam. In einem Restaurant zu essen war für die Kleine neu und sehr aufregend, sodass sie danach satt und schläfrig in den Armen von „Onkel Will“ die Rückfahrt in die Colonnade Row verdöste. Will hatte sie ins Haus und bis hinauf in ihr Zimmer im zweiten Stock getragen und ihr dann, nachdem Nell sie zu Bett gebracht hatte, einen Kuss auf ihre vom Schlaf rosige Wange gegeben. Dieser liebevolle Kuss war Nell sehr zu Herzen gegangen.
    Skinner erhob sich von seinem Schreibtisch, als Nell und Will in sein Büro traten, in dem es nach Fleisch und Zwiebeln roch; neben dem Papierkorb lag ein fettiges Einwickelpapier auf dem Boden, in dem wahrscheinlich Skinners Mittagessen gewesen war. Der Detective trug jene freundlich verwunderte Miene zur Schau, die man Besuchern gegenüber aufsetzt, von denen man zwar weiß, dass man ihnen kürzlich erst begegnet war, sie aber dennoch nicht einordnen kann.
    â€žMrs. Kimballs Beerdigung“, half Will ihm auf die Sprünge. „Miss Sweeney ist die Dame, die von der Hitze überwältigt wurde. Und ich bin der Arzt, der …“
    â€žJa … aber ja, natürlich. Natürlich. Dr. Hewitt.“
    Skinner forderte sie auf, in den beiden schon recht brüchigen Ledersesseln Platz zu nehmen, die vor seinem Schreibtisch standen, setzte sich dann selbst wieder und faltete die Hände über seiner karierten Weste. „Mir wurde gesagt, Sie hätten einen sachdienlichen Hinweis für mich.“
    â€žMehrere sogar“, sagte Nell und breitete die Skizze aus, die sie von Mrs. Kimballs Schlafzimmer angefertigt hatte.
    â€žEs geht um den Mord an Virginia Kimball“, fügte Will erklärend hinzu.
    â€žAh. Ja nun, wissen Sie … der Fall ist eigentlich schon abgeschlossen. Er ist gelöst, weshalb neue Hinweise nicht von wirklichem …“ Skinner starrte auf die Skizze vor sich und verstummte, als er erkannte, worum es sich handelte.
    â€žDer Tatort“, sagte Nell und zeigte auf die Zeichnung. „Hier ist Mrs. Kimball nach dem Schuss zu Boden gestürzt. Fiona fiel in diese Richtung – das Blut aus ihrer Kopfwunde befindet sich hier. Weshalb der Mörder ungefähr dort gestanden haben muss …“
    â€žWie sind Sie denn überhaupt in das Haus gelangt?“, wollte Skinner wissen, seine Stimme nun kalt und hart, ganz der unerbittliche Detective.
    â€žDie nahe liegendere Frage scheint meines Erachtens“, sagte Will, „warum Sie den Mord Fiona Gannon angelastet haben, obwohl Sie doch eigentlich dasselbe gesehen haben müssten wie wir.“
    Skinner bedachte sie mit einem feinen, herablassenden Lächeln. „Ich kann Ihnen versichern, dass der Schluss, zu dem ich in diesem Fall gelangt bin und zu dem auch der County Coroner und die Geschworenen gelangt sind – allesamt gelehrte Gentlemen –, das Ergebnis einer gründlichen und sorgfältigen Abwägung aller Fakten war.“
    â€žVielleicht lagen den Geschworenen ja nicht alle Fakten vor“, meinte Will.
    â€žVielleicht sollten Sie die Polizeiarbeit besser der Polizei überlassen“, entgegnete Skinner.
    â€žEin durchaus bedenkenswerter Rat“, befand Will, „wenn nur die Bostoner Polizei, statt lediglich die Hand aufzuhalten, die Fälle wirklich einmal lösen würde.“
    â€žIch glaube, das reicht“, entgegnete Skinner und stand auf. „Ich wäre Ihnen beiden sehr verbunden, wenn Sie jetzt Ihre kleine Zeichnung nähmen und sich mitsamt Ihrer Theorien …“
    â€žWir haben Beweise dafür, dass Sie während der Anhörung unter Eid gelogen haben, Detective.“ Will sagte das so beiläufig, als plaudere er über das Wetter. „Welche Konsequenzen hat es eigentlich, wenn Polizisten einen Meineid schwören? Suspendierung vom Dienst?“
    â€žOh, gewiss Suspendierung plus Haftstrafe“, meinte Nell.
    Mit einem wenig überzeugenden blasierten Schmunzeln nahm der Detective wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. „Und was

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