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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Schreibtisch lag.
    »Tom hat Ihre Anzeige gegen den McCormack-Jungen aufgesetzt. Lesen Sie diese bitte durch. Achten Sie darauf, dass alles richtig ist. Falls Sie noch etwas hinzufügen möchten, sagen Sie es uns bitte.«
    »Heißt das, Sie erheben Anklage?«
    »Es heißt, die Staatsanwaltschaft denkt darüber nach.«

    »Sie denkt darüber nach?«
    »Ich muss mit dem Bezirksstaatsanwalt reden. Es ist seine Entscheidung.«
    »Aber Sie, Mr. Jackman, was würden Sie tun?«
    »Das weiß ich nicht. Bisher steht Ihr Wort gegen das der anderen Seite. Andererseits sind es drei Teenager und Sie ein angesehener Geschäftsmann. Haben Sie die Patronenhülse mitgebracht?«
    »Ich habe sie«, meldete sich Tom.
    »Gut.«
    Ludlow las die Anzeige durch. Tom hatte gute Arbeit geleistet. Der Text war nüchtern und sachlich, aber es stand alles drin. Es war besser geschrieben, als er selbst es je vermocht hätte. Er nahm an, dass Toms Gelese wohl wirklich zu etwas nütze war.
    »Ist alles richtig, was hier steht.«
    Jackman reichte ihm einen Kugelschreiber. Ludlow beugte sich zum Schreibtisch hinab und unterschrieb an der Stelle, wo Kläger stand. Als er sich wieder aufrichtete, spürte er ein Zwicken im unteren Rücken. Es war das vertraute Ziehen an den Nervenenden, das ihn seit dem Krieg hin und wieder befiel. Es strahlte bis ins Bein hinunter. Eine muskuläre Verschwörung in seinem Innern, die nicht wollte, dass er wieder aufrecht stand. Er zuckte zusammen und straffte mühsam den Rücken.
    Tom Bridgewater bemerkte es.
    »Alles in Ordnung, Av?«

    »Ist bloß der Rücken. Manchmal will er nicht so wie ich.«
    Er wandte sich Jackman zu. »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Ich spreche heute Nachmittag mit Bezirksstaatsanwalt Phelps. Sobald es entschieden ist, unterrichten wir Sie. In der Zwischenzeit bitte keine weiteren Besuche bei den McCormacks. Und auch keine Kontaktaufnahme mit dem Daoust-Jungen.«
    »Die gab es bereits.«
    »Wie bitte?«
    »Nun, nicht direkt mit dem Jungen. Bevor ich herkam, habe ich mit seinen Eltern gesprochen. Ich habe das Gefühl, dass sie vielleicht gewillt wären, uns zu helfen. Könnte sein.«
    Jackman war nicht gut darin, seine Verärgerung zu überspielen. Die hellroten Flecken auf seinen Wangen verrieten ihn. Wahrscheinlich war er auch kein guter Pokerspieler.
    »Das war nicht klug, Mr. Ludlow. Die Leute könnten Sie wegen Verleumdung verklagen. An Ihrer Stelle würde ich das nicht noch einmal tun.«
    »Das habe ich auch nicht vor. Aber ich wollte der Familie bewusst machen, dass sie es hier mit einem Menschen zu tun haben, jemandem aus Fleisch und Blut, nicht bloß mit irgendeinem alten Knacker namens Ludlow. Falls die Daousts mich anrufen, verweise ich sie sofort an Sie. Vorausgesetzt, Sie beschließen, Anklage zu erheben. Wenn nicht, dann …«

    »Was dann?«
    »Wenn nicht, weiß ich auch nicht, was ich tun soll. Sollten Sie eine Idee haben, würde ich die gern hören.«
    Diesmal war Jackmans Händedruck zurückhaltender.
    Ludlow begleitete Tom zurück in dessen Büro, ließ ihn dort einen kalten Kaffee schlürfen und trat hinaus in den strömenden Regen.

8
    Als er zur Tür hereinkam, stand die Witwe Emma Siddons mit zwei Schachteln Nägeln am Tresen. Einmal die zu zehn Cent das Stück, einmal die zu acht. Bill gab den Verkauf in die Kasse ein. Emma war ziemlich betagt, aber sie verrichtete in ihrem Haus noch immer eigenhändig sämtliche Reparaturarbeiten. Im hinteren Ladenteil sah sich ein Touristenpaar, ein Mann mittleren Alters und eine Frau, die Campingutensilien an.
    Emma warf ihm ein Lächeln zu und begrüßte ihn. Als er an ihr vorbeiging, meinte sie: »Ich habe in den letzten Tagen gar nicht Ihren alten Hund an meiner Evangeline rumschnüffeln sehen.«
    »Er ist tot, Emma«, sagte Ludlow.
    »Tot?«
    »Ein Junge hat ihn erschossen. Am Sonntag, drau ßen in Miller’s Bend.«
    »Mein Gott. Warum tut jemand …?«
    »Es gab keinen Grund. Es war reine Boshaftigkeit.«
    Er sah, wie Bill zu ihm herüberstarrte.

    »Erschossen? Der alte Red? Du meine Güte, Av«, sagte er, »warum hast du nichts gesagt?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn hinterm Haus begraben. Ich bin zum Vater des Jungen gegangen, aber ich glaube, es stört die Leute nicht großartig.«
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich habe Anzeige erstattet. Und hoffe, das Recht wird nun seiner Bestimmung zugeführt.«
    »Warst du bei Tom Bridgewater?«
    Er nickte. »Und bei Sam. Und gerade eben beim stellvertretenden Staatsanwalt. Ein Mann

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