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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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aufgrund Artikel 8 entlassen. Weißt du, was der besagt?«
    Sie nickte. »Mental instabil.«
    » Dienstuntauglich haben sie es genannt. Wie auch immer, ich beging den Fehler, ihn wieder bei uns aufzunehmen. Ich glaube, wir wussten beide, dass es ein Fehler war. Aber er taugte zu gar nichts. Wenn man überlegt, was er mit seinem Leben hätte anfangen können, wo sein Platz in der Welt liegen könnte, fiel
einem nicht das Geringste ein. Eine Weile nahm er Gelegenheitsjobs an, zum Beispiel draußen am Highway 202 an der Tankstelle. Dort feuerten sie ihn, weil er Ersatzteile für seinen alten Buick gestohlen hatte. Zugegeben hat er den Diebstahl nie. Einmal ist er wahrscheinlich sogar in Tom Hardins Haus eingebrochen. Beweisen ließ es sich nicht, aber den Einbruch gab es und, Billy hatte plötzlich Geld in der Tasche. Er meinte, er hätte es beim Kartenspielen gewonnen. Geglaubt habe ich es ihm nicht.«
    »Mein Gott. Wie bist du mit all dem fertig geworden?«
    »Ich? Keine Ahnung. Wenn Mary nicht gewesen wäre, hätte ich ihn längst rausgeworfen. Aber er war ihr Erstgeborener, sie brachte es nicht fertig, ihn vor die Tür zu setzen. Aber damals wurde in diesem Haus mehr geschrien als geredet. Billy war alles egal. Er log einem ins Gesicht und starrte einen seelenruhig an. Als würde er selbst an seine Lügen glauben. Ich glaube, in der Hälfte der Fälle war es auch so.
    Damals lebte er überwiegend in einer Fantasiewelt. Er ließ sich mit einem Mädchen ein, Cathy Lee Stutz, die genauso verrückt war wie er. Sie sind ständig nach Portland gefahren und kehrten dann mit Büchern über Schwarze Magie und anderes okkultes Zeug zurück. Sie trugen seltsame Halsketten und steckten in seinem Zimmer schwarze Kerzen an. Keine Ahnung, wo sie das Geld für das ganze Zeug herhatten. Gearbeitet hat er jedenfalls nicht. Später
meinte Tom Bridgewater zu mir, das Mädchen hätte oben in Portland mit irgendeiner Masche die Leute abgezogen. Wahrscheinlich stimmte das.
    Als er mit dieser Cathy ging, war Billy selten hier. Meistens hat er bei ihr übernachtet. Einmal kam ich nachmittags nach Hause. Sie saßen im Wohnzimmer in einem Kreidekreis, den sie auf den Boden gemalt hatten. Ich sagte ihnen, sie sollten ihren Unsinn anderswo veranstalten. Danach hatten wir eine Weile Ruhe im Haus. Möchtest du ein Glas Wasser?«
    »Ich hol dir eins.«
    »Nein, ich hole es selbst.«
    Er stand auf und ging splitternackt aus dem Zimmer. Es überraschte ihn selbst, dass es ihm nicht peinlich war, im hellen Mondschein so vor ihr herumzulaufen. In der Küche drehte er den Wasserhahn auf, füllte sein Glas, trank einen Schluck, füllte es wieder auf und brachte es ins Schlafzimmer. Sie saß noch genauso da, wie er sie zurückgelassen hatte. Sie änderte ihre Meinung und griff nach dem Glas. Er gab es ihr. Seine Unterhose lag neben ihr auf dem Bett. Er zog sie an und sah Carrie beim Trinken zu. Sie lächelte ihn an und gab ihm das Glas zurück. Sein Daumen streifte ihren.
    »Wann musst du los?«, fragte er.
    »Bald. Ein bisschen Zeit habe ich noch.«
    »Versteh mich nicht falsch. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Aber was tust du hier, Carrie? Mit einem Mann wie mir?«

    »Du meinst, mit einem alten Mann wie dir. Mit einem Mann, der mein Vater sein könnte.«
    »Genau.«
    »Obwohl ich mir einen viel jüngeren Kerl krallen könnte. Obwohl ich jeden Mann haben könnte, den ich will, stimmt’s?«
    »Richtig.«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Av, das einzige Problem mit einem Mann in deinem Alter ist, dass ihr manchmal anfangt, wieder wie ein junger Trottel zu denken.«
    »Pardon?«
    »Schon gut. Setz dich. Erzähl mir den Rest der Geschichte.«
    Obwohl er ihr das Gegenteil versichert hatte, war dies der Teil, über den er selbst nach all den Jahren nur äußerst ungern sprach. Was geschehen war, lastete noch immer auf seinem Herzen, und das würde sich niemals ändern, ganz gleich, wie oft er es erzählte oder wie oft er sich weigerte, es zu erzählen. Selbst die Worte besaßen ein eigenes Gewicht. Wie schwer es diesmal werden würde, ließ sich nur herausfinden, indem er es jetzt aussprach.
    Er setzte sich zu ihr aufs Bett.
    »Nach einer Weile begann seine Freundin Cathy Lee, sich mit einem anderen Mann zu treffen. Vermutlich war es jemand, der mehr Geld als Billy besaß. Danach war er jedenfalls ständig hinterm Geld her. Eine Zeit lang ging er sogar wieder arbeiten.
Alles, was er verdiente, opferte er für Cathy. Er lud sie ein, kaufte ihr

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