Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
ich versuche, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Ich weiß ja, dass du nicht im Geld schwimmst.«
    »Ist schon gut, Sam. Tu einfach, was du tun musst.«
    »Du hörst von mir.«
    »Danke, Sam.«
    Er legte auf und schaute dem Lincoln nach, der wieder in den strömenden Regen hinausfuhr. Er
dachte an den trockenen Sommer, den sie gehabt hatten. Wie gut sie den Regen gebrauchen konnten. Die Gräser und Bäume würden sich über das Wasser freuen, es gierig aufsaugen. Die Natur würde wieder aufblühen und die Seele des Landes beleben, so wie Carrie letzte Nacht seine eigene Seele belebt hatte.
    Außer einer Klage gab es auch andere Möglichkeiten, wie man mit dieser Sache umgehen konnte. Sam sagte, McCormack sei trotz der gutbürgerlichen Fassade im Grunde immer noch ein grober Klotz. Ein Wolf im Schafspelz.
    Solche Leute konnte man aus der Reserve locken. Wölfe konnte man bis zum Zubeißen reizen.
    Es wurde Zeit, den Köder auszulegen.

15
    »Nicht verraten«, sagte McCormack lächelnd. Er saß im hinteren Teil des Arbeitszimmers, in einem weinroten Ledersessel am Kamin, eine aufgeschlagene Zeitung auf dem Schoß. Neben ihm an der Wand, die Ludlow bei seinem ersten Besuch nicht hatte sehen können, hingen die ausgestopften Köpfe eines Rehbocks, eines Kojoten, eines Grauwolfs und eines kleinen Schwarzbären. Das Dienstmädchen mit der verkrüppelten Hand hatte Ludlow hineingeführt. Da stand er nun.
    »Nicht verraten. Sie haben es sich anders überlegt, stimmt’s? Sie wollen Ihr Grundstück verkaufen«, sagte McCormack.
    »Nein«, entgegnete Ludlow. »Der Laden bleibt meiner.«
    »Denken Sie noch einmal darüber nach. Viel bringt er Ihnen schließlich nicht ein.«
    »Ich habe mein Auskommen.«
    McCormacks Lächeln verschwand. Seufzend faltete er die Zeitung fein säuberlich zusammen und legte sie auf die Ledercouch.

    »Wie ich höre, verklagen Sie mich.«
    »Eigentlich möchte ich das gar nicht.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie sich überhaupt die Mühe machen. Es ist doch den Aufwand und das viele Geld gar nicht wert.«
    »Es geht nicht um Geld.«
    »Nein? Worum dann?«
    »Es soll sich herumsprechen. Die Leute sollen erfahren, was Ihr Sohn getan hat und was Sie jetzt tun.«
    »Was tue ich denn?«
    »Nichts. Das ist es ja. Sie haben Ihrem Sohn nicht den Kopf gewaschen. Ich wette, er hat das Gewehr immer noch. Ich wette, Sie haben ihm das verdammte Ding noch nicht mal weggenommen.«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Vorgestern habe ich Danny vor der Highschool gesehen. Als ich vorbeifuhr, stand er dort herum. Sein Äußeres ließ keine Rückschlüsse darauf zu, dass er eine Tracht Prügel bezogen hätte. Zumindest habe ich keine blauen Flecken gesehen. Und ich nehme nicht an, dass Sie ihm aus kosmetischen Gründen lieber den Hintern versohlen, oder?«
    »So etwas tun wir nicht, Ludlow. Ich weiß nicht, woher Sie kommen. Aber bei uns gibt es so etwas nicht.«
    »Tatsächlich.«
    »Tatsächlich.«
    »Dann sind Sie wohl zivilisierter als ich.«
    »Gut möglich.«

    Ludlow wandte den Kopf und betrachtete die Jagdtrophäen an der Wand, dann sah er wieder McCormack an.
    »Haben Sie alle diese Tiere selbst erlegt?«
    »Mhm.«
    »Halten Sie sich für einen guten Schützen, Mr. McCormack?«
    »Ich denke, das kann ich von mir behaupten, ja.«
    »Dann haben Sie das Schießen bestimmt bei der Armee gelernt. Ihrem Alter nach könnten Sie in Vietnam gewesen sein.«
    »Nein, ich war nicht drüben. Schätze mal, ich hab Glück gehabt. Schießen habe ich mir selbst beigebracht. Was hat das mit alldem zu tun?«
    »Ich war in Korea. Man nennt es den ›Vergessenen Krieg‹. Obwohl ich nicht glauben kann, dass jemand, der dort war, ihn je vergessen hat. Und die Familien auch nicht. Als ich zurückkam, hat mein Vater für mich eine Willkommensparty veranstaltet. Die halbe Stadt war eingeladen. Er war stolz auf mich. Schwer zu sagen, warum. Ich habe in Korea nichts Besonderes geleistet. Trotzdem war er stolz auf mich.
    Ich frage mich, ob Sie auf Ihren Daniel auch stolz sind, Mr. McCormack. Denn wenn Sie es nicht sind, stimmt etwas nicht zwischen Ihnen und Ihrem Sohn. Das können Sie vielleicht noch ändern, falls Ihnen etwas daran liegt. Solange er noch bei Ihnen wohnt. Bevor er auszieht und anderen Menschen
weiß Gott was antut und Sie wieder Ihre Anwälte einschalten müssen, um ihm aus der Patsche zu helfen.«
    McCormack stand auf, zog eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie mit dem schweren silbernen Feuerzeug an, das

Weitere Kostenlose Bücher