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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Sachen.
    An dem Abend, als es geschah, war ich mit Bill Prine im Laden. Wir machten die Halbjahresinventur. Allie war auch dabei. Sie war immer gut in Zahlen gewesen und half uns gern bei der Inventur. Es war tiefster Winter. Tim lag zu Hause im Bett, in seinem Zimmer oben auf dem Dachboden. Mary las in der Küche. Es war ungefähr halb zwölf, als wir im Laden fertig waren.
    Billy hatten wir seit Tagen nicht gesehen.«
    Er trank das restliche Wasser aus und stellte das Glas hinter ihr aufs Fensterbrett. Er spürte ihren Atem auf seiner Wange, roch ihr Haar. Sie lehnte sich an ihn. Er wollte sie nicht anschauen. Nicht jetzt.
    »Als er die Geschichte später erzählte, verstrickte er sich in zahllose Widersprüche. Mal log er sich den einen Teil zurecht und sagte beim anderen die Wahrheit, dann war es plötzlich andersherum, oder er erzählte eine ganz neue Version. So ging es immer weiter. Eine Lüge folgte der anderen.
    Wir reimten uns die Geschichte am Ende so zusammen: Billy war früher am Abend nach Hause gekommen, um uns nach Geld zu fragen. Mary gab ihm nichts und meinte, er solle in den Laden gehen und mit mir persönlich reden. Aber er wusste, dass er nichts von mir kriegen würde. Ich hatte die Nase endgültig voll. Deshalb fingen sie an zu streiten. Irgendwann ist er dann abgehauen.

    Kurz vor elf kehrte er wieder zurück. Er fragte wieder nach Geld, aber Mary lehnte erneut ab.
    Ich weiß nicht, warum, aber daraufhin sperrte er Red ins Schlafzimmer. Hier in diesen Raum. Vielleicht hat der Hund gebellt, keine Ahnung.
    Er ging zurück in die Küche und begann, Mary herumzuschubsen und sie zu schlagen. Vielleicht glaubte er, auf diese Weise an Geld zu kommen. Vielleicht war es aber auch bloß einer seiner üblichen Wutanfälle. Er verprügelte sie und verletzte sie dabei so schwer, dass er dachte, sie sei tot. Denn danach … beschloss er … Allmächtiger! «
    »Ist schon gut, Av.« Sie nahm seine Hand.
    Er sah es genau vor sich. Den Anblick, der sich ihm bei seiner Rückkehr geboten hatte.
    Er zerdrückte Carrie fast die Hand.
    »Er beschloss, seine Tat zu vertuschen. Er ging raus zum Schuppen. Er holte die Dose mit dem Öl für die Coleman-Laterne, die dort hing. Dann ging er auf den Dachboden und kippte das Öl über Tim aus. Über meinen kleinen Sohn, der ahnungslos schlief.
    Er zündete ein Streichholz an, warf es zu Boden, zog die Tür hinter sich zu und verschloss sie. Er ließ Tim bei lebendigem Leib verbrennen. Da oben auf dem Dachboden.
    Aber Lampenöl brennt nicht so heiß wie Kerosin und Benzin. Er brachte Tim um, aber verbrannt waren nur mein Sohn und die Matratze, auf der er lag. Nicht mal die Vorhänge fingen Feuer.

    Er hat vor der Tür zum Dachboden gewartet, bis Tims Schreie verstummt waren.
    Dann ging er runter und schüttete das restliche Öl über Mary aus, die auf dem Küchenboden lag. Er entzündete ein weiteres Streichholz und ließ es fallen, dann stieg er ins Auto und fuhr davon.
    Aber … sie … meine Frau war nicht tot. Sie lebte noch. Er hatte sie geschlagen, aber er hat sie nicht umgebracht. Er hatte sich geirrt. Genauso wie er sich in dem Glauben geirrt hatte, dass durch das Öl das ganze Haus niederbrennen und sich seine Tat dadurch vertuschen lassen würde. Er hat sich in allem geirrt. Es war alles … alles so unnötig.
    Ich glaube, die Schmerzen brachten Mary schließlich wieder zu Bewusstsein.
    Irgendwie schleppte sie sich nach draußen und wälzte sich im Gras, bis die Flammen ausgingen. Danach besaß sie noch die Kraft, ins Haus zurückzukriechen und die Polizei zu rufen.
    Sie fanden sie auf der Treppe zum Dachboden. Red war völlig aus dem Häuschen. Der Hausmantel, den Mary trug, hatte sich in ihr Fleisch gebrannt. Manchmal frage ich mich, ob sie gewusst hat, dass Tim bereits tot war, und sie deshalb nicht bis zur Tür hinaufgekrochen war. Vielleicht fürchtete sie, seine verbrannte Leiche zu sehen.
    Sie hat noch fünf Tage gelebt. Ist nicht mehr aus dem Koma erwacht. Wahrscheinlich war es ein Segen. Die Verbrennungen waren so schlimm, dass ich
Mary nicht mal in den Arm nehmen durfte. Am Ende habe ich es trotzdem getan.«
    Er stand auf, ging zur Kommode und zog die unterste Schublade auf. Er holte ein Foto in einem Holzrahmen heraus. Er reichte es ihr.
    »Das war Tim«, sagte er. »Das war mein Sohn.«
    Sie nahm das Foto in ihren Schoß, betrachtete es eine Weile, und als sie wieder zu ihm aufschaute, sah sie die Tränen in seinen Augen.
    »Ich begreife es nicht«,

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