Blutrote Kuesse
her. Zwölfter Stock... elfter... zehnter...
»Unsere Urmutter hat sich auch einen verdammten Ärger eingehandelt«, sagte ich schließlich achselzuckend. »Bedenkt man die Sache mit dem Apfel, darf ich ja wohl kaum Kritik üben.«
Er lachte... dann packte er mich und hob mich so schnell hoch, dass ich nicht einmal mehr den nächsten Schritt zu Ende machen konnte. Sein Mund presste sich auf meinen, raubte mir den Atem, und der gleiche blinde Zwang, der mich vorhin dazu getrieben hatte, mich so sonderbar aufzuführen, entlud sich nun in ganz anderer Form. Meine Arme schlössen sich um seinen Hals, meine Beine um seine Taille, und ich küsste ihn, als könne ich durch pure Willenskraft jede Erinnerung an frühere Beziehungen in ihm auslöschen.
Ich hörte Stoff reißen, spürte die Wand im Rücken, und im nächsten Augenblick war er in mir.
Ich klammerte mich an ihn, grub ihm mit wachsender Begierde die Nägel in den Rücken, verbiss mich in seinen Hals, um meine Schreie zu unterdrücken. Er stöhnte an meiner Haut, die freie Hand in mein Haar vergraben, während seine Stöße schneller, tiefer wurden. Nichts Sanftes lag darin, aber ich sehnte mich auch nicht danach, genoss die ungezügelte Leidenschaft zwischen uns.
Mit einem Mal zog sich alles in mir zusammen, nur um sich dann in einer plötzlichen Ekstase wieder zu lösen, die ich bis in die Zehenspitzen spüren konnte. Auch Bones schrie auf und entspannte sich wenige atemberaubende Minuten später in meinen Armen.
Ich hörte eine Tür quietschen, ein entsetztes »Huch« und seine barsche Stimme: »Ab mit dir, du hast nichts gesehen!« Dann schlug die Tür zu. Da kam ich zu mir und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.
»Mein Gott, was ist nur los mit mir?«
Ich gab ihm einen Schubs, und er setzte mich mit einem ausgedehnten Kuss wieder auf dem Boden ab.
»Überhaupt nichts, wenn du mich fragst.«
Meine Jeans war vom Reisverschluss bis zum Schenkel aufgerissen. Wer auch immer die Treppe hatte nehmen wollen, war längst wieder weg, aber ich wand mich noch immer vor Scham, wenn ich an den Anblick dachte, den wir dieser Person geboten hatten. Wer ist jetzt die Schlampe, hm? Heuchlerin!
»Erst begrapsche ich dich in aller Öffentlichkeit und bin drauf und dran, unseren potentiellen Judas zu erdolchen, und zu guter Letzt falle ich auch noch im Treppenhaus über dich her! Und ich beschwere mich, weil du dich Timmie gegenüber so unzivilisiert verhalten hast! Du solltest eine Entschuldigung verlangen!«
Bones lachte leise, zog sich die Jacke aus und legte sie mir um. Sie verdeckte wenigstens den Riss in meiner Hose. Seine eigene Kleidung hatte keinen Schaden genommen. Schließlich trug er ja nie Unterwäsche, er hatte also nur seinen Reisverschluss öffnen müssen.
»Du bist nicht über mich hergefallen, und ich würde niemals verlangen, dass du dich wegen heute Abend entschuldigst. Es gibt nichts zu entschuldigen. Ich bin sogar erleichtert.«
»Erleichtert?« Ich warf ihm einen Blick zu. »So kann man es wohl auch ausdrücken... «
»Das meine ich nicht.« Noch ein amüsiertes Schnauben. »Obwohl es in diesem Sinne auch zutrifft. Weißt du, wie du dich heute Abend benommen hast? Wie eine Vampirin. Wir sind besitzergreifend, alle, deshalb habe ich so heftig reagiert, als Timmie dich wie ein Mondkalb angestiert hat. Deine ähnlich feindselige Reaktion Francesca gegenüber hat mir gezeigt, was du fühlst... dass du mich als dein Eigentum ansiehst. Ich habe mich oft gefragt, was du für mich empfindest, Kätzchen. Habe gehofft, dass es für dich nicht nur ein Verhältnis oder körperliche Anziehung ist. Ich kann dir zwar versichern, dass von Francescas Seite aus keine Gefahr droht, aber ich war trotzdem aus ganz egoistischen Gründen froh zu sehen, wie tief deine Gefühle für mich sind.«
Ich musterte ihn stumm. So vieles wollte ich ihm sagen. Zum Beispiel: Wie konntest du nur glauben, dass ich dich nur körperlich anziehend finde? Oder: Weißt du denn nicht, dass du mein bester Freund bist? Und schließlich: Bones, ich liebe...
»Wir hauen jetzt wohl besser ab«, sagte ich stattdessen feige. »Bevor du noch jemanden hypnotisieren musst, damit er uns nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigt.«
Er lächelte, und vielleicht war es meine Schuld, aber es wirkte ein klein bisschen traurig. »Schon in Ordnung, Kätzchen, ich verlange ja gar nichts. Du brauchst keine Angst zu haben.«
Ich nahm seine Hand, der Temperaturunterschied war
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