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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Tresen zu werfen, viel zu viel für meine Drinks.
    »Wir hauen jetzt besser ab, Schatz. Versuchen wir es ein andermal. Die ganze Sache hat ein bisschen zu viel Aufsehen erregt.«
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich raushalten.« Ich folgte ihm zu meinem Pick-up und gab ordentlich Gas, sobald wir eingestiegen waren. »Verdammt, Bones, das hätte nicht sein müssen.«
    »Ich habe dein Gesicht gesehen, als er dich angesprochen hat. Du bist weiß wie ein Gespenst geworden. Da war mir klar, wer er sein musste. Und ich weiß doch, wie sehr er dich verletzt hat.«
    Er sagte das ganz sanft, doch hätte er gebrüllt, wäre die Wirkung nicht eindringlicher gewesen.
    »Aber was hat es gebracht, seine Hand zu zerquetschen? Jetzt wissen wir nicht, ob Hennessey oder Switch heute Nacht noch auftauchen. Was, wenn doch, und jemand fällt ihnen zum Opfer? Vielleicht muss jetzt eine Frau ihr Leben lassen, nur weil Danny mich ausgenutzt und sitzen gelassen hat, das ist es doch nicht wert!«
    »Ich liebe dich. Du weißt gar nicht, was du mir wert bist.«
    Wieder war seine Stimme leise, doch diesmal lag Ergriffenheit darin. Ich konnte nicht gleichzeitig den Wagen steuern und mit ihm reden, also fuhr ich vom Highway ab, um mich ganz auf unsere Unterhaltung konzentrieren zu können.
    »Bones, ich... ich kann nicht das Gleiche behaupten, aber mir hat noch nie jemand mehr bedeutet als du. Nie. Ist das nichts?«
    Er beugte sich zu mir und nahm mein Gesicht in die Hände. Eben jene Finger, die gerade noch so brutal Dannys Hand zerquetscht hatten, zeichneten nun so sacht mein Kinn nach, als bestünde es aus feinstem Kristall.
    »Doch, aber ich sehne mich trotzdem nach einer anderen Antwort. Weißt du, dass ich heute Abend zum ersten Mal gehört habe, wie dich jemand bei deinem richtigen Namen genannt hat?«
    »Das ist nicht mehr mein richtiger Name.« Ich meinte es ganz ehrlich. Da sprach der Vampir in mir.
    »Wie heißt du mit vollem Namen? Ich weiß es natürlich schon, aber ich will es von dir hören.«
    »Catherine Kathleen Crawfield. Aber du kannst mich Cat nennen.« Letzteres sagte ich mit einem Lächeln, weil er bisher seinen eigenen Spitznamen für mich gehabt hatte.
    »Ich bleibe bei Kätzchen.« Er lächelte seinerseits, die Spannung verebbte. »Daran hast du mich bei unserer ersten Begegnung erinnert. Ein aufgebrachtes, kratzbürstiges, unerschrockenes kleines Kätzchen. Und ab und zu bist du auch genauso verschmust.«
    »Bones, ich weiß, dass du es vorhin an der Bar nicht dabei hast bewenden lassen wollen, und wie ich dich kenne, willst du Danny immer noch ans Leder. Aber ich will nicht für seinen Tod verantwortlich sein. Versprich mir, dass du es nicht tust.«
    Er warf mir einen erstaunten Blick zu. »Du hast doch wohl hoffentlich keine Gefühle mehr für diesen Wichser, oder doch?«
    Offensichtlich mussten wir uns noch einmal eindringlich darüber unterhalten, wann ein Mord gerechtfertigt war und wann nicht. »Oh, natürlich habe ich ihm gegenüber noch Gefühle. Am liebsten würde ich ihm nämlich eigenhändig den Hals umdrehen, glaub mir. Aber es wäre trotzdem verkehrt. Versprich es mir.«
    »Na schön. Versprochen. Ich bringe ihn nicht um.«
    Das war ihm zu leicht über die Lippen gekommen. Meine Augen wurden schmal.
    »Versprich mir jetzt und hier, dass du Danny Milton auch niemals zum Krüppel machen, verstümmeln, zerstückeln, blenden, foltern, aufschlitzen oder auf andere Weise quälen wirst. Und auch niemand anderen dazu benutzen wirst.«
    »Kreuzdonnerwetter, das ist unfair!«, protestierte er.
    Offensichtlich hatte ich gut daran getan, mich nicht schon mit seinem ersten Versprechen zufriedenzugeben. »Versprich es!«
    Er schnaubte ärgerlich. »Also schön. Scheiße noch mal. Und ausgerechnet ich habe dir eingetrichtert, dass man sich immer nach allen Seiten absichern muss.«
    »Genau. Wir können nicht mehr zurück in die Bar. Was nun?«
    Mit einem Finger fuhr er mir über die Lippen.
    »Deine Entscheidung.«
    Ich spürte, wie ich plötzlich übermütig wurde. So lange schon hatten wir uns mit nichts als unseren akribischen Recherchen beschäftigt, uns durch Vermisstenanzeigen und Autopsieberichte gewühlt, waren kurz gesagt ständig nur verbissen auf der Suche nach dieser Bande von Massenmördern gewesen.
    Alles Unbeschwerte war dabei auf der Strecke geblieben. Ich gab Gas und fuhr auf dem Highway nach Süden. Eine Stunde später bog ich in eine Schotterstraße ein.
    Bones lächelte mich von der Seite her an.

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