Blutrote Kuesse
Großmutter denken, an die stumme Anklage in ihren Augen, und an meinen Großvater, wie er zusammengesunken auf dem Küchenboden gelegen hatte.
»Los, schnapp ihn dir, um mich kannst du dich später kümmern. Schnapp ihn dir!«
Letzteres brüllte ich, so laut ich konnte. Diese Kreatur musste sterben. Krepieren sollte sie, und zwar endgültig. Alles andere konnte warten.
Nachdem ich die Entscheidung für ihn gefällt hatte, rauschte Bones so schnell aus dem Zimmer, dass ihn nicht einmal die Schüsse mehr treffen konnten. Er war einfach weg.
Einer der noch lebenden Vampire ergriff die Initiative und warf eines meiner Messer nach mir. Die silberne Klinge grub sich tief in meinen Oberschenkel und verfehlte die Arterie um wenige Zentimeter. Ich ignorierte den Schmerz, riss mir das Messer aus dem Bein und versenkte es treffsicher in seinem Herzen, woraufhin er einen erstickten Todesschrei ausstieß.
Plötzlich hörte ich einen lauten Knall und wurde zur Seite geschleudert. Als ich mich aufgerichtet hatte, um zu zielen, hatte jemand auf mich geschossen. Glühend heißes Metall drang in meine Schulter ein, als das Geschoss mich traf. Keuchend versuchte ich die Wunde zu ertasten und hörte fast über mir Stimmen.
»Keine Bewegung! Keine Bewegung! Hände hoch, verdammt noch mal!«
Ein zitternder Polizist stand über mir, flankiert von drei weiteren; ihre verängstigten Blicke waren auf die blutige Szenerie im einstigen Wohnzimmer gerichtet. Langsam hob ich die Hände und zuckte zusammen, als scharfer Schmerz meine Schulter durchfuhr.
»Sie sind verhaftet«, keuchte ein verschreckter Beamter, die Augen so weit aufgerissen, dass man das Weiße deutlich sehen konnte. Sein Angstgestank überwältigte mich.
»Gott sei Dank«, erwiderte ich. Alles in allem war die Sache besser ausgegangen als befürchtet.
Kapitel 24
Man las mir meine Rechte vor, ich hörte allerdings nur mit halbem Ohr zu, denn eigentlich war mir auch so schon klar, dass Klappe halten in meinem Fall das Beste war. Nachdem ich eine halbe Stunde mit Handschellen an eine Trage gefesselt in einem Krankenwagen verbracht und nicht eine Frage beantwortet hatte, bahnte sich ein hochgewachsener, hagerer Cop einen Weg durch die Menge.
»Sie kommt mit mir, Kirkland.«
Der Beamte, der mir meine Rechte vorgelesen hatte, offensichtlich hieß er Kirkland, war anscheinend nicht ganz einverstanden. »Lieutenant Isaac? Aber...«
»Bald werden die Medienleute mit ihren Hubschraubern hier einfallen. Wir brauchen Antworten!«, bellte der Mann.
»Hey, Leute, ich bin angeschossen. Sie wissen schon, Kugeln im Leib und so«, machte ich mich bemerkbar.
»Klappe«, schnaubte Isaac und machte mich von der Trage los. Vom medizinischen Fachpersonal erntete er ungläubige Blicke. Dann zerrte Isaac mich an den Handschellen hinter sich her, sodass meine Schulter umso mehr schmerzte. Kirkland machte große Augen, sagte aber nichts. Der Mann konnte es anscheinend gar nicht abwarten, von hier wegzukommen.
Lieutenant Isaac stieß mich nicht gerade sanft in den Fond eines zivilen Polizeiwagens. Das einzig Offizielle an ihm war ein rotes Blinklicht auf dem Armaturenbrett. Überrascht sah ich mich um. War das so üblich?
»Ich bin verletzt, und ihr Clowns habt mich seit einer halben Stunde in der Mangel. Wollt ihr mich nicht mal ins Krankenhaus bringen?«, fragte ich, als Isaac aufs Gaspedal trat.
»Klappe«, sagte er zum zweiten Mal, während er sich zwischen den vielen Polizeifahrzeugen um das heruntergekommene Anwesen hindurch seinen Weg suchte.
»Jeder gute Anwalt würde das nämlich sofort als Verstoß gegen meine Rechte ansehen«, fuhr ich fort und schenkte ihm überhaupt keine Beachtung.
Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie er mir einen finsteren Blick zuwarf.
»Klappe halten, verdammt noch mal«, kam seine Antwort, er betonte jedes Wort einzeln.
Das kam mir nicht normal vor. Natürlich wurde ich zum ersten Mal verhaftet, aber trotzdem. Fragend schnupperte ich. Isaac roch komisch, aber ich war mir nicht sicher wonach. Ich hatte keine Übung im Einordnen von Gerüchen.
Einige Minuten später hatte Isaac das Getümmel hinter sich gelassen, und die Straße war frei. Er knurrte, anscheinend zufrieden, dann trafen sich unsere Blicke wieder im Spiegel.
»Es ist wirklich eine Schande, Catherine. Ein Mädchen wie Sie, das sein ganzes Leben noch vor sich hat, schmeißt alles über den Haufen und lässt sich in einen Mädchenhändlerring verwickeln. Sogar die eigenen Großeltern
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