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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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die allem Anschein nach über einem kleinen unterirdischen Wasserlauf aufragten. »Das Wasser fließt von hier weg. Du kannst dich auf den Felsen erleichtern.«
    Als ich davonhastete, rief er mir mit schneidender Stimme nach: »Übrigens, falls du vorhast, einfach runterzuspringen und wegzuschwimmen, ist das keine gute Idee. Der Bach ist knapp über null Grad kalt und tritt erst nach mehr als drei Kilometern wieder an die Oberfläche. Bis dahin wärst du längst unterkühlt. Das ist gar nicht angenehm, so zitternd in der Dunkelheit herumzuirren, Halluzinationen setzen ein. Außerdem hättest du unser Abkommen nicht eingehalten. Ich würde dich finden. Und dann wäre ich sehr, sehr ungehalten.«
    Durch den grimmigen Unterton in seiner Stimme wirkten die Worte bedrohlicher als eine gezückte Pistole. Verzweiflung überkam mich. Der Gedanke an Flucht war mir tatsächlich gekommen.
    »Bis gleich.« Er drehte sich um und entfernte sich ein Stückchen, wobei er mir den Rücken zukehrte. Seufzend kletterte ich auf die Felsen, wo ich in einem Balanceakt meinem ebenso dringenden wie ungelegenen Bedürfnis nachkam.
    »Toilettenpapier steht wohl nicht zur Diskussion?«, blaffte ich.
    Statt einer Antwort lachte er laut los. »Ich setz es auf die Einkaufsliste, Kätzchen.«
    »Hör auf, mich Kätzchen zu nennen. Ich heiße Cat.« Als ich fertig war, kletterte ich wieder herunter, bis ich halbwegs festen Boden unter den Füßen hatte.
    »Wie heißt du eigentlich? Das hast du mir noch nicht verraten. Wenn wir zusammen... arbeiten wollen, sollte ich wenigstens wissen, wie ich dich nennen soll. Es sei denn natürlich, du hörst auf Beschimpfungen.«
    Wieder spielte dieses füchsische Lächeln um seine Mundwinkel, als er sich mir zuwandte. Breitbeinig und mit leicht vorgeschobenen Hüften stand er da. Sein bleiches Haar umrahmte sein Gesicht in dichten Wellen. Die feinen Lichtbündel überall ließen seine Haut geradezu leuchten.
    »Ich heiße Bones.«
    »Eins nach dem anderen, Süße. Wenn du eine wirklich gute Vampirjägerin werden willst, musst du mehr über Vampire wissen.«
    Wir saßen uns auf zwei Felsblöcken gegenüber. Die trüben Lichtstrahlen, die durch die Höhlendecke fielen, hatten einen leichten Stroboskopeffekt. Das war wohl die absurdeste Situation, die ich je erlebt hatte. Ich saß einem Vampir gegenüber und unterhielt mich mit ihm in aller Seelenruhe darüber, wie man seine Artgenossen umbrachte.
    »Tageslicht verursacht bei uns höchstens starken Sonnenbrand. Unsere Haut geht nicht in Flammen auf wie im Kino, und wir verwandeln uns auch nicht in Knusperhähnchen. Allerdings schlafen wir gern bis spät in den Tag hinein, weil wir nachts am stärksten sind. Diesen wichtigen Punkt solltest du dir einprägen. Tagsüber sind wir langsamer, schwächer, träger. Besonders bei Tagesanbruch. Im Morgengrauen sind die meisten Vampire an ihren jeweiligen Schlafplätzen, und das müssen, wie du letzte Nacht wohl gemerkt hast, nicht unbedingt Särge sein. Oh, ein paar altmodische Typen schlafen nur in Särgen, aber die meisten von uns haben es gern bequemer. Einige stellen sogar Särge in ihren Schlupfwinkeln auf, damit Möchtegern-van-Helsings dort zuerst suchen und sie selbst sich in der Zwischenzeit unbemerkt heranschleichen können. Diesen Trick habe ich auch schon ein paarmal angewendet. Wenn du also denkst, du könntest einfach die Vorhänge aufreißen, Sonnenlicht ins Zimmer lassen, und schon ist die Sache erledigt, dann kannst du das vergessen.
    Kreuze bringen uns höchstens zum Lachen, bevor wir mit der Mahlzeit beginnen, es sei denn, sie sind so präpariert wie deines. Das weißt du wohl selbst, also weiter im Text. Mit Holz, wie du ja auch weißt, kann man uns vielleicht auf die Nerven gehen, aber nicht davon abhalten, eine Kehle aufzuschlitzen. Weihwasser... na ja, sagen wir einfach, dass es unangenehmer gewesen ist, als mir jemand Dreck ins Gesicht geschleudert hat. Will man uns an den Kragen, ist das ganze religiöse Zeug Humbug, verstanden? Dein einziger Vorteil liegt darin, dass ein Vampir die Gefahr verkennt, die von deinem Spezialpflock ausgeht.«
    »Hast du keine Angst, dass ich diese Informationen gegen dich verwenden könnte?«, unterbrach ich ihn. »Ich meine, warum solltest du mir trauen?«
    Sehr ernst beugte er sich vor, während ich genau das Gegenteil tat, weil ich ihm nicht noch näher kommen wollte.
    »Sieh mal, Schatz. Wir beide werden einander vertrauen müssen, wenn wir unser jeweiliges Ziel

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