Blutrote Kuesse
aus.«
»Was?« Meinte er das, was ich dachte?
»Deinen Schlüpfer. Du weißt schon... den Slip, das Höschen, die Liebestöter...«
»Bist du noch zu retten?«, fiel ich ihm ins Wort. »Jetzt reicht's! Was hat meine Unterwäsche eigentlich mit dem Ganzen zu tun? Sag, was du willst, ich präsentiere ganz bestimmt nicht irgend-wem meine... meine Intimregion!«
In einer versöhnlichen Geste breitete er die Hände aus. »Sieh mal, du musst niemandem irgendetwas präsentieren. Glaub mir, ein Vampir bemerkt auch ohne nachzusehen, dass du als Nacktschnecke gehst.«
Ich ignorierte die geschmacklose Metapher und trat die Flucht nach vorn an.
»Und woran soll er das bitte merken? Daran, dass sich nichts unter dem Kleid abzeichnet?«
»Am Geruch, Schatz«, antwortete er sofort. Da war alles zu spät. Mein Gesicht musste knallrot angelaufen sein. »Kein Vampir der Welt würde diesen Geruch verkennen. Es ist, als würde man einem Kater Baldrian vor die Schnauze halten. Der Typ wittert ganz genau, dass...«
»Jetzt reicht's aber!« Ich gab mir alle Mühe, meine heftige Verlegenheit unter Kontrolle zu bekommen. »Ich kann's mir vorstellen! Du brauchst nicht länger ins Detail zu gehen, okay? Gott, du bist aber auch... so was von... ordinär!«
Mit meinem Zorn gewappnet, konnte ich ihm wieder in die Augen sehen.
»Außerdem dürfte das ja wohl kaum notwendig sein. Du hast mich als Schlampe verkleidet, ich bin komplett aufgebrezelt, mit dieser Frisur und der ganzen Schminke, und ich werde denen so schmutzige Sachen erzählen, dass sie knallrote Ohren bekommen. Wenn sie mich dann immer noch nicht mit ins Auto nehmen wollen, ist es sowieso hoffnungslos.«
Er stand ganz still da, wie Vampire es tun, vollkommen regungslos. Ich fand das immer unheimlich, weil es mir bewusst machte, wie verschieden unsere Spezies waren. Eine Hälfte von mir trug das gleiche Virus in sich. In meinen Adern floss zur Hälfte Vampirblut. Er sah nachdenklich aus... Die Flächen und Vertiefungen seiner Wangenknochen wurden durch das von oben einfallende Licht betont. Noch immer waren es die feinsten Gesichtszüge, die ich je bei einem Mann gesehen hatte.
»Die Sache ist die, Süße«, antwortete er schließlich. »In deinen neuen Klamotten siehst du echt scharf aus, aber angenommen, einer steht auf Blondinen? Oder Brünette? Oder hätte gern eine mit etwas mehr Fleisch auf den Rippen? Das sind keine Grünschnäbel, die sich mit der erstbesten Arterie zufriedengeben. Es sind Meistervampire mit eigenen Vorlieben. Wir müssen sozusagen etwas Besonders zu bieten haben. Es ist doch nur... Kundenwerbung. Fällt dir das wirklich so schwer? Bei der feinen Nase, die Vampire haben, erkennen sie sowieso am Geruch, was sie vorgesetzt bekommen. Kreuzdonnerwetter, ich rieche sofort, wenn du deine Tage hast, mit oder ohne Höschen. Einiges kann man eben nicht...«
»Ist ja gut!« Langsam einatmen, langsam ausatmen. Er darf auf keinen Fall merken, wie geschockt du darüber bist, dass er deine Monatsblutung wittern kann.
»Ich hab's kapiert. Na schön, ich mach's, wenn wir am Freitag ausgehen. Eher nicht. Ende der Diskussion.«
»Wie du willst.« Es klang, als hätte er sich breitschlagen lassen, aber das war nur gespielt. Alles ging nach seinem Willen. Er überließ mir nur ein paar Scheinsiege. »Wenden wir uns jetzt also den Schweinigeleien zu.«
Wir saßen uns an einem Tisch gegenüber. Meinen Protesten zum Trotz hatte Bones meine Hände ergriffen, denn er war der Meinung, der Bluff würde unweigerlich auffliegen, wenn ich dauernd zusammenfuhr oder zurückzuckte, und das mit tödlicher Sicherheit. Was durchaus nicht als bloßes Wortspiel aufzufassen war. Er konnte mein Mienenspiel und meine Handbewegungen deuten wie ein Lügendetektor. Jedes Erröten und Zurückweichen brachte mir fünfzehn Kilometer Waldlauf ein, und er würde mich persönlich dabei antreiben. Ich war wild entschlossen, diesen Höllenmarsch nicht anzutreten.
»Du siehst zum Anbeißen aus, Schatz. Nur mit meinem Schwanz dazwischen würden sich deine Lippen noch besser machen. Ich wette, du könntest mein Herz wieder zum Schlagen bringen. Am liebsten würde ich dich von hinten nehmen, nur um zu hören, wie laut du schreien kannst. Du stehst doch auf die harte Tour. Ich sollte dich so lange rannehmen, bis du nicht mehr betteln kannst...«
»Na, na, da ist aber jemand schon lange nicht mehr flachgelegt worden«, spöttelte ich, stolz darauf, nicht schreiend davongerannt zu sein.
Es waren
Weitere Kostenlose Bücher