Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
bloß nicht, mich zu beißen«, sagte ich, als ich merkte, dass sein Mund nur wenige Zentimeter von meinem Hals entfernt war.
    »Keine Angst. Nichts lag mir ferner.«
    Der Pick-up kam in Sicht. Bones trug mich zur Beifahrerseite, wo er mich auf dem Sitz ablud. Von plötzlicher Müdigkeit überkommen, sackte ich in mich zusammen.
    Seine Tür schlug zu, und dann begann der Motor zu brummen. Ich rutschte hin und her, um eine bequeme Position zu finden, aber mein Pick-up war nicht sehr geräumig, und es war eng.
    »Hier«, sagte Bones nach einigen Minuten und zog meinen Kopf auf seinen Schoß.
    »Schwein!«, brüllte ich und fuhr so schnell hoch, dass meine Wange gegen das Lenkrad schlug.
    Er lachte nur. »Du hast ja wohl die schmutzige Fantasie, oder? Du hättest Winston nicht so vorschnell als betrunkenen Perversling bezeichnen sollen. Wer im Glashaus sitzt, sollte meiner Meinung nach nicht mit Steinen werfen. Ich hatte nur allerehrbarste Absichten, das kann ich dir versichern.«
    Ich beäugte erst seinen Schoß, dann die äußerst unbequeme Autotür und versuchte, mich zu entscheiden. Dann machte ich mich wieder lang, legte den Kopf auf seinen Oberschenkel und schloss die Augen.
    »Weck mich auf, wenn wir bei mir daheim sind.«
     

Kapitel 5
    Die fünfte Woche war angebrochen. Unwillig trottete ich in die Höhle und hätte mich lieber einfach wieder von Bones k.o. schlagen lassen, als mich dem zu unterziehen, was mir jetzt bevorstand. Die Neugestaltung meiner äußeren Erscheinung durch einen Vampir.
    Er hockte nicht auf seinem üblichen Felsen. Vielleicht schlief er noch. Ich war etwa zehn Minuten zu früh dran. Diesmal hatte es nicht viel Zeit in Anspruch genommen, meiner Mutter die neueste meiner vielen Lügen über meinen Verbleib aufzutischen. In den ersten Wochen hatte ich ihr weisgemacht, ich hätte einen Job als Kellnerin angenommen, da ich aber ständig pleite war, musste ich wohl oder übel kreativer werden. Schließlich war ich darauf verfallen, ihr einzureden, ich würde an einem intensiven Trainingsprogramm für ein Boot Camp teilnehmen. Sie war zwar entsetzt darüber gewesen, dass ich mit dem Militär in Berührung kam, aber ich hatte ihr versichert, ich brauchte das Training nur zur Unterstützung extracurricularer Aktivitäten. Extracurricular waren meine Aktivitäten wirklich, denn soweit ich wusste, konnte man Vampirjagd nicht als Studienfach belegen.
    »Bones?«, rief ich, während ich tiefer in die Höhle vordrang.
    Über mir zischte etwas durch die Luft. Auf einem Bein wirbelte ich herum, während ich mit dem anderen meinen Angreifer durch einen kräftigen Tritt zur Seite beförderte. Dann duckte ich mich gerade rechtzeitig unter der Faust hindurch, die bereits zum Schlag auf meinen Kopf ausgeholt hatte, um dem nächsten blitzschnellen Fausthieb durch einen Flickflack auszuweichen.
    »Sehr gut!« Die zufriedene Stimme gehörte meinem untoten Trainer.
    Ich entspannte mich. »War das wieder ein Test, Bones? Wo bist du eigentlich hergekommen?«
    »Von da«, antwortete er und deutete nach oben.
    Ich hob den Blick und sah eine kleine Felsspalte in etwa dreißig Metern Höhe. Wie war er bloß dort hinaufgekommen?
    »So«, beantwortete er meine unausgesprochene Frage und schoss geradewegs in die Höhe, als würde er an einer Schnur gezogen.
    Ich staunte nicht schlecht. Das hatte ich in den ganzen fünf Wochen noch nicht erlebt.
    »Wow. Guter Trick. Ist der neu?«
    »Nein, Süße«, sagte er, während er elegant wieder nach unten sauste. »Schon so alt wie ich selbst. Denk einfach daran; ein Vampir, der nicht vor dir steht, kann in Sekundenschnelle auf dir sein.«
    »Kapiert«, murmelte ich. Vor fünf Wochen wäre ich noch über und über rot geworden. Nun ließ mich diese potenzielle Anzüglichkeit nicht einmal mehr mit der Wimper zucken.
    »Also dann, kommen wir nun zum letzten Schritt. Dich in eine Verführerin zu verwandeln. Das dürfte das schwerste Stück Arbeit sein.«
    »Na, danke auch.«
    Wir erreichten das provisorische Wohnzimmer, das, von der Kalksteindecke und den Stalagmitwänden abgesehen, relativ alltäglich wirkte.
    Bones hatte eine nahe gelegene Stromleitung angezapft, von der er Elektrizität geschickt in die Höhle leitete. So hatte er um Sofa und Sessel herum Lampen sowie einen PC und einen Fernseher angeschlossen. Er besaß sogar einen Heizstrahler für den Fall, dass er die natürliche Höhlentemperatur von etwa dreizehn Grad einmal über hatte. Noch ein paar Gemälde an den

Weitere Kostenlose Bücher