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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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»Sag mir, was aus dem Mistkerl geworden ist, der dir wehgetan hat.«
    »Gott, Bones, darüber will ich nicht reden.« Bei der Erinnerung zog ich abwehrend die Schultern hoch. »Es ist mir peinlich.«
    Seine dunklen Augen blickten mich weiterhin unverwandt an. »Gerade eben habe ich dir erzählt, dass ich gestohlen und gebettelt habe und auf den Strich gegangen bin. Findest du es da gerecht, meiner Frage auszuweichen, weil du sie unfair findest?«
    So gesehen hatte er recht. Mit einem Achselzucken meinen noch nicht überwundenen Schmerz überspielend, lieferte ich ihm die Kurzfassung.
    »Es war das Übliche. Junge und Mädchen lernen sich kennen, Mädchen ist naiv und dumm, Junge nutzt Mädchen aus und lässt es dann sitzen.«
    Er zog lediglich abwartend die Augenbrauen hoch.
    Abrupt hob ich die Hände. »Also gut! Du willst Einzelheiten? Ich habe gedacht, er empfindet wirklich etwas für mich. Das hat er mir zumindest erzählt, und ich bin komplett darauf hereingefallen. Wir sind zweimal miteinander ausgegangen, und beim dritten Mal hat er gesagt, er müsste vorher noch mal bei sich zu Hause vorbeifahren, um irgendetwas zu holen. Dort hat er dann angefangen, mich zu küssen, und mir all diesen Quatsch erzählt, von wegen ich sei etwas ganz Besonderes für ihn...«
    Meine Finger verkrampften sich. »Ich habe ihm gesagt, es sei zu früh. Dass wir uns erst besser kennenlernen sollten, dass es mein erstes Mal sei. Das waren keine Hinderungsgründe für ihn. Ich... hätte ihn schlagen oder wegstoßen sollen. Ich hätte es gekonnt, ich war stärker als er. Aber...« Ich senkte den Blick. »Ich wollte ihn glücklich machen, ich habe ihn wirklich gern gehabt. Und als er dann immer weitergemacht hat, habe ich einfach den Mund gehalten und es über mich ergehen lassen. Wenn ich mich nicht bewegt habe, hat es nicht so wehgetan...«
    Gott, gleich würde ich losheulen. Ich blinzelte hastig und holte zittrig Luft, um die Erinnerung zu verdrängen. »Das war es so ungefähr. Ein armseliges Mal, und er hat mich nie wieder angerufen. Am Anfang habe ich mir Sorgen gemacht... ich dachte, ihm sei vielleicht etwas zugestoßen.« Ein bitteres Auflachen. »Am nächsten Wochenende habe ich gesehen, wie er in dem Club, in den wir gehen wollten, mit einem anderen Mädchen rumgemacht hat. Da hat er mir gesagt, dass er mich eigentlich nie besonders gemocht hat und ich mich nach Haus scheren solle, weil ich schon längst im Bett sein müsste. In dieser Nacht habe ich meinen ersten Vampir umgebracht. In gewisser Hinsicht kam es also nur dazu, weil er mich ausgenutzt hat. Ich war so außer mir, dass ich entweder sterben oder jemanden umlegen wollte. Wenn mir irgendeine Kreatur die Kehle aufschlitzen wollte, würde ich eins von beidem auf alle Fälle bekommen.«
    Bones machte keine seiner üblichen spöttischen Bemerkungen. Als ich ihn wieder anzusehen wagte, blickte er mich einfach nur unverwandt an, seine Miene war weder spöttisch noch urteilend. Das Schweigen zog sich hin, Sekunden wurden zu Minuten. Während wir einander ansahen, füllte es sich mit etwas Unerklärlichem.
    Der Trancezustand wurde vom plötzlichen Rumpeln des Aufliegers unterbrochen, als der Sattelzug zum Stehen kam. Leicht schwankend sprang Bones von seinem erhöhten Sitzplatz und ging zum Heck des Wagens.
    »Wir sind fast da und haben noch einiges zu erledigen. Halt mal den Beutel für mich auf, Kätzchen.«
    Er hatte zu seinem üblichen munteren Tonfall zurückgefunden. Verwirrt über das gerade Geschehene trat ich zu ihm ans Ende des Trailers.
    Bones befreite Sergio so heiter aus seinem Kunststoff-Leichentuch, wie ein Kind ein Weihnachtspäckchen aufreißen würde. Ich hielt einen Küchenmüllbeutel auf und fragte mich, was er wohl vorhatte.
    Ich fand es bald heraus. Mit bloßen Händen schraubte er Sergio den Kopf so säuberlich ab wie den Deckel einer Sodaflasche. Ein widerliches Knirschen, und dann wurde der faulige Schädel unsanft in den Müllbeutel befördert.
    »Igitt.« Ich drückte ihm den Beutel in die Hand. »Den nimmst du.«
    »Ekelst du dich? Dieser verweste Klumpen ist fünfzigtausend Dollar wert. Willst du ihn wirklich nicht ein bisschen halten?« Er schenkte mir sein typisches spöttisches Lächeln, wieder ganz der Alte.
    »Nein, danke.« Manches konnte man mit Geld nicht kaufen, und das galt auch dafür, noch mehr Zeit mit diesem Schädel zu verbringen.
    Der Anhänger öffnete sich mit einem Quietschen, und Ted erschien im Kunstlicht.
    »Wir sind da,

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