Blutrote Kuesse
Kumpel. Ihr hattet hoffentlich eine angenehme Reise.« Seine Augen blitzten, als er die Blicke zwischen uns hin und her wandern ließ.
Ich ging sofort in die Defensive. »Wir haben geredet.«
Ted grinste, und ich sah, wie Bones ein Lächeln verbarg, als er sich seinem Freund zuwandte.
»Komm schon, Alter. Wir sind wie lange unterwegs gewesen ? Fünfzig Minuten? Das war nicht mal annähernd genug Zeit.«
Beide lachten. Ich nicht, weil ich nicht verstand, was daran so lustig sein sollte.
»Seid ihr fertig?«
Bones schüttelte den Kopf, um seine Fassung zurückzugewinnen. »Bleib noch kurz drinnen. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
»Was?« Neugierige Katzen verbrennen sich die Tatzen; hoffentlich ging es für mich besser aus.
»Geschäfte. Ich habe einen Kopf abzuliefern, du hältst dich da raus. Je weniger Leute von dir wissen, desto besser.«
Das ergab Sinn. Ich saß am Ende der Ladefläche und ließ die Beine baumeln, dann zog ich den Verband zurück, um noch einmal mein Handgelenk zu inspizieren. Die Wunde war vollkommen verheilt, die Hautränder unvernarbt zusammengewachsen. Vampire und Menschen waren so verschieden, auch Vampire und Mischlinge wie ich. Wir gehörten nicht einmal einer Art an. Warum also erzählte ich Bones Dinge, die ich noch niemandem sonst anvertraut hatte? Meine Mutter wusste beispielsweise nichts über die Sache mit Danny. Sie hätte das nicht verstanden. Was mich betraf, hätte sie eigentlich eine ganze Menge nicht verstanden. Ehrlich gesagt, verheimlichte ich ihr mehr, als ich ihr erzählte, und doch verriet ich Bones Dinge, die ich besser für mich behalten hätte.
Nachdem ich etwa eine halbe Stunde lang über das alles nachgedacht und mir dabei den Lack von den Nägeln gekratzt hatte, tauchte Bories wieder auf. Er sprang in den Anhänger, machte sein Motorrad los und trug es einhändig hinaus, wo er es auf dem Boden abstellte.
»Spring auf, Schatz. Wir sind fertig.«
»Was ist mit dem Wagen. Und der Leiche?«
Ich stieg hinter ihm auf und schlang ihm, um mich festzuhalten, die Arme um die Taille. Nachdem wir vorhin so knapp davor gewesen waren, einander näherzukommen, war es mir unbehaglich, so dicht an ihn gedrückt zu sein, aber ich wollte ungern einen Sturz riskieren und als Verkehrsopfer enden. Wenigstens hatte er mir einen Helm gegeben, wenn er auch selbst keinen trug. Einer der Vorteile, wenn man bereits tot war.
»Ted nimmt den Wagen. Er schlachtet ihn aus. Verdient sein Geld damit, habe ich dir das nicht erzählt?«
Nein, hatte er nicht, war ja auch ganz unwichtig. »Und die Leiche?«
Er raste so abrupt los, dass ich mich an ihm festkrallen musste, als das Motorrad mit einem Schlenker auf die Fahrbahn auffuhr.
»Das ist Teil des Deals. Er verscharrt sie für mich. Dann haben wir weniger zu tun.
Ted ist ein kluges Kerlchen, quatscht nicht und kümmert sich um seinen eigenen Kram. Mach dir seinetwegen keine Sorgen.«
»Mach ich auch nicht«, brüllte ich gegen den Fahrtwind an. Ich war wirklich müde. Die Nacht war bereits lang genug gewesen.
Die Fahrt zurück zur Höhle dauerte zwei Stunden, und wir kamen kurz nach drei an. Meinen Pick-up hatte ich wie üblich etwa vierhundert Meter vom Höhleneingang entfernt geparkt, denn die restliche Strecke war nicht befahrbar. Bones hielt bei meinem Wagen an. Ich sprang schleunigst ab. Motorräder machten mich nervös.
Ich hielt sie einfach für unsichere Fortbewegungsmittel. Im Gegensatz zu mir hatten Vampire natürlich keine Angst davor, sich Knochenbrüche oder Abschürfungen zuzuziehen. Der zweite Grund für meine Eile war schnell erklärt... ich wollte so schnell wie möglich weg von Bones. Bevor ich noch eine Dummheit begehen konnte.
»Willst du schon nach Hause, Schatz? Der Abend ist jung.«
Mit einem Funkeln in den Augen und einem diabolischen Lächeln auf den Lippen warf er mir einen Blick zu. Ich holte meine Schlüssel aus ihrem Versteck unter einem Stein hervor und kroch mühsam in den Pick-up.
»Für dich vielleicht, aber ich fahre heim. Geh und such dir einen schönen Hals, an dem du nuckeln kannst.«
Unbeeindruckt richtete er sich auf dem Motorradsattel auf.
»Du willst in diesem blutverschmierten Kleid nach Hause gehen? Deine Mutter macht sich bestimmt Sorgen, wenn sie dich so zu sehen bekommt. Du kannst dich drinnen umziehen. Ich kucke auch nicht hin, versprochen.« Letzteres untermalte er mit einem übertriebenen Zwinkern, sodass ich aller Vorsicht zum Trotz lächeln musste.
»Nein, ich ziehe mich
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