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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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umzuziehen. Er versteckte sich in der Höhle, bis der Letzte seines Stammes zum Fortgehen gezwungen worden war. Die Zeit verging, er musste mit ansehen, wie sein Volk und seine Kultur unwiderruflich vernichtet wurden, und da war er es leid.
    Er trug Kriegsbemalung auf und machte sich zu einem Kamikazeunternehmen auf nach Fort Meigs. Vorher bat er mich allerdings noch, auf sein Zuhause aufzupassen, damit keine Störenfriede sich dort breitmachen. Im hinteren Teil der Höhle liegen die Gebeine einiger seiner Ahnen. Er wollte nicht, dass die Weißen ihre letzte Ruhestätte entweihen.«
    »Wie furchtbar«, sagte ich leise, als ich an den einsamen Indianer dachte, der zum letzten Gefecht ausgezogen war, nachdem er hatte miterleben müssen, wie alles, was er einst geliebt hatte, ausgelöscht worden war.
    Forschend sah er mich an. »Es war seine eigene Entscheidung. Er hatte keinerlei Einfluss mehr, nur noch darauf, wie er sterben würde, und die Mingwe waren ein sehr stolzes Volk. Für ihn war es ein schöner Tod. Einer, der seinem Volk zur Ehre gereichte.«
    »Vielleicht, aber wenn einem nur noch der Tod bleibt, ist das traurig, wie man es auch dreht und wendet. Es ist spät, Bones. Ich fahre heim.«
    Er berührte mich am Arm, und sein Gesichtsausdruck war sehr ernst.
    »Noch einmal zu dem, was du mir vorhin erzählt hast. Das war nicht deine Schuld, ich will, dass du das weißt. Ein Typ wie der hätte jedes andere Mädchen genauso behandelt, und bei dir war es gewiss nicht das erste und auch nicht das letzte Mal.«
    »Sprichst du aus Erfahrung?«
    Die Worte waren mir herausgerutscht, bevor ich es verhindern konnte. Bones ließ den Arm sinken und trat mit einem weiteren unergründlichen Blick zurück.
    »Nein. Ich habe noch niemals eine Frau so behandelt, und erst recht keine Jungfrau. Wie ich bereits gesagt habe... man muss kein Mensch sein, um manches als unter seiner Würde anzusehen.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also trat ich einfach aufs Gas und fuhr los.
     

Kapitel 8
    Am nächsten Morgen wurde mir bewusst, dass ich stundenlang nichts zu tun und jede Menge Geld zur Verfügung hatte. Beides gleichzeitig war noch nie vorgekommen. Von diesem Gedanken beflügelt, rannte ich ins Obergeschoss, um noch schnell eine Dusche zu nehmen und mich anzuziehen. In letzter Zeit hatte ich mich immer fürs Duschen entschieden. Baden hatte sich als ein wenig riskant erwiesen.
    Nach einem erfreulichen Ausflug ins Einkaufszentrum stellte ich bei einem Blick auf meine Armbanduhr mit Schrecken fest, dass es schon nach sechs Uhr war. Meine Güte, wie die Zeit verflog, wenn ich nicht gerade jemanden umbringen musste. Es war zu spät, um nach Hause zu fahren und mich bei meiner Mutter für den Abend zu entschuldigen, also begnügte ich mich damit, sie anzurufen. Ich log, wieder einmal, und erzählte ihr, ich hätte zufällig eine Freundin getroffen und würde mit ihr ins Kino und danach noch essen gehen. Hoffentlich würde es heute Abend nicht so lange dauern. Einen Abend am Wochenende daheim zu verbringen wäre ausnahmsweise mal ganz nett.
    Ich gab Gas, war aber dann doch zu spät dran und sprang aus dem Wägen, sobald ich an meinem üblichen Platz angehalten hatte. Paranoid wie ich war, nahm ich alle Tüten mit. Bei meinem Glück würde jemand den Wagen aufbrechen und meine Einkäufe klauen, sogar hier am Waldrand. Ich rannte das letzte Stück zum Eingang und war beinahe außer Puste, als ich ankam.
    Bones erwartete mich finsteren Blicks im Höhleneingang.
    »Du hast dir ja ganz schön Zeit gelassen. Oh, die Geschenke in den Tüten sind wohl für mich, dann ist alles vergeben. Wo du dich herumgetrieben hast, brauche ich mich dann ja nicht zu fragen.«
    Ups. Plötzlich kam mir der Gedanke, er könne es vielleicht unhöflich finden, dass ich hier mit all den von seinem Geld bezahlten Geschenken auftauchte und dabei ganz vergessen hatte, ihm auch etwas mitzubringen. Um meinen Fauxpas zu überspielen, straffte ich in gespielter Entrüstung die Schultern.
    »Ich habe dir tatsächlich etwas mitgebracht. Hier. Das ist ... äh, gegen deine Verspannungen.«
    Ich überreichte ihm das Massagegerät, das ich eigentlich für meinen Großvater gekauft hatte. Zu spät fiel mir auf, wie dämlich ich war. Vampire hatten keine Verspannungen.
    Interessiert studierte er die Verpackung.
    »So was, so was. Fünf Geschwindigkeitsstufen. Wärmt und massiert. Tiefenwirkung.
    Sicher, dass es nicht für dich ist?« Seine hochgezogenen

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