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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Wohnzimmer. Ihre Eltern mussten ziemlich reich sein.
    »Du redest nie über deinen Vater. Hat deine Mutter sich scheiden lassen, oder lebt er nicht mehr?«
    »Er hat sich schon vor meiner Geburt aus dem Staub gemacht, ich hab ihn nie kennengelernt«, sagte ich nur. Na ja, stimmte ja irgendwie.
    »Hast du einen Freund?«
    Meine Antwort kam prompt. »Nein!«
    Sie lachte. »Wow, das klang ja entschieden. Spielst du für das andere Team?«
    »Was für ein anderes Team?«, erkundigte ich mich verwirrt.
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Bist du lesbisch? Mich stört es nicht, aber dein Nein war ziemlich heftig, da muss die Frage erlaubt sein.«
    »Oh!« Ich Trottel! »Nein, bin ich nicht. Ich, äh, habe nur gerade auf dem Schlauch gestanden ...«
    »Weißt du«, unterbrach sie mich mit einem freundlichen Lächeln, während sie weiter ihren Schrankinhalt durchforstete, »du bist richtig hübsch. Aber du läufst in Sack und Asche herum. Mal sehen, ob ich nicht ein paar Klamotten habe, die du heute Abend anziehen kannst.«
    Herrje, jetzt hörte sie sich genau an wie Bones. Fehlte nur noch der britische Akzent.
    Ich beäugte meine Jeans. Sie war so bequem. »Oh, das ist nicht nötig.«
    »Hier.« Sie kramte noch ein bisschen herum und warf mir dann ein marineblaues Kleid zu. »Probier das mal.«
    Ich wollte nicht so verklemmt wirken, sie war ja schließlich auch erst halb angezogen, also trat ich mir die Stiefel von den Füßen und begann, mich im Stehen auszuziehen.
    Stephanie taxierte mich kühl, während ich mich aus meiner Jeans schälte. Ich hatte ein komisches Gefühl, als ihr Blick über mich wanderte. Als würde ich einer Beurteilung unterzogen. Wahrscheinlich hat sie nur noch niemanden mit so blasser Haut gesehen, sagte ich mir und versuchte, das unbehagliche Gefühl abzuschütteln, das mich überkommen hatte. Ich sehe ja auch aus wie ein Schneemann mit Titten.
    »Du hast einen tollen Körper, Cathy. Unter den weiten Klamotten konnte ich das nicht so richtig erkennen, aber sieh mal einer an.«
    Ihre Stimme war ausdruckslos. Beinahe gleichgültig. Ich wurde immer nervöser. Ich hatte zwar nie eine Freundin gehabt, aber irgendetwas schien mir hier faul zu sein. Sie war nicht mehr das fröhliche, temperamentvolle Mädchen, das ich vom College kannte. Sie schien ein ganz anderer Mensch zu sein.
    »Weißt du«, sagte ich und ließ das Kleid sinken, das ich gerade hatte überstreifen wollen, »ich glaube, ich ziehe einfach meine Jeans an. Ich möchte nicht, dass das Kleid was abbekommt; du weißt ja, wie das in Clubs ist. Vielleicht verschüttet jemand seinen Drink, oder es bekommt einen Riss ...«
    »Du bist eine richtige Unschuld vom Lande, was?« Das feine Lächeln war ihr nicht vom Gesicht gewichen. »Das war mir schon klar, als ich dir das erste Mal auf dem Weg zur Vorlesung begegnet bin, wie du den Kopf hängen gelassen und die Schultern hochgezogen hattest. Keine Freunde, keine Kontakte, aus ärmlichen Verhältnissen ... eine graue Maus. Jemand wie du könnte einfach«, sie schnippte mit den Fingern, »verschwinden.«
    Nach der ersten Beleidigung schon hatte ich den Mund nicht mehr zubekommen. Jetzt schloss ich ihn ungläubig.
    »Soll das ein Witz sein? Er ist nämlich nicht komisch.«
    Stephanie lachte. Einen Augenblick lang war die Stimmung so heiter, dass ich mich entspannte. Sie hat nur Spaß gemacht. Okay, ist zwar nicht lustig gewesen, aber vielleicht hat sie einfach einen seltsamen Sinn für Humor ...
    Noch einmal steckte sie die Hand in den Kleiderschrank. Diesmal war es kein Kleid, das sie hervorzog, sondern eine Pistole.
    »Nicht schreien, oder ich schieße.«
    Was war jetzt los? »Stephanie, geht's dir nicht gut'l«
    »Doch«, antwortete sie munter. »Ich verdiene mir nur meine Miete, und du, Herzchen, bist genau nach dem Geschmack des Vermieters. Hier. Leg dir die an.«
    Sie warf mir ein Paar Handschellen zu, die vor meinen Füßen landeten. Ich war noch immer ganz perplex und wie versteinert.
    Sie entsicherte die Pistole. »Komm schon, Cathy. Mach mir keine Scherereien.«
    »Du schießt nicht, deine Nachbarn würden es hören«, sagte ich mit ruhiger Stimme, während ich mich im Stillen fragte, was in Gottes Namen hier eigentlich vor sich ging.
    Sie tippte an den Lauf. »Schalldämpfer. Sie werden gar nichts hören.«
    Meine Augen verengten sich, als mir ein Gedanke durch den Kopf schoss.
    »Hat Bones dich auf mich angesetzt?«
    »Wer?«, wollte sie verärgert wissen.
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen

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