Blutrote Kuesse
konnte ich nirgends finden. Ich war fix und alle, und meine Klamotten waren voller Blut, also habe ich sie ausgezogen und mich aufs Ohr gehauen. Du hast jedenfalls nur geschnarcht und mir wieder die verdammte Bettdecke geklaut. Ich habe einfach nicht nachgedacht, tut mir leid.« Jedes seiner Worte troff vor Sarkasmus, doch was er am Anfang gesagt hatte, ließ mich schaudern.
»Was hast du mit den Jungs gemacht? Was ist mit Ralphie und Martin?«
»Machst dir wohl Sorgen um sie, was? Typisch amerikanisch, sich mehr Gedanken um die Kriminellen als um die Opfer zu machen. Ob sie sich eine neue Freundin zum Spielen gesucht haben, interessiert dich gar nicht. Nein, du sorgst dich nur um das Wohlergehen der beiden Jungs.«»Sie haben noch ein Mädchen betäubt? Geht es ihr gut?« Falls er mich hatte beschämen wollen, war es ihm gelungen.
Er sah mich durchdringend an.
»Nein, Schatz. Ihr geht es nicht gut. Als du nach zwei Drinks noch nicht umgekippt warst, haben sie die Dosis verdoppelt. Während du dir am Hals hast herumnuckeln lassen, haben sie sich fröhlich die Nächste ausgeguckt. Sie waren so dumm, mit ihr nur anderthalb Kilometer vom Club wegzufahren. Auf dem Rückweg bin ich zufällig an einem Lieferwagen vorbeigekommen, der zwischen ein paar Bäumen geparkt war, und habe die beiden Wichser darin gewittert. Einer hatte sich gerade über das arme Ding hergemacht, der andere hat gewartet, dass er an die Reihe kommt. Sie hatten natürlich gar nicht gemerkt, dass ihr Opfer eine tödliche Überdosis intus hatte. Ich habe die Türen aufgerissen und dem Jungen, der sie gerade in der Mache hatte, das Rückgrat gebrochen. Der andere hat natürlich eine Heidenangst bekommen, das kannst du dir ja vorstellen. Ich habe mich erst ein wenig mit ihm unterhalten, um mich zu vergewissern, dass er keine Verbindungen zu Hennessey hat. Da hat er ausgepackt, gesagt, er und sein Kumpel kippten irgendwelchen Mädchen aus Jux Betäubungsmittel in den Drink, um sie dann zu vögeln und irgendwo liegen zu lassen. In Vampirclubs und dergleichen gingen sie besonders gern, weil die Mädchen dort angeblich selten Anzeige erstatten. Er war ganz außer sich, als ich ihm gesagt habe, das Mädchen sei tot. Hat geheult und gemeint, sie hätten nicht die Absicht gehabt, jemanden umzubringen, hätten bloß gewollt, dass die Mädchen sich nicht wehren. Ich habe ihm die Kehle aufgeschlitzt und sein Blut getrunken. Anschließend bin ich in den Club gegangen und habe sie dem Inhaber gemeldet. Solche Aktivitäten sieht man dort gar nicht gern, das erregt unerwünschte Aufmerksamkeit. Ich habe sie wenigstens kurz und schmerzlos getötet. Der Inhaber hätte es über Wochen hinausgezögert, als Warnung an alle anderen Sterblichen, die dumm genug wären, es auf die gleiche Tour versuchen zu wollen.«
Ich fühlte mich mies. Mit hängendem Kopf saß ich auf der Bettkante. Das arme Mädchen, was für eine Tragödie. Zu hören, dass Bones Ralphie und Martin umgebracht hatte, ließ mich dennoch schaudern. Hatten sie es verdient? Ja. Durfte Bones das tun? Ich wusste es nicht.
»Was hast du mit dem Mädchen gemacht?«
»Ich habe die Leichen der Jungs beim Club abgeladen und den Lieferwagen dann etwas abseits vom Highway geparkt. Jemand wird ihn finden, feststellen, auf wen er zugelassen ist, und annehmen, dass die Vergewaltiger abgehauen sind, als sie gemerkt haben, dass ihr Opfer eine Überdosis abbekommen hat. Na ja, einer jedenfalls. Der Wagen war innen voller Blut. Die Bullen werden glauben, der Mörder der beiden hat sich vom Acker gemacht. Wäre ja nicht das erste Mal.«
»Wenigstens werden ihre Eltern von ihrem Tod erfahren und nicht den Rest ihres Lebens diese Ungewissheit ertragen müssen.«
Mir tat die unbekannte Familie leid, die diesen schrecklichen Anruf erhalten würde. Ich ließ den Kopf in die Hände sinken, hämmernde Schmerzen wüteten darin. Nach allem, was passiert war, war das ein geringer Preis.
»Hennessey. Was glaubst du, wird er tun? Denkst du, er unternimmt was, oder versteckt er sich weiter?«
Bones lachte traurig.
»Hennessey weiß jetzt, dass ich hinter ihm her bin. Er hat es vermutet, aber jetzt hat er endlich den Beweis. Er wird etwas unternehmen, ganz bestimmt. Aber ich weiß nicht, wann und wo das sein wird. Vielleicht wartet er noch eine Weile ab, bis sich die richtige Gelegenheit ergibt, vielleicht stellt er mich aber auch gleich. Ich weiß es nicht, aber es ist noch nicht vorbei.«
»Ich bin schuld, dass Hennessey
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