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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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hatte sie noch nie von ihm gehört, und das machte mir Angst. Wenn das nicht wieder einer seiner kleinen Tests war und sie mir auch nicht irgendeinen bescheuerten Studentenstreich spielen wollte, dann war ich wirklich in Gefahr.
    Ich wählte meine Worte sehr sorgfältig. »Ich habe weder Geld noch Drogen bei mir, du verschwendest also deine Zeit. Nimm einfach die Waffe runter, und ich verschwinde, die Polizei wird nichts erfahren.«
    Sie kam näher. Nur etwa zwei Meter trennten uns voneinander.
    »Ihr Studentinnen seid alle gleich. Haltet euch für oberschlau, aber wenn ihr an der Reihe seid, muss man euch alles zweimal erklären, als hätte man euch eben aus der Vorschule geholt. Ich sollte meine Ansprache einfach auf Band aufnehmen und sie euch Schnepfen vorspielen, damit ich mich nicht ständig wiederholen muss! Also schön, hör gut zu, Dummerchen! Ich zähle bis drei, dann hast du die Handschellen an, wenn nicht, schieße ich. Zuerst ins Bein. Eins... zwei... drei.«
    Sie feuerte, aber ich sprang zur Seite, bevor sie zu Ende gesprochen hatte. Verdammte Scheiße, sie meinte es ernst! Wäre ich nicht ausgewichen, hätte ich ein Loch im Bein gehabt!
    Fluchend drückte Stephanie zum zweiten Mal ab; sie hatte meine Schnelligkeit eindeutig unterschätzt. Ich stürzte mich auf sie und versuchte, ihr die Pistole zu entreißen. Zu meinem Entsetzten war sie weitaus stärker, als ich erwartet hatte. Wir gingen zu Boden, wälzten uns herum, die Waffe zwischen uns, jede versuchte, sie mit Gewalt an sich zu reißen. Als der nächste Schuss losging, erstarrte ich.
    Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten mich direkt an. Etwas Warmes ergoss sich auf mich. Ich wich zurück, ließ die Pistole aus den gefühllosen Fingern gleiten und sah zu, wie der Blutfleck auf ihrer Brust immer größer wurde.
    Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund und wich zurück, bis ich die Wand im Rücken spürte. Stephanie gab einen Laut von sich, der halb Ächzen und halb Seufzen war. Dann regte sie sich endgültig nicht mehr.
    Ich musste ihr nicht den Puls fühlen -ich hatte gehört, wie ihr Herz aufgehört hatte zu schlagen. Scheinbar endlose Augenblicke lang starrte ich sie an. In den Nachbarwohnungen hatte niemand etwas gehört. Sie hatte recht gehabt. Die Pistole hatte einen Schalldämpfer.
    Benommen ging ich zu ihrem entzückenden Korbnachttisch, griff nach dem Telefon und wählte die einzige Nummer, die mir einfiel. Als ich die Stimme meines Gesprächspartners hörte, verlor ich die Fassung und begann zu zittern.
    »Bones, ich... ich habe gerade jemanden umgebracht!«
    Er stellte keine der Fragen, die sich mir an seiner Stelle aufgedrängt hätten. Was ist los mit dir? Hast du die Polizei gerufen?
    Bones wollte nur wissen, wo ich war, und wies mich an, mich nicht von der Stelle zu rühren. Ich hatte noch immer das Telefon in der Hand, als er zehn Minuten später eintraf. Ich hatte mich ja nicht von der Stelle rühren sollen. Tatsächlich wagte ich kaum zu atmen.
    Als ich ihn ins Schlafzimmer kommen sah, war ich zutiefst erleichtert. Wäre Stephanie eine Vampirin gewesen, hätte ich mit der Situation kein Problem gehabt. Ohne mit der Wimper zu zucken hätte ich ihre Leiche eingepackt, sie in den Wald gefahren und an einem einsamen Ort verscharrt. Jetzt lag die Sache allerdings anders. Ich hatte jemandem das Leben genommen und wusste nicht weiter.
    »Was hast du angefasst?«, lautete seine erste Frage, als er sich vor mich hinkniete.
    Ich versuchte nachzudenken. Das fiel mir gerade ziemlich schwer.
    »Äh... das Telefon... vielleicht noch die Kante der Anrichte oder den Nachttisch... sonst nichts. Ich war ja gerade erst hereingekommen, als sie angefangen hat, sich wie eine Irre aufzuführen und all diese entsetzlichen Dinge zu sagen...«
    Bones nahm mir das Telefon aus der Hand. »Hier bist du nicht sicher. Jeden Augenblick könnte einer von ihnen zurückkommen.«
    »Wer denn? Sie hat keine Mitbewohner«, wandte ich ein und sah zu, wie er die Basisstation des Telefons von der Wand nahm und in einen großen Müllbeutel steckte.
    »Hier riecht es nach Vampiren«, sagte er knapp. »Wir müssen Ordnung machen und abhauen.«
    Das brachte mich wieder zur Besinnung. »Vampire! Aber sie hat doch nicht... sie war kein...«
    »Was hat sie über Hennessey gesagt?«, fiel er mir ins Wort.
    Jetzt war ich völlig verwirrt. »Hennessey? Hennessey? Er hat damit nichts zu tun!«
    »Na klar«, knurrte Bones, zog die Steppdecke von Stephanies Bett und

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