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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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entwischt ist. Gott, ich war so dumm. Erst als es zu spät war, habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt...«
    »Du bist nicht schuld, Kätzchen.«
    Er legte mir die Hände auf die Schultern und rückte näher. Zu spät fiel mir ein, wie ich mich gestern gefühlt hatte, als ich wie wild mit ihm geknutscht hatte. Und da waren wir, im Bett, er nackt und ich so gut wie. Nicht besonders klug.
    Ich stand auf und kehrte ihm den Rücken zu; ich wollte Abstand zwischen uns schaffen. Man hatte mir Drogen in den Drink gemischt, deshalb hatte ich ihn geküsst, deshalb. Wenn ich es mir immer wieder vorsagte, fühlte ich mich besser.
    »Bones, ich... ich muss mich bei dir bedanken. Du hast mir das Leben gerettet. Nachdem ich den Knopf gedrückt hatte, bin ich sofort umgekippt; er hätte mich ausgesaugt. Aber dir ist doch klar, dass ich nur mit dir geflirtet habe, weil die mir dieses Zeug verabreicht hatten. Das ist dir doch klar, oder? Niemand kann dir verübeln, dass du darauf eingegangen bist. Das hat dir bestimmt gar nichts bedeutet. Ich will dir nur sagen, dass es mir auch nichts bedeutet hat.«
    Ich hatte ihm noch immer den Rücken zugekehrt und wünschte mir verzweifelt, ich hätte mehr an. Ohne dreißig Schichten Rüstung am Leib war es zu gefährlich, mit ihm hier festzusitzen.
    »Dreh dich um.« In seiner Stimme lag etwas, das ich nicht zu deuten wagte. Was es auch sein mochte, etwas Erfreuliches war es nicht.
    »Äh, könntest du bitte die Steinplatte wegschieben, damit ich hier rauskann und...«
    »Dreh dich um.« Jetzt wusste ich, wie seine Stimme klang. Drohend.
    Langsam wandte ich mich ihm zu.
    Ohne Vorwarnung stand er vor mir, nur Zentimeter entfernt, noch immer völlig nackt. Mein Gesicht war knallrot, doch ich sah unverwandt nach oben. Das war auch nicht viel besser. Der Ausdruck in seinen Augen ließ mich erzittern.
    »Mir ist es wirklich unangenehm, dich nackt zu sehen«, sagte ich, vergeblich um einen normalen Tonfall bemüht.
    Er zog die Brauen hoch. »Warum sollte dich mein Anblick aus der Ruhe bringen, Schatz? Schließlich hast du mir gerade gesagt, ich bedeute dir nichts, du wärst mir nur dankbar. Und du siehst nicht zum ersten Mal einen nackten Mann, also tu nicht so, als müsstest du deswegen rot werden. Was könnte dich denn sonst noch aus der Fassung bringen? Ich weiß, was mich aus der Fassung bringt.« Der sanfte, spielerische Tonfall schlug um und verwandelte sich in ein leises, wütendes Grollen. »Mich bringt aus der Fassung, dass du die Stirn hast, dich hier aufzubauen und mir vorzuschreiben, was ich wegen letzter Nacht zu fühlen habe und was nicht. Dass es mir nichts bedeutet hat, dich zu küssen und zu umarmen. Und zum krönenden Abschluss sagst du mir, du hättest nur mitgespielt, weil du nicht ganz bei Sinnen warst! Das ist ein starkes Stück. Weißt du, was die Drogen bei dir bewirkt haben, bevor die zweite Dosis dich umgeworfen hat? Sie haben der Laus den Garaus gemacht, die dir über die Leber gelaufen ist!«
    Mit diesen Worten hievte er die Steinplatte zur Seite und öffnete den Durchlass. Mir blieb entrüstet der Mund offen stehen, und er deutete mit Nachdruck auf den Ausgang.
    »Mach, dass du fortkommst, bevor ich mich vergesse, denn dann könnten wir tatsächlich herausfinden, wie sehr du es hasst, von mir geküsst zu werden.«
    Da ich Vorsicht für die Mutter aller Weisheit hielt, trat ich den geordneten Rückzug an. Und zwar unverzüglich.
     

Kapitel 11
    »Hast du das Skript von der Vorlesung heute? Ich habe verschlafen und bin erst vor einer halben Stunde aufgewacht! War es genauso sterbenslangweilig wie letztes Mal?«
    Stephanie war in meinem Physikkurs. Zumindest, wenn sie es ausnahmsweise mal zu einer Vorlesung schaffte. Von fünf Tagen hatte sie bis jetzt zwei gefehlt, aber nach der Vorlesung wartete sie immer auf mich. Vermutlich hing sie einfach gern auf dem Campus herum. Fand die Leute interessanter als das Studium.
    Stephanie war zierlich, brünett, extrovertiert und hatte in den letzten fünf Tagen meinem ungeselligen Dasein ein Ende bereitet. Das College hatte am Montag angefangen. Heute war Freitag, und bisher war sie der einzige Mensch, mit dem ich auf diesem riesigen, überwältigenden Campus ein Wort gewechselt hatte.
    Da ich in der Vergangenheit nie Freunde gehabt hatte, fiel mir der übliche, kumpelhafte Smalltalk nicht leicht.
    Ging es nicht um Leichen, die Schule oder die Kirschplantage, konnte ich meist nichts zur Unterhaltung beisteuern. Stephanie konnte das

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