Blutrote Kuesse
auf mich gewartet. Am Anfang hat sie mir nur Fragen zu den Vorlesungen gestellt, die sie versäumt hatte, das Übliche eben, dann hat sie von sich erzählt. Belanglosen Quatsch über Jungs, mit denen sie zusammen war, und so ein Zeug... sie kam mir so nett und freundlich vor. Dann wollte sie etwas über mein Leben wissen, und ich habe ihr die Wahrheit gesagt. Dass ich gerade von einem Gemeindecollege hierher gewechselt bin, dass ich niemanden kenne, aus der Kleinstadt komme... die Schnalle hat mich ausgehorcht!« Plötzlich ging ich an die Decke.
»Angeblich hat sie jemanden gesucht, der diesen Abend noch nichts vorhat, und wir wollten zusammen ausgehen!« In groben Zügen erzählte ich ihm von der Einladung, der ganzen Farce mit den Klamotten, und schloss mit den Worten: »Und dann hat sie mir mit einer Knarre vor der Nase herumgewedelt.«
»Hat sie irgendwelche Namen genannt?«
Im Geist ging ich noch einmal unsere Unterhaltung durch. »Nein. Sie hat gesagt, sie müsse ihre Miete bezahlen und ich sei genau das Richtige für ihren Vermieter. Dann hat sie gemeint, die Mädchen vom College wären alle zurückgeblieben und sie sollte ihre Rede besser auf Band aufnehmen... aber Namen hat sie keine genannt.«
Bones sagte nichts. Ich wartete und trommelte mit den Fingern.
»Was hat das mit Hennessey zu tun? Du hast gesagt, du hättest ihn und noch andere Vampire gewittert. Glaubst du, er hat neulich Abend herausbekommen, wer mich geschickt hat? Meinst du, er wollte die Sache zu Ende bringen?«
»Nein.« Seine Antwort kam prompt. »Sie hat sich doch schon die ganze Woche an dich rangehängt, oder? Hätte Hennessey herausgefunden, wer du bist, wäre er weniger geduldig gewesen, glaub mir. Er hätte dich fertiggemacht, sobald er deinen Namen gekannt hätte. Er hätte dich ausgeschaltet und jeden, der zufällig in deiner Nähe gewesen wäre. Deshalb wollte ich wissen, was du angefasst hast, und habe hinterher alles gründlich abgewischt. Ich glaube zwar nicht, dass die Polizei Fingerabdrücke von dir hat, aber ich will nicht, dass du irgendwelche Spuren hinterlässt, die ihn zu dir führen könnten.«
»Wenn es nichts mit letztem Wochenende zu tun hat, warum sollte Stephanie dann Verbindungen zu ihm haben und versuchen, mich zu entführen? Das ergibt doch keinen Sinn!«
Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
»Lass uns drinnen darüber reden. Dann kann ich dabei ihre Sachen durchsehen.«
Entschlossen folgte ich ihm in die Höhle. Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass er sich irgendwie herauswand, ohne mir alles erzählt zu haben. Ich hatte zwar schon selbst feststellen dürfen, dass Hennessey ein widerliches Arschloch sein konnte, aber offensichtlich war da noch mehr. Ich würde erst locker lassen, wenn ich alles wusste.
Bones und ich zwängten uns durch den schmalen Eingang und erreichten schließlich wieder seinen Wohnbereich in dem hohen, kuppelartigen Teil der Höhle. Er leerte den Inhalt des Müllbeutels aus, und ich setzte mich vor ihm auf die Couch, von wo aus ich ihm dabei zusah, wie er als Erstes Stephanies Laptop aufklappte.
»Hast du schon mal was vom Bennington-Dreieck gehört?«, wollte er wissen, als er den Computer hochfuhr.
Ich runzelte die Stirn. »Nein. Nur vom Bermuda-Dreieck.«
Seine Finger flogen über die Tastatur. Junge, der konnte rasch tippen. Einen Augenblick später war ein entrüstetes Schnauben zu hören.
»Das verdammte Gör hat es noch nicht mal für nötig befunden, die Dateien mit einem Passwort zu schützen. Diese Arroganz ist nicht zu fassen, kommt uns aber zugute. Sieh mal hier, Kätzchen. Unter >in Frage kommende< Fühl dich geschmeichelt, du stehst an erster Stelle.«
Mit offenem Mund starrte ich ihm über die Schulter und las »Cathy -rothaarig zweiundzwanzig« zusammen mit anderen Namen und ähnlichen Kurzbeschreibungen darunter.
»Willst du mich verarschen? Wer sind diese anderen Mädchen? Wofür kommen sie in Frage?«
Er hämmerte wieder auf die Tasten ein, dann lehnte er sich lächelnd zurück.
»Na, was haben wir denn da? Charlie und Club Flame, zweiundvierzigste Straße. Hört sich nach einem Kontaktmann an. Hoffen wir, die Dumpfbacke war beschränkt genug, den echten Namen des Clubs einzutragen, statt ihn zu verschlüsseln.«
»Bones!«
Mein scharfer Tonfall brachte ihn dazu, den Laptop beiseitezustellen und meinen Blick zu erwidern.
»Das Bennington-Dreieck ist eine Gegend in Maine, in der in den Fünfzigern mehrere Menschen verschwunden sind. Bis
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