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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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nicht besonders. Eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen unsereins einen tödlichen Unfall erleiden kann.«
    Seine Augen waren noch immer geschlossen, und dann wurden wir durch die Startgeschwindigkeit in unsere Sitze gepresst. Als der Beschleunigungsdruck etwas nachgelassen hatte, zog ich sein Augenlid hoch und erntete auf meinen amüsierten Gesichtsausdruck hin einen wütenden Blick.
    »Weißt du denn gar nichts über Statistik? Fliegen ist die sicherste Art zu reisen.«
    »Nicht für einen Vampir. Wir kommen bei fast jedem Autounfall, Zug- oder Schiffsunglück mit dem Leben davon. Stürzt aber ein Flugzeug ab, kann sogar unsereins nicht viel mehr tun als beten. Vor ein paar Jahren habe ich einen Freund bei einem Absturz in den Everglades verloren. Armes Schwein, nur seine Kniescheibe wurde gefunden.«
    Seinen Befürchtungen zum Trotz landete das Flugzeug um halb fünf ohne Zwischenfälle. Auch wenn es darum ging, ein Taxi herbeizuwinken, erwies Bones sich als nützlich. Er brauchte die Fahrer nur mit seinen grünen Augen anzustarren, und sie hielten an. Das taten sie sogar, wenn sie schon Fahrgäste hatten. Zu meiner Verlegenheit kam es zweimal dazu. Endlich erwischten wir ein freies Taxi und fuhren zurück zu mir. Seit er das Flugzeug verlassen hatte, war Bones merkwürdig still gewesen, doch als wir noch fünf Minuten von daheim entfernt waren, brach er sein Schweigen plötzlich.
    »Du möchtest wahrscheinlich nicht von mir zur Tür begleitet werden und vor deiner Mutter einen Abschiedskuss bekommen?«
    »Auf keinen Fall!«
    Der Blick, den er mir zuwarf, machte deutlich, wie wenig er von meiner entschiedenen Antwort hielt.
    »Wie dem auch sei, ich will dich heute Abend sehen.«
    Ich seufzte. »Bones, nein. Ich bin fast gar nicht mehr zu Hause. Nächstes Wochenende ziehe ich in meine neue Wohnung, also bleiben mir für eine ganze Weile nur noch die paar Tage mit meiner Familie. Ich habe das Gefühl, meine Großeltern werden mich nicht oft besuchen kommen.«
    »Wo ist die Wohnung?«
    Oh, das hatte ich ihm noch gar nicht gesagt.
    »Ungefähr zehn Kilometer vom Campus entfernt.«
    »Dann sind es von dir aus nur zwanzig Minuten zur Höhle.«
    Wie praktisch. Letzteres hatte Bones nicht laut ausgesprochen. Brauchte er auch gar nicht.
    »Ich gebe dir am Freitag die Adresse durch. Wenn meine Mutter weg ist, kannst du vorbeikommen. Auf keinen Fall früher. Das ist mein Ernst, Bones. Falls du nichts Näheres über Hennessey oder unseren mysteriösen maskierten Frauenschänder erfährst, gib mir bitte etwas Zeit. Es ist schon Sonntag.«
    Als das Taxi die nächste Kurve hinter sich gelassen hatte, kam die lange Auffahrt zum Haus in Sicht. Bones ergriff meine Hand.
    »Du musst mir etwas versprechen. Schwöre, dass du nicht wieder laufen gehst.«
    »Laufen?« Warum das denn? Ich hatte nicht viel geschlafen und war ganz bestimmt nicht zum Joggen aufgelegt.
    Dann dämmerte es mir. Würde ich bei meiner Heimkehr in die Augen meiner Mutter sehen, könnte ich die stärksten Zweifel an unserer Beziehung bekommen, das war mir klar. Ihm wohl auch. Im Augenblick aber sah ich nur sein Gesicht vor mir.
    »Nein, ich bin zu müde, und du bist zu schnell. Du würdest mich doch einholen.«
    »So ist es, Süße.« Sein Tonfall war sanft, aber bestimmt. »Du kannst vor mir fliehen, aber ich werde dir folgen. Und ich finde dich.«
    Der Rest der Woche verlief hektisch, ich musste packen, Papierkram für die neue Wohnung erledigen, bei meinem Vermieter den Kautions- und Mietvertrag unterzeichnen und mich von meiner Familie verabschieden.
    Von einem Teil des Geldes, das ich nach meinem ersten Aufrag von Bones erhalten hatte, kaufte ich ein Polsterbett mit Federkernmatratze und ein Schränkchen für meine Kleidung. Dazu noch ein paar Lampen, und fertig war der Lack. Einen Teil des Geldes überließ ich meiner Mutter, der ich weismachte, eines meiner vampirischen Opfer hätte Bargeld bei sich gehabt. Das war das Mindeste, was ich tun konnte. Den Rest gab ich nicht aus, sonst hätte ich noch einen Teilzeitjob annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Wie ich das College, einen Job und die Verfolgung einer Bande umtriebiger untoter Mordgesellen unter einen Hut bringen sollte, war mir selbst ein Rätsel.
    Bones hatte sich wie vereinbart weder telefonisch noch persönlich bei mir gemeldet, aber ich hatte die ganze Woche über an ihn gedacht. Zu meinem Schrecken fragte mich meine Mutter eines Morgens, ob ich in der Nacht einen Albtraum gehabt

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