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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Prinz den Raum, während ich mich wenigstens noch daran erinnerte, meine Referenz zu machen.
    Als ich die Tür hinter mir schloss, fiel mir etwas ein, das Elisabeth bei der ersten Ballettprobe gesagt hatte. Wenn ich den Prinzen Condé heiratete, würde ich den Rang einer Prinzessin einnehmen. Mein Platz wäre dann für immer im Louvre und es war nicht mehr möglich, einfach nach Chantilly zu reisen. Bei diesem Gedanken stockte mir der Atem.
    Was hatte sich der König nur dabei gedacht?
    Doch ich kam nicht dazu, mir seine Beweggründe näher zu überlegen, weil mich Condé am Arm packte und in einen Alkoven zerrte, der uns vor den neugierigen Blicken der Diener schützte.
    »Das ist sicher Euer Werk«, beschuldigte er mich frei heraus, worauf ich empört nach Luft schnappte. Im Halbdunkel glitzerten seine Augen gefährlich.
    »Das ist nicht wahr!«
    »Leugnet es nicht. Seid Ihr jetzt am Ziel Eurer Wünsche, Mademoiselle? Reichte es Euch nicht, eines Tages Herzogin zu sein? Wolltet Ihr unbedingt Prinzessin werden? Wisst Ihr überhaupt, was das bedeutet, was Ihr Euch damit antut? Musstet Ihr mich unbedingt in Eure Ränkespiele verstricken?«
    »Ich habe es Euch schon einmal gesagt, ich spinne keine Intrigen, um irgendetwas zu erreichen. Glaubt Ihr vielleicht, ich brauchte nur mit den Fingern zu schnippen und schon entscheidet der König, dass er mich mit Euch verheiraten will?«
    »Es hat ganz den Anschein.«
    Wütend fuhr ich ihn an: »Es gibt sicherlich schlimmere Lose, als mit mir verheiratet zu sein, meint Ihr nicht?«
    »Woher soll ich das wissen, ich kenne Euch kaum, Mademoiselle.«
    Und da erinnerte ich mich wieder daran, warum ich den Prinzen die meiste Zeit über nicht mochte. Er war beleidigend und verletzend, wie hatte ich nur einen Augenblick daran denken können, eine Ehe mit ihm wäre besser, als an de Bassompierre gebunden zu sein? Hatte ich in den letzten Tagen vielleicht einen Schlag auf den Kopf bekommen? Zu viel Konfekt genascht? Möglicherweise trat eine vorübergehende geistige Verwirrung ein, die wohl in der Familie zu liegen schien, seit Großtante Amalia mit einem russischen Kosakenhauptmann durchgebrannt war. Ein dunkles Kapitel, über das die Familie den Mantel des Schweigens gelegt hatte.
    Er schnaubte. »Ihr könnt diese Verbindung unmöglich wollen.«
    War das so? War es für mich unvorstellbar, mit ihm verheiratet zu sein? Er war übellaunig und schweigsam und doch ... Da waren diese Momente, wenn ich glaubte, dass hinter seiner schroffen Fassade vielleicht doch mehr stecken könnte. Dass wir eine Verbindung zueinander hatten.
    »... auf Euch hört der König sicher. Ihr mit Eurem Haar und Eurem Gesicht ...« Seine Hand griff nach einer Strähne meines Haares und drehte es finster um seinen Finger. Sein Blick lag anklagend darauf, als wäre mein Haar eine Fessel, die sich um den Geist des Königs gelegt hätte. Wieder kam er mir näher und ich sah gespannt in sein Gesicht, in dem dieser flammende Blick aus seinen dunklen Augen in mein Inneres drang und ihm ein Brandzeichen aufdrückte.
    »Ihr täuscht Euch«, flüsterte ich. »Ich ...«
    Seine Hand legte sich warm an meine Wange und ich konnte den Satz nicht beenden, den ich begonnen hatte.
    Seine Stimme klang auf einmal heiser. »Ihr habt Angoulevent geholfen, deswegen wart Ihr mit ihm in der Küche der Tuilerien.«
    Wie kam er jetzt darauf?
    »Warum habt Ihr dem Narren geholfen?«
    »Er brauchte Hilfe. Hätte ich ihn liegen lassen sollen?«
    »Die wenigsten Damen hätten das getan, was Ihr getan habt, und sich dieser Gefahr ausgesetzt.« Nachdenklich sah er mich an. »Ihr seid ein eigenartiges Mädchen, Charlotte de Montmorency.« Dieses Mal klang es nicht wie ein Vorwurf, eher verwundert. Fand er es wirklich so ungewöhnlich, dass ich dem Narren geholfen hatte? Erwartete er von den Menschen immer zuerst das Schlechteste?
    Mehrere Herzschläge standen wir so beieinander und blickten uns an, bis er die Stirn in Falten legte und den Kopf schüttelte. Dann trat er einen Schritt zurück und ließ mein Haar los. Nachdem er Abstand zwischen uns gebracht hatte, atmete er tief durch.
    »Ist Euch nicht der Gedanke gekommen, dass der König das nur macht, um Euch in seiner Nähe zu behalten?«, fragte er mich.
    »Warum?«
    »Nun, ich bin der erste Prinz am Hof und als solcher besteht für mich Anwesenheitspflicht. Ich kann den Hof ohne die Erlaubnis des Königs nicht verlassen. Dasselbe gilt natürlich auch für meine Frau. De Bassompierre hätte

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