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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Himmelsglobus, der sich in alle Richtungen drehen konnte.
    Die Fahrt auf dem Karren war rumplig. Schon nach kurzer Zeit taten mir die Knie weh und mein Hintern schlief ein, doch die Reise hatte gerade erst begonnen. Durch das Loch im Korb konnte ich erkennen, an welchen Stellen wir entlangfuhren, und mit jeder Straße, die wir zwischen uns und den Louvre brachten, atmete ich freier.
    Während wir durch die Stadt fuhren, sah ich Plätze, über die ich mit Sophie gelaufen war, Manon noch an meiner Seite. An einem Stand glaubte ich sogar, den übellaunigen Mann aus dem Poitou wiederzuerkennen. Auch sein Schwein war noch da. Ich hörte die Männer an der Anlegestelle Marchâs rufen, und wie zum Abschied läuteten die Glocken von Notre-Dame. Wie aufgeregt war ich gewesen, als ich sie zum ersten Mal gehört hatte, und nun konnte ich es kaum erwarten, sie hinter mir zu lassen. In meinen Ohren klang ihr Ton dunkel und warnend, als riefen sie: Flieh! Flieh!
    Wie seltsam es doch war: Manon hatte mich vor den Dieben in der Stadt gewarnt, dabei saßen die größten Halunken hinter der Fassade des Louvre.
    Ein kritischer Punkt unserer Flucht war die Durchquerung des Stadttors, aber auch dort hielt uns niemand auf. Vor Erleichterung atmete ich laut aus. Weiter ging es. Vorbei an Köhlerhütten und Feldern, die vom Schnee befreit das erste Grün zeigten. Bald würde der Frühling in Paris einziehen und die Bäume der Stadt grün färben. Ich würde jedoch nicht mehr dort sein, wenn das geschah. In meiner Erinnerung würde Paris für immer wintergrau bleiben.
    Wir fuhren an den Mühlen vor der Stadt vorbei, an den Galgen, die an diesem Tag leer waren. Bei ihrem Anblick fröstelte es mich unwillkürlich. In der Ferne konnte ich die Wälder sehen, in denen wir jagen waren. Für einen Moment suchte ich den Himmel nach Mars ab und kam mir gleich darauf töricht vor, weil er ja gar nicht hier sein konnte. Wehmütig dachte ich an meine gemeinsamen Stunden mit dem König, wenn wir zusammen die Falken hatten aufsteigen lassen. Ich hatte einige schöne Erinnerungen an meine Zeit am Hof, die nun von dem Grauen, das Manons Tod gebracht hatte, überschattet wurden.
    Die Angst vor einer möglichen Entdeckung hatte mich jeder Kraft beraubt und erschöpft schloss ich irgendwann die Augen. Aber schlafen konnte ich in der unbequemen Haltung nicht.
    Als der Wagen endlich zum Stehen kam, hielt ich vor Spannung die Luft an. Die Decke wurde angehoben und ich blinzelte suchend in die Sonne. Eine Männerhand schwebte über mir. Ich griff nach ihr und wurde nach oben gezogen. Ein Mann im Umhang half mir aus dem Korb. Die Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen. Georg half dem Prinzen, der schneller als ich aus dem Korb stieg.
    Dann winkte er uns zu einer Kutsche mit vier Pferden, die ein auffälliges Geschirr trugen. Es war keine einfache Kutsche, auf den Türen waren goldene Applikationen in Form von Eichenblättern angebracht und die Griffe bestanden aus Silber. Schwere, rote Samtvorhänge verbargen das Innere der Kutsche vor neugierigen Blicken. Überrascht sah ich den Prinzen an. Auf dem Kutschbock saß ein alter Mann in Livree, der uns aus schmalen Augen beobachtete.
    Der Mann mit der Kapuze trat näher zu mir und streifte sie nach hinten. Als ich erkannte, wer da vor mir stand, japste ich überrascht nach Luft und taumelte zurück.
    »Habt keine Angst!« Seine Hand griff nach meinem Arm. Dieses Mal trug er eine bordeauxfarbene Weste mit aufwendigen Stickereien.
    »De Bassompierre!«
    »Stets zu Diensten, Mademoiselle.« Einen Herzschlag lang flackerte sein Blick, doch dann lächelte er sein berühmtes Lächeln und erinnerte mich an den Tag, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren.
    Beunruhigt schaute ich zu Condé, der seinen Degen bereits aus der Scheide gezogen hatte.
    »Das wird nicht nötig sein, Prinz.« De Bassompierre hob beschwichtigend die Hände.
    »Was wollt Ihr hier?«, fragte ich den Marquis.
    »Euch helfen, hoffe ich.«
    Condé trat näher an meine Seite und griff nach meiner Hand. De Bassompierre blickte auf unsere verschränkten Finger. Er lächelte bedauernd und trat einen Schritt zurück. »Ich hatte Besuch von einem gemeinsamen Freund, der mich erst ziemlich eingehend befragte ...« Er verzog das Gesicht, als wäre die Erinnerung daran unangenehm. »... und mich dann bat, einer Dame in Not zu einer Kutsche zu verhelfen. Wie Ihr seht, konnte ich unserem Freund den Gefallen nicht abschlagen.«
    Der Marquis und ich besaßen nur

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