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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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fliehen. Ich
werde
fliehen.

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Kapitel 27
    Scarlett
    D as ist alles meine Schuld«, murmelt Silas und bricht damit die Stille, die uns wie eine Schlinge umgibt.
    Ich antworte nicht, weil ich glaube, ich müsse ihm recht geben. Die Kirchenglocke schlägt neun Uhr morgens. Wir waren die ganze Nacht auf.
    Es gab nicht viel zu reden oder zu planen. Nur endlose Stunden. Nichts als warten. Mein Körper fühlt sich zerrissen an, in zwei Richtungen gezerrt: Eine Hälfte von mir, die Jägerin, verlangt, ich solle warten, bis die Zeit zum Zuschlagen gekommen ist. Die andere Hälfte, jene, die auch die Hälfte von Rosies Herz ist, verlangt, dass ich sofort losgehen und mich allen Monstern der Welt in den Weg werfen soll, um meine Schwester zu retten. Wo ist sie jetzt? Ist ihr kalt? Aus unerfindlichen Gründen mache ich mir große Sorgen, dass ihr kalt sein könnte. Ich hoffe, sie hat etwas, um sich warmzu halten.
    »Scarlett,
versprich
mir etwas …« Silas setzt sich auf der Couch auf und schaut mich an.
    Ich lehne an der anderen Seite des Raumes an der Wand und schlenkere den Fuß vor und zurück, damit Klette meine Schnürsenkel jagen kann.
    »Sicher«, murmele ich.
    »Wenn sie … wenn die Fenris mich erwischen … Ich will meine Seele nicht verlieren. Ich
darf
nicht so werden wie sie. Ganz egal, was mit Rosie geschieht, wenn sie mich erwischen …« Er blickt nach unten, dann wieder zu mir und schluckt schwer.
    Ich kneife das Auge zusammen. »Willst du mich etwa bitten, dich zu töten, Silas?«
    Er nickt langsam. »Und … Scarlett? Wirst du es meinen Brüdern und Schwestern erzählen? Sag ihnen, es tut mir leid. Dass ich das Haus bekommen und es nicht geschafft habe, sie wiederzusehen.« Er schaut weg.
    »Und Pa Reynolds?«, frage ich leise.
    »Nein.« Silas schüttelt den Kopf. »Sag es ihm nicht. Lass ihn mich vergessen. Falls … falls du es doch tun musst, mach es schnell und schmerzlos.«
    Ich atme tief ein. Würde ich das fertigbringen? »Natürlich, Silas. Ich verspreche es.«
    »Gut«, sagt Silas. »Gut.« Er sinkt zurück in die Couch, als sei mit diesem Wort alle Kraft aus seinem Körper gewichen.
    Wieder sitzen wir schweigend da. Mein Magen knurrt, aber ich will nichts essen. Wie könnte ich irgendetwas essen, während meine Schwester als Geisel gehalten wird?
    »Meinst du, ihr ist kalt?«, sagt Silas flüsternd und verschränkt die Arme vor der Brust.
    Ich blicke zu ihm auf. »Was?«
    Er dreht mir den Kopf zu. »Ich hab nur … ich hab mich nur gefragt, ob ihr kalt ist.«
    Ich seufze und nicke. »Ja. Ich mich auch.«

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Kapitel 28
    Rosie
    Z eit zum Handeln.
    Endlich dämmert es. Das kleine Lichtquadrat um die Tür herum wird schwächer und die Fenris beginnen sich zu regen. Sie bellen einander an, raufen und kämpfen in einem Gerassel von Klauen und tiefem Knurren. Ein paar kratzen an meiner Tür, gehen aber wieder, als die anderen sie protestierend anblaffen. Ich ignoriere sie und krieche um den Generator im Zentrum des Raumes herum, taste mit den Fingern die Maschine ab, bis ich die kleine Wartungsklappe an der Seite finde. Mit den Fingern umfasse ich sie von unten und ziehe.
    Nichts passiert, und als die scharfen, rostigen Kanten mich schneiden, beginnen meine Finger zu bluten. Ich halte den Atem an, als ich noch einmal ziehe. Die Tür gibt nach, und Rostsprenkel regnen auf den Zementboden und in meine Augen. Ich kneife sie zu und widerstehe dem Verlangen, die Tür loszulassen. Langsam stemme ich sie auf; die Angeln sind so alt, dass sie schließlich nachgeben und die schwere Eisentür in meine Hände fällt. Ich lege sie auf den Boden und blinzele mir den Staub aus den Augen. Der Geruch nach Diesel ist überwältigend.
    Ich taste in den dreckigen Regalen hinter mir herum, die Fingerspitzen fahren über die Reiniger und die alten Lumpen, bis sie sich schließlich um den alten Schlauch schließen. Dann drehe ich mich wieder zum Generator und lasse meine Hände über die offene Fläche gleiten. Kabel, Leitungen – ich kann nichts sehen, hoffe aber, dass meine Finger erkennen, wonach ich suche, wenn sie es finden. Ich grabe meine Nägel unter eine Reihe von Kabeln und bekomme eine kleine Metallkappe zu fassen. Sie lässt sich fast zu leicht nach rechts drehen und gibt den darunterliegenden Treibstofftank frei. Ich schaue besorgt auf. Sie werden den Diesel bestimmt riechen.
    Mit einer Hand ziehe ich die Kabel zur Seite und stecke mit der anderen ein Ende des Schlauchs in den Tank. Wie viel

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