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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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hätte sich die Zeit verlangsamt, sah sie Stephan eine Hand ausstrecken, um sie aufzuhalten, während er gleichzeitig versuchte, sich dem bulligen Vampir zu entwinden, der seinen Kopf gepackt hielt. Aber sie hatten ihn in ihrer Gewalt. Der dritte Angreifer trat zurück, holte aus und stach zu, um Stephan zu töten. Überall war Blut, sein Blut.
    »Ann!«, hörte sie ihn mit gurgelnder Stimme rufen. Entschlossen warf sie sich gegen die Masse von Körpern und griff nach Stephans Hand.
    »Stephan«, schrie sie. Seine Berührung verbrannte sie nahezu. Ann ließ all ihre Liebe in diese Verbindung einfließen, all ihr Bedauern, aber auch ihre ganze Willenskraft und sah, wie seine Augen sich weiteten. Es war, als stünden sie dort miteinander verbunden und als wären der Mann, der Stephans Kopf umdrehte, der andere, der das Messer hob, und der dritte, der ihn von hinten angriff, gar nicht da. Oder als zählten diese Vampire überhaupt nicht. Es gab nur Stephan und Ann, vereint durch die Berührung ihrer Hände. Ihre Blicke ließen nicht voneinander ab, und Ann spürte, wie er sich ihr öffnete. Liebe, Angst um sie, Wut auf seine Feinde – all das durchflutete sie. Dann spürte sie seine Macht aufbrausen, und es war zugleich auch ihre Macht, unglaublich stärkend und belebend. Es war Stephan und noch etwas anderes, was sie empfand, etwas, das durch ihr Blut rauschte und sich des Lebens freute. Sie hätte laut jubeln können vor Wonne.
    Stephan begann zu glühen.
    Es gab kein anderes Wort dafür. Ein schwaches weißes Glühen entströmte seinem Körper und begann, ihre Hand mit einem prickelnden Strom aus Leben und Energie zu umhüllen. Sie hatte sich noch nie so voller Lebenskraft gefühlt. Die unheimliche weiße Aureole tauchte die Szenerie in Licht, verlieh dem Blut einen schwarzen Glanz und ließ die Augen der Angreifer noch röter glühen. Ann spürte, wie die Macht sie durchflutete und durch sie hindurch in die Erde strömte. Tatsächlich glaubte sie sogar, eine Art Rumpeln im Boden wahrzunehmen, das in ihren Lungen widerhallte.
    Stephan fegte die drei Vampire mit einer Hand von sich, während er mit der anderen noch immer fest Anns Finger umschlossen hielt. Die Kreaturen rappelten sich gerade wieder auf, als er Ann an sich zog. Die Wunde an seinem Nacken schien sich schon zu schließen, denn das Blut spritzte nicht mehr heraus, auch wenn sein Körper nach wie vor blutüberströmt war. Das Glühen umhüllte Ann, und sie fühlte sich stark, stärker als sie sich jemals hätte vorstellen können. Stephan blickte liebevoll auf sie herab.
    »Liebste.« Seine Stimme echote, als wären sie in ihrer Höhle. Die drei Vampire griffen an. Stephan wandte sich wieder seinen Gegnern zu.
    Urplötzlich hielten sie inne. Für einen langen Moment waren ihre Gesichter wie erstarrt vor überraschtem Entsetzen. Dann verstärkte sich die Macht, die in der Luft zu spüren war, und die glühende Aureole erweiterte sich. Ein Schrei, der nichts Menschliches hatte, zerriss die Luft, und die drei Vampire ... explodierten. Anders konnte man es nicht nennen. Gerade griffen sie noch an, und im nächsten Moment schoss ein Schauer nicht wiederzuerkennender Materie aus dem Portikus heraus.
    Das Glühen verblasste. Schatten krochen wieder auf die Lichtung. Die überschäumende Lebenskraft und Ekstase schwanden und ließen Ann mit einem flauen Gefühl zurück. Stephan sank auf die Knie, und sie tat es ihm nach und lehnte sich an ihn. Schwärze nahm ihr die Sicht, und sie kämpfte gegen ein Würgen oder eine Ohnmacht an. Ihr drehte sich der Magen um. Ein Halbkreis aus ... rotem Schleim verbreitete sich strahlenförmig um sie herum. Dahinter sah sie Kilkenny, der mit einem Ausdruck des Entsetzens im Gesicht auf die Knie fiel und würgte. Ann hörte nichts anderes als das Brausen in ihren Ohren. Was war hier passiert?
    Minuten vergingen. Ann schüttelte den Kopf, und ihre Sinne nahmen ihre Tätigkeit wieder auf. Stephans Brust hob und senkte sich an ihrer Seite, wo er sie an sich gedrückt hielt. Irgendwie waren sie beide auf dem Steinboden des Portikus zusammengebrochen. Stephan ließ den Kopf hängen, sodass sein langes Haar wie ein schwarzer Vorhang sein Gesicht verbarg. Die tiefe Wunde in seinem Bauch hatte sich schon fast geschlossen. Die Stichwunden befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Genesung, einige bluteten noch, während andere schon zu hellrosa Striemen verblasst waren. »Was ... was ist passiert?«, flüsterte Ann.
    Er hob den Kopf.

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