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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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unerwartete Überraschung für sie sein. Aber da sie gerade erst verwandelt worden war, würde sie kein Problem für so alte Vampire wie Dee und Freya darstellen. Ann ergriff eine Kerze und betätigte den Feuerstein in seinem Halter, wohl mehr aus Gewohnheit als Notwendigkeit, nahm Stephan an.
    Das Licht offenbarte das Grauen nur noch deutlicher. Zusammengesackt, den Kopf in ihren Tellern, saßen Polsham und Mrs. Simpson an dem langen Küchentisch vor ihrem Abendessen. Das Essen, das Geschirr, der Tisch – alles war mit Blut besudelt. Es überraschte Stephan nur, dass Rubius’ Töchter den Dienstboten kein Blut genommen hatten, aber vielleicht hatten sie ja schon draußen an den Wachen ihren Hunger gestillt.
    Ann schnappte entsetzt nach Luft und stürzte auf Mrs. Simpson zu. Tränen schossen ihr in die Augen, als sie vorsichtig den Kopf der Frau vom Teller hob. »Oh, nein, nein! Nein, bitte nicht!«, schluchzte sie, während sie die arme Mrs. Simpson an sich drückte. Die Augen der Frau waren starr und blicklos, ihre linke Wange mit Sauce und Blut beschmiert. Ihre weiße Uniform war rot verfärbt, wo die große Schnittwunde an ihrem Hals sie arg besudelt hatte. Stephan nahm Ann die Tote aus den Armen und bettete Mrs. Simpsons Kopf behutsam auf den Tisch.
    »Setz dich hierher.« Er hob sie einfach an der Taille auf und setzte sie auf einen Stuhl neben dem Hackklotz. Dann legte er Mrs. Simpson und Polsham respektvoll auf den Boden. Natürlich ließ das die Wunden an ihrer Kehle nur wieder aufklaffen. Rubius’ Töchter waren alles andere als vorsichtig gewesen. Hinter sich konnte er Ann aufschluchzen hören.
    Er drehte sich zu ihr um. Sie hatte Blut an ihren Händen und ihrem Kleid, und schnell ergriff er einen nassen Lappen aus dem großen Spülbecken und wischte ihr die Hände ab. »Nimm dich zusammen«, sagte er streng, »wenn du nicht hierbleiben willst, wenn ich den Schwestern gegenübertrete.« Nachdem sie nun wissen mussten, dass sie auf Maitlands waren, wollte er Ann bei sich haben. Vielleicht hatte er dann die Möglichkeit, sie zu beschützen.
    Ann schluckte und schüttelte den Kopf, während sie sich bemühte, sich zu fassen. Wie tapfer sie war! Stephan war, als dehnte sein Herz sich weit, weit aus und zöge sich wieder zusammen. Die liebe, süße Ann! Wie konnte er riskieren, sie mitzunehmen? Genauso wenig konnte er sie jedoch schutzlos hier zurücklassen, wo Rubius’ Töchter sie allein erwischen könnten.
    »Sie erwarten uns oben«, sagte er und zog Ann auf die Beine und zur Küchentür hinaus.
    »Sie ... sie wissen, dass wir hier sind?«
    »So wie wir wissen, dass sie hier sind.« Er biss die Zähne zusammen, als sie über die Hintertreppe in den ersten Stock hinaufstiegen. Inzwischen hatte er die Schwestern lokalisiert. Entschlossen ging er den Gang hinunter und stieß die Tür zur Bibliothek auf.
    Rubius’ Töchter standen vor den großen Fenstern, hinter denen nichts zu sehen war als die dunkle Nacht und die Bäume, die vom aufkommenden Wind geschüttelt wurden. Wie immer trugen sie durchscheinende Stoffe, nur war der Chiffon jetzt mit Seide unterfüttert, und die Gewänder waren weder oben noch unten bis zur Taille aufgeschlitzt. Aber die Farben waren dieselben, Schwarz für Dee und Weiß für Freya. Es fehlte nur noch Stancies Rot.
    Bei Stephans und Anns Eintreten drehten sie sich langsam um. Dees Augen glühten triumphierend und hasserfüllt, aber Freya sah nur traurig aus.
    »Ich sagte ja, sie würden kommen.«
    Stephan und Ann fuhren zu der Stimme herum. Van Helsing stand in lässiger Pose am Kamin, einen Fuß auf den Feuerbock gestellt und einen Brandy in der Hand. Auch in seinen Augen spiegelten sich Triumph und Hass. Für sein selbstgefälliges Grinsen hätte Stephan ihm die Zähne ausschlagen können.
    »Erich!«, rief Ann überrascht.
    »Was tun Sie denn hier?«, knurrte Stephan.
    Van Helsing zog die blonden Augenbrauen hoch. »Was für eine Frage! Ich bin hier, um mir meine Braut zu holen, Sincai.«
    Stephan drehte sich abrupt wieder zu Dee und Freya um.
    »Unser Diener verdient eine Belohnung dafür, dass er uns so ... nützlich war«, murmelte Dee.
    »Du dienst Rubius’ Töchtern, Erich?«, fragte Ann fassungslos.
    »Richtig.« Van Helsing schlug die Hacken zusammen und machte eine militärisch-zackige Verbeugung, bei der sich seine Weste auf sehr unschöne Weise über dem Bauch spannte. »Das habe ich die ganze Zeit getan.« Er hob das Glas, um einen Schluck zu trinken, hielt dann

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